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Tatort Oslo - Unehrlich waehrt am laengsten

Tatort Oslo - Unehrlich waehrt am laengsten

Titel: Tatort Oslo - Unehrlich waehrt am laengsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Knut Krueger
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Wenn er sie jetzt auch noch anfeuerte, würde sie hochgehen wie eine Rakete, und Lukas hasste solche Explosionen.
    »Lukas, schau mal, sieht das nicht lustig aus?«
    Seine Mutter stand auf einem Bein und hielt sich an der Statue eines muskulösen Bronzemanns fest, der ebenfalls auf einem Bein stand und vier Säuglinge in die Luft hielt, als würde er mit ihnen jonglieren. Sie strahlte mit der Sonne um die Wette, während ihre blonden Haare im Wind flatterten.
    »Sehr lustig«, sagte Lukas und hätte am liebsten mit dem Fuß aufgestampft.
    ✶ ✶ ✶
    Als sie später auf Franziskas Zimmer waren, erstellten sie eine Liste. Das war ihre Idee gewesen. Eine Pro-und-contra-Liste sollte es werden, die schwarz auf weiß ans Tageslicht bringen würde, dass München hundert, wenn nicht tausend Mal besser war als Oslo.
    » Englischer Garten «, sagte Franziska träumerisch und machte mit ihrer schnörkeligen Schrift den ersten Eintrag. Als i-Punkt malte sie ein kleines rosafarbenes Herz.
    » Oktoberfest «, ergänzte Lukas. »Top Spin, Magic, Freefall …«
    »Soll ich das alles aufschreiben?«
    »Quatsch, ich hab nur gerade überlegt, was meine Lieblingsfahrgeschäfte sind.«
    »Vom Freefall wird dir doch immer total schlecht.«
    »Nur das eine Mal, weil ich vorher zu viel Eis gegessen hatte.«
    »Hm, was noch?«, fragte Franziska.
    »Das Mathäser , da laufen die besten Filme«, schlug Lukas vor. »Außerdem gibt’s dort das leckerste Popcorn.«
    Mathäser , notierte Franziska und fügte in Klammern Popcorn hinzu.
    » Bayern München «, legte Lucas nach. »Kannst die Allianz Arena gleich dazusetzen. Die Samstage sind auch nicht mehr das, was sie mal waren.«
    »Stimmt, samstags war ich mit Mama immer auf dem Viktualienmarkt.«
    »Also schreib auf!«
    Franziska setzte erneut den Stift an. Viktualienmarkt . Mit zwei rosa Herzen.
    Je länger sie nachdachten, desto mehr Vorzüge und Pluspunkte Münchens fielen ihnen ein, die keinesfalls auf der Liste fehlen durften. Franziska schrieb und schrieb, während ihre Buchstaben immer kleiner wurden. Als Letztes quetschte sie noch den Namen ihrer Lieblingseisdiele in Schwabing unten auf die Seite. Adria .
    Gegenüber, in der rechten Spalte, herrschte gähnende Leere.
    »Was machen wir eigentlich mit der Liste, wenn wir fertig sind?«, wollte Lukas wissen.
    »Die schieben wir morgen früh unter Mamas Tür durch oder legen sie auf den Küchentisch.«
    »Bist du verrückt?«
    »Warum denn? Wenn sie die Liste sieht, wird Sie einsehen, dass wir zurückziehen müssen «, sagte Franziska.
    »Dann lass uns aber auch irgendwas aufschreiben, was für Oslo spricht, sonst glaubt sie noch, wir wären nicht objektiv.«
    »Hm … na gut … fällt dir denn was ein?«
    »Nö.«
    »Mir auch nicht.«
    »Das Skolebrød bei der Bäckerei Samson in der Frederik Stangs gate schmeckt eigentlich ganz gut«, sagte Lukas nach längerem Nachdenken.
    »Du meinst, diese Hefedinger mit Vanillecreme und Kokosflocken?«
    »Genau die.«
    »Ja, kann man essen«, räumte Franziska ein.
    »Wird einem jedenfalls nicht gleich schlecht von«, ergänzte Lukas.
    »Also gut.« Franziska griff seufzend zu einem stumpfen Bleistift und kritzelte Skolebrød in die linke Spalte. »Noch weitere Backwaren, die du aufnehmen möchtest?«
    »Wie wär’s mit dieser Keksschokolade in der gestreiften Verpackung?«
    »Hä?«
    »Na, die so ähnlich schmeckt wie KitKat.«
    »Kvikklunsj?«
    »Ja, Kvikklunsj.«
    »Meinetwegen, aber das reicht jetzt«, entschied Franziska. »Für Oslo spricht also Skolebrød und Kvikklunsj, für München der ganze Rest.«
    Am Ende beschlossen die beiden dann doch, die Liste erst mal unter Verschluss zu halten. Außerdem wollten sie noch eine zweite Liste mit den Namen all ihrer Freunde und Freundinnen anfertigen, denn die vermissten sie schließlich am allermeisten. Bei Facebook tippten sie sich täglich die Finger wund, aber irgendwie kam ihnen das eher wie ein Computerspiel vor, mit dem sie ihr altes Leben weiterspielten. Mit ihrem neuen Leben hatte das nichts zu tun. Irgendwann würde ihre Mutter schon von selbst darauf kommen, dass der Umzug nach Oslo eine Riesenschnapsidee gewesen war, und wieder mit ihnen nach München zurückgehen.
    Nur eines, darin waren sie sich einig, konnte das verhindern. Wenn ihre Mutter sich vorher verliebte. Das durfte unter keinen Umständen passieren. Der Haken an der Sache war, dass sie sich ziemlich schnell verliebte. Im Allgemeinen.
    Natürlich war das nicht immer so

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