Taylor Jackson 01 - Poesie des Todes
gerade dahin unterwegs, um erste Informationen zu sammeln. Bleib in der Nähe des Telefons, okay? Wir sollten bald mehr wissen.”
“Okay, danke. Wir hören uns.”
Baldwin klappte sein Handy zu. “Lassen Sie uns noch ein bisschen mehr über die Tatorte sprechen. Was für Beweise haben Sie an den Fundorten der Leichen sicherstellen können?”
“Nada, nichts, niente. Sie lagen auf dem Rücken, die Arme ausgestreckt, Beine an den Knöcheln gekreuzt. Aber es gibt keine Anzeichen dafür, dass sie nicht einfach dort abgeworfen worden sind. Wir haben noch nicht einmal Reifenabdrücke. Nur ein bisschen lose herumfliegenden Müll, den die Spurensicherung eingesammelt hat. Dosen, Flaschen, Papier, solche Sachen. Haben Sie in Nashville irgendetwas finden können?”
Baldwin atmete tief ein. “Nein. Kein einziges Beweisstück. Nur Jessicas Leiche und vermutlich Jeanette Lerniers Hand. Wir müssen auf die DNA-Untersuchung warten, um absolut sicherzugehen …”
“Genau wie hier in Georgia. Mann, das ist total krank.”
“Er gibt uns nicht viel, womit wir was anfangen können, was? Und nun wird Marni Fischer vermisst. Wie lange ist sie schon weg?”
“Seit dem Ende ihrer Schicht gestern, so gegen fünf.”
“Wenn er sie drei Tage gefangen hält, haben wir Zeit bis morgen Abend, richtig?”
“Ja. Und dieser Kerl benutzt die Interstates. Also kann er inzwischen sonst wo sein.”
Baldwin schaute auf die Akte in seinem Schoß. Marni Marie Fischer, achtundzwanzig Jahre alt. Ein wunderschönes Gesicht schaute ihn mit lachenden Augen an. Er studierte ihre Gesichtszüge, bemerkte die Unterschiede zwischen ihr und den anderen. Sie war älter, das sah er auf den ersten Blick. Die ersten drei Mädchen waren gerade mal Anfang zwanzig. Und außerdem hatte Marni dunkelblondes Haar. Alle vorherigen Opfer waren brünett gewesen. Er ertappte sich dabei, ein schnelles Gebet zu murmeln, dass Marni Fischer einfach nur verschwunden und nicht das neueste Opfer des Southern Strangler war.
Grimes’ Telefon klingelte. Er ging ran und hörte der Person am anderen Ende der Leitung aufmerksam zu. Dann legte er auf und schüttelte den Kopf, als wolle er ihn von Spinnenweben befreien. Schließlich schaute er Baldwin mit seinen dunklen Augen an. “Okay, dann will ich Ihnen mal erzählen, was wir wissen. Einen ganzen Haufen nichts, um genau zu sein. Der Sheriff will sich mit uns am Krankenhaus treffen. Sie wollen Marnis Auto zum Abschlepphof bringen, aber sie haben freundlicherweise eingewilligt, auf uns zu warten. Ich weiß, dass Sie die Szenen gerne so originalgetreu wie möglich anschauen möchten.”
Baldwin nickte ihm zu. “Gut, das wird uns helfen.”
“Er wird auch Fotos mitbringen, damit Sie sehen können, wie es genau aussah, als sie das Auto gefunden haben.”
“Dann lassen Sie uns hoffen, dass wir etwas finden, was uns einen Hinweis darauf gibt, wo er sie hingebracht hat.” Baldwin ließ sich tiefer in den Sitz sinken und biss sich auf die Unterlippe. Er hatte das böse Gefühl, dass sie nichts finden würden, was ihnen helfen könnte, Marni Fischer zu retten.
13. KAPITEL
T aylor und Fitz fuhren auf den Parkplatz des Baptist Hospitals und stellten den Wagen ab. Sich durch die wartende Menge in der Notaufnahme zu drängeln war ein Abenteuer. Taylor zählte sechs Patienten, denen aus verschiedenen Wunden an ihrem Körper Blut tropfte, das in dem fluoreszierenden Licht orangefarben aussah. Sie schluckte den Widerwillen hinunter, der sich ihrer bemächtigte. Das letzte Mal, als sie durch diese Türen gekommen war, hatte sie auf einer Trage gelegen, und ihr eigenes Blut drohte auf den Linoleumfußboden zu spritzen.
Ihr letzter großer Fall kam ihr in den Sinn – er war immer präsent, lauerte direkt unter der Oberfläche.
Baldwin und sie hatten sich vor vier Monaten bei diesem Fall kennengelernt. Er hatte ein Jahr Auszeit genommen und war zu einer Zeit nach Nashville gekommen, als die Metro Police die Hilfe eines Profilers brauchte. Daraus hatte sich eine freundschaftliche Zusammenarbeit entwickelt, in deren Verlauf Taylor und Baldwin gemeinsam viele lange Arbeitstage und angespannte Situationen meisterten. Zwei so starke Persönlichkeiten Hals über Kopf zusammengesteckt – das barg Potenzial für Konflikte und gegenseitige Anziehung. Sie hatten die Spur eines bewaffneten Verdächtigen verfolgt. Der hatte sich am Ende in die Ecke gedrängt gefühlt, sich einem offenen Kampf mit Taylor gestellt – und verloren.
Aber
Weitere Kostenlose Bücher