Jedi-Akademie 02 - Der Geist des Dunklen Lords
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Die gewaltige orangene Kugel des Gasplaneten Yavin schob sich über den Horizont seines vierten Mondes. Weiches, fahles Licht fiel über die ewig rauschenden Dschungel und die uralten Steintempel.
Luke Skywalker vertrieb mit einer Jedi-Entspannungstechnik die Müdigkeit aus seinem Körper. Er hatte gut geschlafen – aber die Zukunft der Neuen Republik und das Schicksal der Galaxis lasteten schwer auf ihm.
Luke stand auf dem Dach der quadratischen Pyramide des Großen Tempels, der schon vor Jahrtausenden von der verschollenen Massassi-Rasse aufgegeben worden war. Zu Beginn des Kampfes gegen das Imperium hatte die Allianz in den Ruinen eine Geheimbasis errichtet und von dort aus den verzweifelten Angriff gegen den ersten Todesstern geführt. Jetzt, elf Jahre nach dem Rückzug der Rebellen, war Luke zum vierten Mond Yavins zurückgekehrt.
Inzwischen war er ein Jedi. Ein Jedi-Meister. Der erste einer neuen Generation, wie jene, die tausend Generationen lang die Republik beschützt hatten. Die alten Jedi-Ritter waren angesehen und mächtig gewesen, bis Darth Vader und der Imperator sie gejagt und bis auf den letzten Mann niedergemacht hatten.
Mon Mothma, die Staatschefin der Neuen Republik, hatte Luke bei seiner Suche nach Talenten mit einem Potential in der Macht unterstützt – Kandidaten für einen neuen Orden der Jedi. Luke war es gelungen, ein Dutzend Studenten für seine »Akademie« auf Yavin 4 zu finden, aber er wußte nicht genau, wie er sie am besten ausbilden konnte.
Seine eigene Schulung durch Obi-Wan und Yoda war nur kurz gewesen, und Luke hatte seitdem einen Teil der verlorenen Jedi-Überlieferung wiederentdeckt und feststellen müssen, wie wenig er noch immer wußte. Selbst ein großer Jedi wie Obi-Wan Kenobi hatte bei einem seiner Schüler versagt und zugelassen, daß aus Anakin Skywalker ein Ungeheuer namens Darth Vader geworden war. Jetzt wurde von Luke erwartet, daß er andere ausbildete und dabei keinen Fehler machte.
Tu es oder tu es nicht, hatte Yoda gesagt. Versuchen gibt es nicht.
Luke stand auf den glatten, kühlen Steinfliesen des Daches und blickte hinaus zu dem erwachenden Dschungel, roch die Myriaden scharfer und süßer Düfte, als sich die Luft im Morgenlicht erwärmte. Der würzige Geruch der Blaublattbüsche und das Aroma blühender Orchideen stiegen zu ihm auf.
Luke schloß die Augen und ließ die Hände an seinen Seiten hängen, hielt dabei die Finger gespreizt. Er öffnete sein Bewußtsein und entspannte sich; er schöpfte seine Kraft aus der Macht und spürte das Kräuseln, das von den Lebensformen unten im Dschungel erzeugt wurde. Mit seinen geschärften Sinnen konnte er das Rascheln von Millionen Blättern, das Kratzen von Zweigen und die Geräusche kleiner Tiere hören, die durch das Unterholz huschten.
Mit einem Schrei, der Schmerz und Angst verriet, starb ein Nager in den Fängen eines Raubtiers. Fliegende Kreaturen schickten ihre Lockrufe durch die dichten Baumwipfel. Große Pflanzenfresser verzehrten das Blattwerk, rissen junge Triebe von den hohen Ästen oder wühlten in der Laubdecke auf dem Boden nach Pilzen.
Ein breiter, warmer Fluß, saphirblau und von schlammbraunen Wirbeln gefleckt, wälzte sich am Großen Tempel vorbei und war unter den dichten Bäumen kaum zu sehen. Der Fluß gabelte sich und schickte einen Nebenarm am alten Kraftwerk der Rebellen vorbei, das Luke und R2-D2 für die Jedi-Akademie wieder in Betrieb genommen hatten. Wo der Fluß um einen überschwemmten, halb verfaulten Baum strudelte, spürte Luke ein großes Wasserraubtier in den Schatten lauern und darauf warten, daß kleinere fischähnliche Kreaturen vorbeischwammen.
Die Pflanzen wuchsen. Die Tiere gediehen. Der Mond erwachte zu einem neuen Tag. Yavin 4 lebte – und Luke Skywalker fühlte sich von neuer Kraft erfüllt.
Er lauschte konzentriert und hörte, wie sich aus weiter Ferne zwei Personen durch den dichten Dschungel näherten. Sie bewegten sich leise, schweigend, aber er konnte die Veränderungen im Dschungel spüren, während sich seine beiden Jedi-Kandidaten einen Weg durch das Unterholz bahnten.
Luke löste sich aus seiner Trance. Er lächelte und beschloß, sich nach unten zu begeben und ihnen entgegen zu gehen.
Als er sich abwandte, um in die hallenden Steingänge des Tempels zurückzukehren, blickte er zum Himmel hinauf und sah in der feuchten Atmosphäre den Düsenschweif einer Fähre, die zum Landeanflug ansetzte. Überrascht erkannte er, daß es sich um die
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