Taylor Jackson 01 - Poesie des Todes
gesprochen. Ich hab ihm gesagt, dass ich den Dienst quittiere.”
Taylor drehte sich zu ihm. Sie schirmte ihre Augen mit der Hand gegen die Sonne ab. “Machst du Witze?”
Er schüttelte den Kopf. “Nein, ich mache keine Witze. Ich will mich selbstständig machen, unabhängig vom Bureau arbeiten. Vielleicht mache ich meine eigene Beratungsfirma auf. Du könntest mit mir zusammenarbeiten.”
“Ich bin noch nicht so weit, die Metro zu verlassen, Baldwin, das weißt du.”
“Dann könntest du mich bei einigen Fällen beraten. Egal wie, ich hab’s getan. Morgen früh werde ich die Papiere hinschicken. Ich will hier sein, Taylor, bei dir.”
Er stand auf und ging zu ihr, legte seine Hände auf ihre Arme und ließ seine Stirn gegen ihre sinken.
“Ich bin dieses Lebens überdrüssig. Müde, diese Verbrechen zu sehen und auf den nächsten Mörder zu warten. Ich will mehr. Ich will bei dir sein. Heute, morgen. Für immer. Ich möchte, dass du meine Frau wirst.” Er nahm ihre linke Hand in seine, und sie fühlte, wie etwas Hartes auf ihren Ringfinger glitt. Sie schaute auf ihre Hand hinunter, überrascht von dem funkelnden Diamanten.
Taylor war sprachlos. Nicht so sehr wegen des Antrags, sondern wegen der Gefühle, die sich in ihr regten. Meine Frau. Dieser Begriff war ihr so fremd. Sie hatte nie darüber nachgedacht, zumindest nicht ernsthaft. Sie wusste, dass Baldwin sie liebte – und sie liebte ihn. Aber die Vorstellung, den Rest des Lebens mit ihm zu verbringen war nichts, was sie sich so einfach zu denken getraut hätte.
Jeden Tag hatten sie es mit so viel Bösem zu tun. Das Böse zog sich wie ein Krebsgeschwür durch ihr Leben, fesselte sie an die Dunkelheit. Eine Hochzeit schien eine so positive Absicht zu sein. Glücklich zu sein war ein Luxus, von dem sie nicht geglaubt hatte, ihn sich leisten zu können.
“Baldwin, ich … ich weiß nicht, was ich sagen soll.” Der Ausdruck auf seinem Gesicht brach ihr das Herz. “Ich meine nicht, dass ich Nein sagen will. Ich habe nur noch nie darüber nachgedacht. Nicht ernsthaft zumindest. Ich … Baldwin, ich hasse den Gedanken daran, dass ich dich verlieren könnte. Und ich habe Angst, dich zu verlieren, wenn wir heiraten.”
“Taylor, das ist doch total verrückt. Ich gehe nirgendwohin. Nichts wird zwischen uns kommen. Ich beschütze dich. Ich beschütze uns beide.”
Sie fühlte die Tränen in den Augenwinkeln aufsteigen. Baldwin trat einen Schritt zurück und sah sie an, als ob sie gleich explodieren würde. Die bare Verletzbarkeit in seiner Miene überwältigte sie. Er nahm es als Zeichen, dass sie ihn abwies, drehte sich um und begann, zum Haus zu gehen. Taylor griff seinen Arm. Sie nahm seine Hand, zog sie an ihre Lippen. Die Tränen kamen nun, liefen über ihre Wangen. Sie wischte sie mit dem Handrücken fort und lächelte durch den Schleier, der ihren Blick trübte. Dann zog sie ihn näher, zog ihn zu sich herunter. Sie streifte seine Lippen mit ihren.
“Nein, bitte nicht. Bitte geh nicht.”
Sie holte tief Luft.
“Ja, ich will.”
– ENDE –
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