Taylor Jackson 05 - Symbole des Bösen
den oder die Mörder vorbehalten. Taylor ging darauf zu, entrollte Ariadnes Zeichnung und heftete sie daran.
„Wer ist das?“, wollte Marcus wissen.
„Das ist eine Zeichnung, die Ariadne von den Teenies gemacht hat, die sie an Halloween verfolgt hat. Ihre Sicht auf die Mörder. Mit und ohne Make-up. Sie hat Thorn nicht identifizieren können, aber sie hat Susan Norwood bei der Fotogegenüberstellung erkannt. Sie ist in die Morde und die Drogen verwickelt.“
„Ich kümmere mich darum.“ Marcus eilte aus dem Raum.
Lincoln tippte auf seinem Laptop. Er stieß einen langen, leisen Pfiff aus, dann stand er auf und schaute sich die Zeichnungen genau an. Wieder zurück an seinem Laptop tippte er irgendetwas ein. „Ich hab hier was, LT, das du dir mal ansehen solltest.“
Taylor ging zu ihm und schaute über seine breite Schulter auf den Monitor. Er war auf einer Videosharing-Seite.
„Bitte sag mir, dass das nicht schon wieder der Film ist“, bat sie.
„Nein. Der hier kommt von einer Adresse, die Teil der Geist-IP war. Ein weiteres Upload vom gleichen Ort.“
Er drückte Play.
Ein grauenhafter Krach ertönte aus den Lautsprechern, irgendwelche mit einer Melodie unterlegten dröhnenden Industriegeräusche. Ein tiefer Schrei, dessen Worte kaum zu verstehen waren. Ein Untertitel wurde eingeblendet. Anleitung für ein Gothic Make-up . Der Bildschirm wurde eine Sekunde schwarz, dann erschien das Gesicht eines Mädchens. Es war hübsch. Hohe Wangenknochen und große Augen, die sehr, sehr grün waren. Taylor erkannte sofort, dass es sich um gefärbte Kontaktlinsen handelte. Baldwin hatte natürlich grüne Augen, die genauso hell strahlten, aber viel schöner waren. Das Video lief nun mit doppelter Geschwindigkeit, während das Mädchen sein Gesichtmit perlmuttfarbener Grundierung schminkte, Rouge auflegte, die Augenbrauen nachzeichnete und sich dann an ihre Augen machte.
Die schwarzen Ringe wuchsen und wuchsen, jeder mit sicherer Hand aufgemalt. Sie baute den Lidschatten in mehreren Schichten auf, jede ließ die Augen tiefer und größer wirken. Eine Lage Mascara nach der nächsten sorgte dafür, dass das Grün wie ein Smaragd erstrahlte und den Rest ihres Gesichts verschwinden ließ. Sie widmete sich ihrem Mund, umrahmte ihn mit schwarzem Lipliner und malte die Lippen dann mit einem Pinsel aus. Über den Amorbogen zog sie einen weißen Strich, dann kehrte sie zu ihren Augen zurück und fügte lange, sich über ihre Wangen windende schwarze Ranken hinzu.
„Fertig!“ verkündete der Untertitel, dann folgte eine kleine Vorher-Nachher-Einblendung. Das Mädchen lächelte und ihre Zähne hoben sich weiß von dem schwarzen Hintergrund ab. Die spitzen Reißzähne ließen Taylor an die aufgerissenen Münder in Barent Johnsons Schlafzimmer denken. Dann war das Video zu Ende und das grelle Geräusch verstummte.
„Was hältst du davon?“, fragte Lincoln.
Taylor schenkte ihm ein Lächeln und ging dann zum Whiteboard, um Ariadnes Zeichnung zu holen.
„Das ist sie, oder?“, fragte sie.
Lincoln nickte. „Ich glaube auch. Es sieht ihr zumindest verdammt ähnlich.“
„Bitte sag mir, dass es einen Namen zu dem Video gibt.“
„Den gibt es. Der Abspann sagt ‚in der Hauptrolle die Hohepriesterin Fane als sie selbst‘.“
„Fane. Fane. Wieso kommt mir der Name so bekannt vor?“, überlegte McKenzie laut.
Taylor trat an den Konferenztisch und nahm die Mappe, die sie von den Lehrern der Hillsboro High School erhalten hatte, und hielt sie triumphierend in die Höhe.
„Sie steht hier drin. Auf der Liste der Gothic-Kids von der Hillsboro.“
Taylor schlug die Mappe auf und überflog die Namen, bis sie fand, wonach sie suchte. Sie las laut vor: „Hier steht es. Fane Atilio. Im letzten Jahr. Hängt mit den Gothic-Kids ab. Einserschülerin. Hervorragend in Englisch und Geschichte.“
„Hat sie einen Freund?“
„Das steht hier nicht. Die Informationen über sie sind recht spärlich. Sieht so aus, als hielte sie sich sehr bedeckt. Sie hat nie Schwierigkeiten gehabt, ist nie abgemahnt worden.“
„Gibt es eine Adresse?“
„Ja, gibt es. Lust auf einen kleinen Ausflug? Ich fordere vorsichtshalber ein paar zusätzliche Streifenwagen an. Vielleicht haben wir ja Glück.“
„Darauf kannst du wetten.“
39. KAPITEL
„Ich habe etwas für dich geschrieben, meine Liebe.“
Raven lag auf Fanes Bett, der Kopf hing über die Bettkante, und beobachtete sie, wie sie ein Buch über alte Runen las. Sie schaute auf,
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