Taylor Jackson 01 - Poesie des Todes
keine Jessica. Wir haben auf der Route von Jackson nach Nashville so viele Motels wie möglich überprüft, ihr Foto rumgezeigt. Mann, da gibt es haufenweise Motels, Hotels, Bed-and-Breakfast-Pensionen … zu viele, um sie in dieser kurzen Zeit alle abzuklappern. Außerdem stammt er vielleicht aus der Gegend und hat hier irgendwo sein Haus, in dem er sie gefangen hält.”
Baldwin überlegte einen Augenblick. “Ich neige dazu, mich dieser Theorie nicht anzuschließen. Dieser Kerl hat einen Plan. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er einfach irgendein Motel auswählt, um dort seinen Geschäften nachzugehen. Er kennt sich unbestritten in den verschiedenen Gegenden aus, aber er kann nicht überall zu Hause sein.” Er schwieg, überlegte. Der Mörder war bereits in fünf Staaten tätig geworden. Er würde die geografischen Forensiker bitten, sich das mal anzuschauen, zu gucken, ob es einen zentralen Punkt gab, von dem aus der Mörder operieren könnte. Er machte sich einen entsprechenden Vermerk in seinem Notizbuch.
“Lassen Sie mich eben einen Anruf tätigen. Ich möchte gerne wissen, was für Informationen die Polizei von Nashville inzwischen hinsichtlich Shauna Davidson zusammengetragen hat.”
Er wählte die Nummer von Taylors Handy und freute sich, als sie beim ersten Klingeln an den Apparat ging. “Hier ist Agent Baldwin”, sagte er und versuchte, offiziell zu klingen.
“Hi, Special Agent”, erwiderte sie neckend. Sie musste wohl alleine sein. Er wünschte, jetzt bei ihr sein zu können.
“Ich stelle Sie auf Lautsprecher. Mit mir im Auto sitzt Special Agent Jerry Grimes. Er bearbeite die Fälle aus Alabama und Louisiana und braucht die Informationen ebenfalls. Haben Sie den Background zu Shauna Davidson?”
Durch den Lautsprecher klang Taylors Stimme klar und professionell.
“Den haben wir. Passen Sie auf: Einundzwanzig Jahre alt, eins siebzig groß, dreiundsechzig Kilo. Braune Haare, braune Augen. Hat die Middle Tennessee State University besucht, medizinisches Vorstudium. Eltern sind Carol und Roger Davidson, beide Buchhalter. Gut situiert, was ihr schönes Apartment erklärt. Sie war Einzelkind, ihren Freunden nach ein wenig verwöhnt. Sie hatte ein paar Freunde, die sich ‘die Clique’ nannten. Namentlich Megan, Kimber und Tiffany. Sie machen alles gemeinsam. Sie waren auch in der Nacht zusammen, als Shauna verschwand.
Sie sind von Bar zu Bar gezogen, haben sich ein bisschen betrunken und geflirtet. Als Letztes sind sie in eine Bar namens Jungle Jim’s gegangen. Meagan und Kimber haben mit ein paar Jungs gequatscht und versucht sie zu überreden, ihnen ein paar Drinks auszugeben. Tiffany hatte sich nach Ankunft in der Bar von der Gruppe abgesetzt. Ihr Freund war aufgetaucht und hatte einen Riesenaufstand gemacht, als er sie mit einem anderen tanzen sah. Sie war ziemlich betrunken, er war wütend. Also hat sie sich zu ihm gesetzt und sich mit ihm unterhalten. Shauna war bei Kimber und Megan, während die sich mit den Jungs unterhielten. Offensichtlich glaubte sie nicht, dass das irgendwo hinführen würde, und als einer der Jungs sie anmachte, wies sie ihn mit scharfen Worten ab. Laut Megans Aussage hat Shauna ihm das Loser-Zeichen gezeigt, Sie wissen schon, die Hand mit abgespreiztem Daumen an der Stirn, dass es wie ein L aussieht. Das brachte Kimber und Megan zum Lachen. Kimber sagte, dass Shauna kein Engel war, aber sie war sehr wählerisch, mit wem sie sich einließ. Und das war das Letzte, was sie von ihr gesehen haben.
Sie alle fühlen sich fürchterlich schuldig. Sie waren ziemlich betrunken, und niemand hat groß achtgegeben. Megan und Kimber haben gesehen, wie Tiffany die Bar mit ihrem Freund verlassen hat. Als sie selber gehen wollten, konnten sie Shauna nicht entdecken und dachten, sie wäre mit Tiffany mitgefahren.”
“Hat irgendjemand beobachtet, wie sie die Bar verließ?”
“Tja, ein Türsteher glaubt sich zu erinnern, dass sie alleine gegangen ist. Sagt, sie wäre auf der Font Street in Richtung Norden gegangen, was auch der Weg wäre, den sie hätte gehen müssen, um nach Hause zu kommen. Aber das ist alles. Niemand hat sie mehr gesehen, bis sie in Georgia aufgetaucht ist. Gleicher Täter?”
“Gleicher Täter. Wir haben bei ihr eine Hand gefunden, von der wir annehmen, dass sie Jessica Porter gehört. Das wird gerade untersucht. Aber wir haben ein Problem.”
“Welches denn?”
“Ein weiteres Mädchen wird vermisst. Eine Ärztin aus Noble, Georgia. Wir sind
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