Taylor Jackson 03 - Judasmord
Kaliumgehalt in den Glaskörpern des Auges oder etwas Ähnliches, um es genauer einzugrenzen, doch es war ein Anfang. Keine voreiligen Schlüsse ziehen, das war ihr Mantra.
Früchte in einem Korb auf der Arbeitsplatte aus Granit, ein leerer Karton fettarmer Bio-Milch, ein leerer Joghurtbecher … Wenn Taylor raten müsste , würde sie sagen, alles wirkte, als hätte das Opfer gerade das Frühstück beendet, bevor es die Küche verlassen hatte, um sich umbringen zu lassen.
An der Wand hing ein Anrufbeantworter. Das rote Blinklicht zeigte an, dass es eine neue Nachricht gab.
„Sorg dafür, dass jemand die Nachrichten abhört“, sagte sie zu Tim.
Sam gab ein kehliges Geräusch von sich. „Ich wollte zum Abendessen Hühnerfrikassee machen. Schätze, es wird stattdessen einen Salat geben.“
Die Videografin sagte nichts, und Taylor warf ihr einen Blick zu. Keri war nicht schlecht geworden, sondern sie dokumentierte nur alles sehr gewissenhaft. Sehr gut. Taylor fing Sams Blick auf und lächelte. Immer einen Witz auf Lager.
„Lasst uns nach oben gehen.“ Taylor ging langsam von der Küche durch den großen Raum und zurück ins Foyer. Die Gruppe folgte ihr. Die Treppe hatte einen Absatz auf halber Höhe und wandte sich danach nach links. Blut klebte an den Stufen, aber es sah anders aus als die unsicheren Fußabdrücke, die sie unten gesehen hatten. Taylor fragte Sam, was sie dachte, woher es stammte.
„Ein Kind, das so klein ist, kann nicht normal eine Treppe hinauf- oder hinuntergehen. Sie muss sich Stufe für Stufe hinaufziehen, dazu ihre Hände und Knie benutzen beziehungsweise auf dem Weg nach unten auf ihrem Popo rutschen. Wenn sie ganz mit Blut bedeckt war …“
„Oh.“ Vor Taylors innerem Auge tauchte ein nur zu lebhaftes Bild auf.
Die Füße vorsichtig zwischen den Spuren aufsetzend, machten sie sich auf den Weg nach oben.
„Das Babygitter ist nicht geschlossen“, sagte Sam. „Können Sie das bitte aufnehmen, Keri?“
„Das erklärt, wieso sie im ganzen Haus herumwandern konnte.“ Taylor schaute sich um.
Zu ihrer Rechten gab es drei Türen, hinter denen jeweils Schlafzimmer lagen. Zur Linken führte der Flur von der Treppe weg. Die Szene ähnelte dem, was sie unten gesehen hatten, nur war hier alles wesentlich intensiver. Gut erkennbare winzige Fußspuren, genaudefinierte Verschmierungen an den Wänden. Makabere Kunst eines kleinen Kindes, das sicherlich mehr verwirrt als alles andere gewesen war.
Die Räume waren alle sehr individuell eingerichtet, und der maritime Stil des vom Flur abgehenden Badezimmers erinnerte an ein Strandhotel. Die Mühe, die sich mit der Dekoration gegeben worden war, war offensichtlich. Und die Sachen waren auch nicht bei Target oder Pottery Barn gekauft worden. Das Dekor war äußerst edel und definitiv maßgefertigt.
Eine kurze Überprüfung ergab ein Gästezimmer, ein Büro und ein Kinderzimmer. Blutige Schlieren und helle Fußabdrücke führten in Letzteres hinein und wieder heraus. Taylor folgte ihnen. Das Kinderzimmer war in verschiedenen Pink- und Lilatönen eingerichtet, und die westliche Wand war mit einem Wandgemälde verziert, das einen Wald zeigte. Die Möbel bestanden aus gebeizter Eiche. Ein Mobile hing über dem Kinderbett. Sonnenlicht fiel durch die zarten, pinkfarbenen Vorhänge vor dem Fenster. Ein kleines Badezimmer ging vom Kinderzimmer ab. Taylor warf einen Blick hinein. Der Geruch von Fäkalien und Urin war stark – neben der richtigen Toilette stand eine kleine Miniaturtoilette. Sie war voll. Das Kind war trocken, brauchte aber definitiv noch seine Mutter, um den Topf zu leeren.
Mit gerümpfter Nase machte Taylor sich auf den Weg über den langen Flur zum Elternschlafzimmer. Die Tür stand weit offen und wurde von einer kleinen Bronzemaus gehalten. Keine Frage, Corinne Wolff hatte es gemocht, wenn ihre Türen offen standen. Die Wände waren in einem cremigen Salbeiton gestrichen. Die Möbel bestanden aus dunklem Rattan und Palisander. Inselstil, ein Rückzugsort für die Bewohner. Taylor erinnerte sich, eine Anzeige für einen ähnlich eingerichteten Raum in einem hochwertigen Möbelkatalog gesehen zu haben.
Der Innere des Zimmers war überflutet von nicht zueinanderpassenden Farben. Das Blut war zu dunkelbraunen Flecken getrocknet, außer da, wo es gegen die Wände und eine Lampe mit weißem Schirm gespritzt war und einen tiefen Burgunderton angenommen hatte.
Als Erstes sah sie ihre Füße. Der Körper wurde von dem großen
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