Tausend heiße Liebesnächte: Roman (German Edition)
den lässigen Kleidungsstücken um hochwertige Designerware handelte.
Jetzt nahm der Mann seine getönte Brille ab und sie sah ihn dunkle Augen, die von einem Kranz langer schwarzer Wimpern umgeben waren. Kleine feine Fältchen hatten sich um die Augenpartie eingegraben und verrieten, dass der Mann nicht mehr ganz jung war.
„Darf ich mich vorstellen – Frank Cavendish.“ Im Sitzen deutete er eine kleine Verbeugung an.
Ellen nickte nur. Sie hatte keinerlei Interesse daran, die nähere Bekanntschaft des Bärtigen zu machen.
„Verraten Sie mir Ihren Namen?“
Schon wollte Ellen eine knappe, nicht allzu freundliche Bemerkung dahingehend machen, dass sie keinerlei Interesse an einer Unterhaltung hätte, da bemerkte sie die Blondine, die sich an seine andere Seite setzte und ihn mit beinahe hypnotischem Blick ansah. „Frank … Frank, du bist es wirklich! Supergeil! Wir haben uns eine Ewigkeit lang nicht mehr gesehen.“
Er drehte sich nur kurz um. „Sandra … sorry, aber du siehst ja, dass ich beschäftigt bin.“ Eine kleine Pause folgte, dann fügte er fast unhörbar hinzu: „Und du weißt sicher auch, warum ich dich nicht mehr sehen wollte. Also bitte … lass mich in Ruhe.“ Die eben noch samtweiche Stimme hatte plötzlich einen harten Unterton bekommen, dann wandte sich der Mann wieder mit charmantem Lächeln an Ellen. „Und? Wie darf ich Sie nennen?“
„Sie sind hartnäckig, ja?“
„Nur, wenn es sich lohnt.“
„Ellen. Ellen Niehaus.“ Sie trank den inzwischen abgekühlten Espresso aus. „Guten Flug.“ Damit rutschte sie von ihrem Hocker, nahm ihre Tasche und schlenderte davon in Richtung Zeitschriftenladen. Es konnte nicht schaden, sich einen Reiseführer über Dubai und die Emirate zu kaufen und sich ein wenig zu informieren.
Sie hielt gerade zwei verschiedene Exemplare in der Hand, als über Lautsprecher ihr Flug aufgerufen wurde. Kurz entschlossen kaufte sie beide Reiseführer und ging dann hinüber zum Gate.
Eine freundliche Stewardess begrüßte sie in der First Class und wies ihr einen Platz am Fenster an.
„Sie erlauben doch …“ Die dunkle Stimme kannte sie.
„Natürlich. Gern.“ Es verwunderte sie nicht allzu sehr, dass Frank Cavendish neben ihr Platz nahm. Sein offensichtlicher Flirtversuch begann ihr Spaß zu machen. Eines war ihr jetzt schon klar: Dieser Mann war keiner, in dessen Gesellschaft Langeweile aufkam. Das bewies er, kaum dass die Maschine ihre Flughöhe erreicht hatte. Er winkte der Stewardess und bestellte Champagner.
„Ich hoffe, Sie mögen Champagner, Miss Niehaus.“
„Gern sogar.“ Ein kleines Lächeln glitt um ihren Mund. „Und Sie haben sogar meine Lieblingsmarke geordert.“
„Ich hab’s geahnt.“ In seinen Augen blitzte es auf, und obwohl Ellen sich dagegen wehrte – diese Augen besaßen einen Zauber, der sie gefangen nahm, ob sie es wollte oder nicht. „Ich wage zu behaupten, dass ich noch einiges andere von dem erahnen, was Sie mögen.“
So ein frecher Kerl! Seine Worte waren an Zweideutigkeit nicht zu übertreffen. Zum Glück wurde gerade der Champagner serviert, und Ellen trank ihr Glas in einem Zug halb leer.
Irgendwann im Lauf der sieben Stunden, die der Jet bis Dubai benötigte, erzählte sie ihm von sich, von ihrem Job, von Dennis Ullmann, dem beliebten Star, den sie interviewen sollte.
Frank hingegen sprach kaum über sich, er erzählte nur, dass er als Manager arbeite und die einige Monate im Jahr in London lebte. „Meine Mutter war gebürtige Engländerin, leider ist sie vor fünf Jahren gestorben.“ Die dunklen Augen verschatteten sich für einen Moment, doch rasch hatte er sich wieder gefangen. „Mögen Sie noch ein Glas?“ Er wies auf die fast ganz geleerte Sektflöte, die vor ihr stand.
„Nein, danke, nur nicht. Ich bin jetzt schon ganz müde.“ Sie sah ihn nur kurz an, dann blickte sie aus dem Fenster, doch eine dichte Wolkendecke verhinderte die Sicht nach unten.
„Ruhen Sie sich ein wenig aus.“ Er winkte der Stewardess, die sofort eine leichte Decke brachte.
Ellen war in ihren Empfindungen hin und her gerissen. Einerseits gefiel es ihr, so fürsorglich behandelt zu werden. Auf der anderen Seite mochte sie es gar nicht, wenn jemand für sie handelte, auch wenn es noch so gut gemeint war.
Sie schloss die Augen. Erst mal so tun, als würde sie schlafen. Das ersparte ihr eine weitere Konversation und die nähere Bekanntschaft mit diesem bärtigen Mann, der ihr viel zu tief in die Augen sah
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