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Todesflut: Thriller

Todesflut: Thriller

Titel: Todesflut: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boyd Morrison
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1. Kapitel
    Memorial Day
    8:41
    Flugkapitän Michael Robb öffnete mühsam die Augen. Er lag auf dem Fußboden des Cockpits und verspürte plötzlich eine Hitze, als flöge sein Jet durch einen Hochofen. Warnsignale ertönten. Von der Stirn floss ihm Blut in das brennende Auge. Eine Sekunde lang fragte er sich, was los war. Dann fiel es ihm schlagartig wieder ein. Der Zusammenstoß.
    Er hatte die Kanzel gerade wieder betreten und sich geschworen, bis Sydney keinen Kaffee mehr anzurühren. Sie hatten die Strecke von Los Angeles noch nicht einmal zur Hälfte hinter sich gebracht, und er war schon drei Mal zur Toilette gepilgert. Seine Kopilotin Wendy Jacobs, die gut zwanzig Jahre jünger war als er, hatte gegrinst, aber nichts gesagt. Gerade als er Anstalten machte, sich zu setzen, blitzte es am Steuerbordflügel auf.
    Er hatte gedacht, es sei eine elektrische Entladung, die von dem Gewitter herrührte, das sie überflogen, aber gleichzeitig wurde die Maschine wie von einer Riesenhand zur Seite gestoßen. Da dröhnte ein unerträglich lauter Überschallknall in seinen Ohren, und er wurde mit Kopf und Schulter gegen die Wand geschleudert.
    Er konnte nur wenige Minuten außer Gefecht gewesen sein, als er noch völlig benommen wieder zu sich kam. Nach und nach sah er seine Umgebung weniger verschwommen. Er setzte sich auf und wischte sich das Blut aus dem Auge. Die Instrumente wirkten intakt. Wendy Jacobs hatte den Autopiloten deaktiviert und den Steuerknüppel gepackt, um das Flugzeug wieder in den Griff zu bekommen. Flugkapitän Robb zog sich hoch. Wie verletzt er war, wusste er nicht, aber er konnte sich bewegen. Das reichte für den Augenblick.
    Als er auf seinen Sessel stieg, warf er einen kurzen Blick auf den Druckmesser. Der Zeiger stand auf null. Totaler Druckabfall.
    Automatisch, eine Folge jahrelangen Trainings, griff er nach links zu seiner Sauerstoffmaske. Seine Schulter protestierte heftig bei dieser Bewegung, und er zuckte vor Schmerz zusammen.
    »Sauerstoffmasken, einhundert Prozent!«, rief er.
    Wendy Jacobs setzte ebenfalls ihre Maske auf. Die der Passagiere würden schon automatisch aus der Kabinendecke gefallen sein. In Gedanken spielte er rasch die möglichen Ursachen einer Explosion durch. Bombe? Raketenangriff? Treibstofftank? Der rapide Druckabfall sprach dafür, dass einige Fenster herausgefallen waren, vielleicht sogar eine Tür. Das Flugzeug hielt sich aber noch in der Luft, die Brennstoffversorgung musste also noch intakt sein.
    Er musste die Maschine schnellstens wieder unter Kontrolle bekommen, für eine Ansage war keine Zeit. Um die Passagiere würden sich die Flugbegleiterinnen kümmern müssen. Das Beste, was er tun konnte, war, die Maschine auf zehntausend Fuß zu bringen, wo man normal atmen konnte. Er schob den Steuerknüppel nach vorn und stellte die Dekompressionswarnung ab, aber ein anderes Warnsignal heulte weiter. Die Kontrolllampen der Steuerbordtriebwerke leuchteten rot auf. Die Düsen brannten.
    »Zieh den Knebelgriff des dritten Triebwerks!«, rief Robb. Er unterdrückte die Panik, die sich in seine Stimme drängen wollte.
    Kopilotin Wendy zog den Griff und drückte auf den darunter befindlichen Knopf. Das Feuer war gelöscht. Sie warf einen Blick durch das Steuerbordfenster, um sich zu überzeugen.
    »Brand der dritten Düse gelöscht! Die vierte ist weg!«
    »Weg?«
    »Von der Aufhängung abrasiert.«
    Robb fluchte leise. Mit drei Triebwerken konnte seine 747-400 fliegen, aber bei nur zwei Backbordtriebwerken würden sie einen Riesendusel brauchen, um in der Luft zu bleiben.
    Er wandte sich zu Wendy Jacobs. Sie war aschfahl, aber ansonsten ganz Profi.
    »Setz den Notruf ab.«
    Sie nickte. Sie verstand, was das bedeutete. Selbst wenn sie jemand hörte, viel Unterschied würde es nicht machen. Sie konnten allenfalls hoffen, ihre Position durchzugeben, falls sie ins Wasser mussten. Sie funkte.
    »Mayday! Mayday! Mayday! Hier spricht TransPac 823. Wir sinken. Wir sinken. Wir haben das dritte und das vierte Triebwerk verloren. Unsere Position ist fünfundsiebzig Meilen vom Palmyra-Richtfeuer in einer Richtung von 245°.«
    Keine Antwort, nur Rauschen.
    »Versuche es mit dem Emergency Transponder«, sagte Robb, obwohl er wusste, dass es vergebliche Liebesmüh wäre, hier wurden sie vom Radar nicht mehr erfasst.
    Während die Maschine schnell um neuntausend Meter sank, kam es in der Wolkendecke fünfzehn Kilometer zu ihrer Rechten zu einem überirdischen Glühen. Zuerst wurde es noch

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