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Taran Bd 4 - Der Spiegel von Llunet

Taran Bd 4 - Der Spiegel von Llunet

Titel: Taran Bd 4 - Der Spiegel von Llunet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lloyd Alexander
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sein Schwert empor, um den Streich abzufangen. Die Schwerter schlugen hell und kreischend aufeinander. Tarans Waffe erbebte in seiner Hand, die Wucht des Schlags warf ihn zu Boden. Doch seine Klinge hielt. Doraths Schwert zerbrach.
    Mit einem Fluch schleuderte Dorath den nutzlosen Knauf Taran ins Gesicht und lief auf ein Wäldchen zu. Sein Gaul kam auf einen Pfiff zwischen den Bäumen hervor. Taran war sofort wieder auf die Beine gesprungen und verfolgte Dorath.
    »Hilf! Hilf!«, schrie Gurgi. »Lieber Herr! Oh, hilf verwundetem Gurgi!«
    Taran blieb stehen. Vor ihm sprang Dorath aufs Pferd und galoppierte davon. Doch Taran eilte zurück zur Höhle. Drinnen versuchte Gurgi stöhnend und jammernd sich wieder auf die Beine zu ziehen. Taran kniete rasch nieder. Die Stirn der armen Kreatur war übel zugerichtet, aber Gurgi schrie und klagte mehr vor Schrecken als vor Schmerz. So trug Taran ihn aus der Höhle und lehnte ihn an einen Felsbrocken.
    Taran kehrte nicht mehr zum Spiegel von Llunet zurück. Er hatte gesehen, dass er jetzt leer und das Wasser verspritzt war. Man sah nur noch den Abdruck von Doraths schmutzigem Stiefel.
    Taran ließ sich neben Gurgi nieder und legte den Kopf auf die Arme. Lange saß er regungslos und schwieg.
    »Komm«, sagte er endlich und half Gurgi auf. »Komm, wir haben noch eine weite Reise.«
    Licht schimmerte aus Annlaws Hütte. Die Nacht war fast vorüber, doch der Töpfer war noch immer über seine Scheibe gebeugt. Er stand auf, als Taran langsam eintrat. Schweigend prüfte der Töpfer Tarans Gesicht und sagte endlich: »Hast du in den Spiegel gesehen, Wanderer?«
    Taran nickte. »Für ein paar Augenblicke. Aber niemand wird jemals mehr hineinsehen. Er ist zerstört.« Dann berichtete er von Dorath und von den Geschehnissen am See Llunet. Als Taran geendet hatte, schüttelte der Töpfer traurig den Kopf. »Du hast also nichts gesehen?«
    »Ich habe erfahren, was ich erfahren wollte«, erwiderte Taran.
    »Ich will dich nicht ausfragen, Wanderer«, sagte Annlaw. »Aber wenn dir danach zu Mute ist, mir zu berichten, dann werde ich hören.«
    »Ich sah mich selbst«, antwortete Taran. »Und als ich hineinsah, erkannte ich Stärke – und Schwäche. Stolz und Eitelkeit, Mut und Furcht. Ein wenig Weisheit, viel Torheit. Viele gute Vorsätze und viele, die nie in die Tat umgesetzt wurden, ich erkannte, dass ich ein Mensch bin, ein Mensch wie jeder andere. Aber ich erkannte auch dies«, fuhr er fort. »Sosehr sich die Menschen gleichen mögen, jeder ist anders – wie Schneeflocken, von denen sich auch nie zwei völlig gleichen. Du hast gesagt, du bräuchtest den Spiegel nicht zu suchen, weil du wüsstest, du bist Annlaw der Töpfer. Jetzt weiß ich, wer ich bin: ich selbst und niemand anders. Ich bin Taran.«
    Annlaw antwortete nicht sofort. Dann sagte er: »Wenn du das erkannt hast, dann hast du das tiefste Geheimnis erfahren, das dir der Spiegel eröffnen konnte. Vielleicht war er doch ein Zauberspiegel.«
    »Nein, es war kein Zauber.« Taran lächelte. »Es war nur ein kleiner Tümpel – der schönste, den ich kenne – aber eben ein Tümpel, sonst nichts. Zuerst dachte ich, Orddu hätte einen Narren auf eine närrische Reise geschickt. Das stimmt nicht. Sie wollte, dass ich sah, was der Spiegel mir zeigte. Jeder Bach, jeder Fluss hätte mir dasselbe Bild gezeigt, aber ich hätte es nicht verstanden, wie ich es jetzt verstehe. Und meine Herkunft«, fügte er hinzu, »ist nicht mehr wichtig. Echte Zusammengehörigkeit hat nichts zu tun mit den Banden des Bluts, wie stark sie auch sein mögen. Ich glaube, wir sind alle vom gleichen Stamm, sind Brüder und Schwestern, alle Kinder aller Eltern. Und das Erbe, nach dem ich einst suchte, bedeutet mir nun nichts mehr. Die Menschen in den Freien Commots haben mich gelehrt, dass man wahres Menschentum nicht erbt, sondern erwirbt. Auch König Smoit im Cantref Cadiffor hat mir das gesagt, aber ich habe nicht darauf geachtet. Llonio sagte, das Leben sei ein Netz, um das Glück zu fangen. Für Hevydd war es eine Feueresse und für Dwyvach die Weberin ein Webstuhl. Sie alle hatten recht. Du aber«, sagte Taran und sah den Töpfer an, »du hast mir gezeigt, dass das Leben mehr ist. Es ist der Ton, dem man Gestalt gibt wie dem ungeformten Ton auf dem Rad eines Töpfers.«
    Annlaw nickte. »Und du, Wanderer, wie willst du dein Leben formen?«
    »Ich kann nicht in Merin bleiben«, erwiderte Taran, »sosehr ich das Land liebe. Caer Dallben wartet auf mich.

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