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Tatjana

Tatjana

Titel: Tatjana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tathana Cruz Smith
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Schwäche für Kölnisch Wasser passte, musste Arkadi zugeben.
    Sie begannen feierlich.
    »Auf Tatjana.«
    »Auf Tatjana.«
    Gefolgt von den ersten Schweißperlen auf der Stirn.
    »Was meinen Sie damit, es gebe kein Kaliningrad?«, fragte Arkadi.
    »Genau das, was ich gesagt habe. Keine Vergangenheit, keine Menschen, kein Name.«
    Maxim erklärte, dass Kaliningrad einst Königsberg war, der Sitz deutscher Könige. Aber die Engländer hatten es während des Krieges in Schutt und Asche gelegt, und nach dem Krieg hatte Josef Stalin die gesamte deutsche Bevölkerung gezwungen, die Stadt zu verlassen. Alle Menschen, ihr Zuhause und ihre Erinnerungen wurden ausgelöscht. An ihrer Stelle karrte Stalin eine neue russische Bevölkerung heran und gab der Stadt einen neuen Namen, Kaliningrad, nach seinem Speichellecker-Staatschef Kalinin.
    »Kalinin war ein kleiner Scheißer, wissen Sie. Er war Staatsoberhaupt, und Stalin schickte Kalinins Ehefrau in ein Gefangenenlager. Stalin ließ sie aus der Zelle holen und auf dem Tisch tanzen. Ich nehme an, wenn man einen Mann auf diese Weise bricht, hat man ihn endgültig zerbrochen. Mein Gott, mein Mund ist trocken.«
    Maxim schenkte Wodka nach.
    »Und hier kommt der Witz. Niemand gibt zu, ein Kaliningrader zu sein. Sie nennen sich alle Königs. Aber die Stadt hat die höchste Kriminalitätsrate von Europa. Damit man weiß, dass sie russisch ist.«
    Der Besucher hatte einen Bluterguss unter dem Auge, so groß wie eine Faust. Ansonsten sah er für Schenja wie einer dieser aufgemotzten und übertrieben selbstsicheren Neuen Russen aus, die bereits ihre erste Dollarmillion eingestrichen haben. Bevor Schenja ihn aus der Tür schieben konnte, hatte der Mann die Wohnung betreten.
    »Entschuldige, mein Name ist Alexi. Ich dachte, das sei die Wohnung von Ermittler Renko.«
    »Ist sie. Ich wohne auch hier«, sagte Schenja.
    »Und …« Alexi wandte sich zu Lotte, die am Schachbrett saß und sein Starren erwiderte.
    »Eine Freundin«, sagte Schenja.
    »Ist sonst noch jemand da?«
    »Nein.«
    »Ihr feiert eine Privatparty.«
    »Wir sind mitten in einer Partie.«
    »Sieh mal einer an. Ist ja wie im Museum.« Alexi musterte die schweren sowjetischen Vorhänge, den Parkettboden, den Mahagonitisch und einen Schrank, der groß genug war, um darin zur See zu fahren. Er fixierte Lotte. »Wenn die Katze aus dem Haus ist, tanzen die Mäuse. Seid ihr das? Zwei kleine Mäuse? Ich will euch ja den Spaß nicht verderben, bin nur hier, um ein Notizbuch abzuholen. Genau genommen, ein Notizbuch wie das hier.« Er klopfte auf das Notizbuch, das offen neben dem Schachbrett lag. »Was schreibst du da auf?«
    »Wenn man Schach spielt, notiert man sich die Züge zur späteren Auswertung«, antwortete Schenja.
    »Klingt spannend.« Alexi ließ sich neben Lotte auf das Sofa fallen. Als sie Anstalten machte aufzustehen, packte er sie am Arm. »Ich werde auf Renko warten.«
    »Arkadi ist in Kaliningrad«, sagte Schenja.
    »Kaliningrad? Ist das nicht die reinste Ironie? Dann müssen wir eben ohne ihn anfangen.« Er ließ Lotte los und knallte eine Pistole mitten auf das Schachbrett, wobei schwarze und weiße Figuren umpurzelten. »Neues Spiel.«
    Der Bluterguss auf dem Gesicht sah frisch aus. Schenja wollte gerne glauben, dass Arkadi den Hieb ausgeführt hatte, konnte es sich aber nicht vorstellen.
    »Wie kann ich Ihnen helfen?«, fragte Schenja.
    »Das klingt schon besser. Ich suche nach einem gewöhnlichen Spiralnotizbuch ohne Wert und Nutzen für irgendjemanden. Genau wie dieses, nur ist die Sprache ein bisschen anders. Sogar ganz anders. Wenn du es siehst, wirst du es erkennen. Ich gebe dir fünfzig Dollar für die Rückgabe.«
    »Nein.«
    »Hundert Dollar. Du siehst aus, als könntest du das Geld gebrauchen.«
    »Nein, vielen Dank.«
    »Tausend Dollar.«
    »Nein.«
    Alexi fragte Lotte: »Meint dein Freund das ernst?«
    »Vollkommen.«
    Sie ist furchtlos, dachte Schenja.
    »Er lehnt tausend Doller für ein Notizbuch ab, über das er nichts zu wissen behauptet? Tut mir leid, das nehme ich ihm nicht ab.« Er griff nach seiner Pistole. »Das ist mein Röntgengerät. Es erkennt, ob jemand lügt. Was ist das für eine Waffe?«, fragte er Schenja.
    »Eine Makarow, glaube ich.«
    »Was für eine Makarow?«
    »Eine Makarow 234.«
    Alexi ließ den Finger über die Kreuzschraffierung des Griffs gleiten. »Stimmt. Und wenn man so eine Waffe wie diese vor Menschen hinlegt, reagieren die meisten, als hätte man ihnen eine Schlange

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