Tausend heiße Liebesnächte: Roman (German Edition)
„So ist es nun mal: Mein lieber Ewald braucht hin und wieder ein junges Ding, das ihm sagt, wie toll er ist – und ich liebe nun mal teuren Schmuck. Außerdem weiß ich, dass er in Wahrheit nur mich liebt.“
„Stimmt. Dennoch …“ Ellen schüttelte den Kopf. „So könnte ich keine Beziehung führen. Wenn ich mit jemandem zusammen bin, dann soll er ausschließlich mir gehören. Zum Teilen bin ich einfach nicht geschaffen.“ Sie trank ihr Glas aus. „Ich kriege ja auch nach all der Zeit das Bild nicht aus dem Kopf, als dieses rothaarige Ding vor Tom kniete und es ihm hingebungsvoll besorgte.“ Sie biss sich auf die Lippen, atmete zweimal tief durch und meinte: „Nein, das Thema Tom Hollstein ist durch, ich hab ihn schon fast vergessen.“
„Gestatte, dass ich das bezweifle.“
„Es ist aber so! Und deshalb hör auf, uns gemeinsam einzuladen.“ Sie trank den letzten Schluck Cognac. „So, meine beste, raffiniertest und doch gutmütigste aller Freundinnen, jetzt muss ich los. Mein Flieger geht gegen sieben Uhr morgens, ich muss noch packen.“
Ulrike umarmte sie. „Ich beneide dich um den Job. Ein Interview mit Dennis Ullmann in Dubai … davon träumt jede Journalistin.“ Für einen Moment verdunkelten sich ihre Augen. „Wenn ich höre, wohin du überall reisen kannst, bedauere ich es doch, meinen Job aufgegeben zu haben. Wir hatten damals eine tolle Zeit bei der Vogue, nicht wahr?“
„Stimmt. Aber du weißt genauso gut wie ich, dass die ganz guten Zeiten vorbei sind. Nicht umsonst arbeite ich frei, die Stellen bei den wirklich interessanten Zeitschriften sind rar.“ Sie machte eine kleine Pause, dann fügte sie leiser hinzu: „Und, offen gestanden, könnte ich mir diese Arbeitsweise nicht leisten ohne das Erbe meiner Großmutter.“
„Oma Johanna … sie war ein Engel.“ Ulrike lächelte. „Ich weiß noch genau, was sie mir bei der Hochzeit gesagt hat: Männer dürfen alles essen, aber nicht alles wissen.“
„Und den Wahlspruch hast du dir zu Herzen genommen“, lachte Ellen.
Ulrike kicherte. „Na ja, wenn’s doch so gut passt …“ Jemand rief nach ihr, und sie umarmte die Freundin ein letztes Mal: „Ich muss zurück zu den anderen Gästen. Mach’s gut, meine Süße, und melde dich zwischendurch mal.“
„Mach ich.“ Ellen sah sich im geräumigen Eingangsbereich vorsichtig um, doch von Tom war nichts mehr zu sehen. Rasch verließ sie das elegante Appartement.
Kapitel 2
„Sorry, Miss Niehaus, aber die Maschine verspätet sich nochmals um drei Stunden.“ Die Stewardess mit den dunklen Augen und dem schwarzen Haar, die am Schalter von Emirates Airlines saß, zuckte nur knapp mit den Schultern und rückte ihr rotes Käppchen zurecht. „Ich darf Sie aber auf die First Class buchen als Entschädigung.“ Sie sah kurz auf. „Dort sind noch sechs Plätze frei.“
Ellen nickte. So ein Upgrade war nicht schlecht! „Danke, sehr freundlich von Ihnen. Dann geh ich mir noch einen Kaffee trinken.“ Sie nahm die Bordkarte entgegen und schlenderte hinüber zu der langen Kaffeebar, an der schon etliche Fluggäste saßen und sich die Wartezeit vertrieben.
Zwischen einer älteren Dame und einem Mann mit dunklem Dreitage-Bart war noch ein Platz frei. Ellen bestellte sich einen doppelten Espresso. Sie hatte nur vier Stunden geschlafen, die Begegnung mit Tom war nicht spurlos an ihr vorbei gegangen. Viel zu lange hatte sie wach gelegen und an ihn gedacht. Und an die schönen Stunden mit ihm. An Stunden voller Liebe, heißem Sex und …
Verdammt, jetzt hatte sie sich die Zunge verbrannt!
Schnell stellte sie die kleine Tasse zurück.
„Das passiert mir auch immer wieder! Hier, kauen Sie einen Bissen, dann vergeht der Schmerz schnell.“ Der Mann mit dem dunklen Bart rückte Ellen einen Teller mit einer Laugenbrezel hin. Er hatte eine sehr warme, dunkle Stimme mit leichtem Akzent.
„Danke. Es geht schon.“
„Zieren Sie sich nicht, ich war noch nicht dran.“ Er schob den Teller mit der Brezel noch ein paar Zentimeter näher zu ihr hin.
„Danke.“ Ellen brach sich ein Stück ab, und wirklich tat es gut, das trockene Gebäck zu kauen.
„Sie fliegen auch nach Dubai, nehme ich an.“
„Ja. Sie auch, nehme ich an.“ Mit einem raschen Blick streifte sie ihren Nachbarn. Zu einer schwarzen Jeans trug er ein hellgelbes Poloshirt und einen anthrazitfarbenen Leinenblazer. Ellen hatte lange genug für diverse Modezeitschriften gearbeitet, um zu erkennen, dass es sich bei
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