Teamwechsel
gegen die Kopfschmerzen.“
Wegen dieses vermeintlich unschuldig aussehenden Traubensaftes war ich überhaupt erst in diese missliche Lage geraten, weshalb ich ein klein wenig skeptisch war. Allerdings trank er das gleiche Zeug, somit war es wohl sicher genug, es wenigstens zu probieren. Zaghaft schnupperte ich an dem Getränk. Schließlich setzte ich die Flasche an und nahm einen Schluck.
„Du vertraust mir nicht, hab e ich recht?“
Er fand das wohl erheiternd.
„Warum sollte ich auch? Ich bin heute Morgen völlig verkatert aufgewacht , nach harmloser Soda. Nicht zu vergessen, ein genauso betrunkener Junge hat die halbe Nacht neben mir geschlafen.“
„Äh , ja, das tut mir leid. Ich trinke normalerweise nicht auf meinen eigenen Partys. Und eins versichere ich dir. Claudia werde ich mir wegen der gepanschten Bowle noch vorknöpfen.“
Ich fing langsam echt an das Wort Bowle zu hassen. Und das Gesöff noch viel mehr.
„Mach dir keine Sorgen “, sagte Hunter. „Solange du heute genügend trinkst, ist alles okay.“
„ Ich fühle mich, als wäre eine Baustelle in meinem Schädel.“
„Oh ja, das Gefühl kenn e ich. Gib mir nur schnell eine Minute, um zu duschen, dann fahre ich dich nach Hause.“
„Nein!“ , entfuhr es mir. Scheiße, panisches Schreien war keine gute Idee. Ich verzog das Gesicht zu einer Grimasse und massierte meine Schläfen, wodurch das Dröhnen in meinem Kopf etwas nachließ.
„Nein danke“, versuchte ich es noch einmal in einem ruhigeren Ton. Ich wollte nur raus aus diesem Haus. „Ich geh e lieber zu Fuß, um frische Luft zu schnappen und ein wenig auszunüchtern, bevor ich meinen Eltern gegenübertrete. Meine Mutter wird ausrasten.“
„Wie du meinst.“ Ryan begleitete mich zur Eingangstür. „Soll ich dir meine Sonnenbrille leihen?“
„Warum sollte ich die haben wollen?“ In dem Moment , als ich die Haustür öffnete, wusste ich warum. Wie Dracula wich ich zurück in den Schatten und prallte gegen Ryans Brust, welche immer noch nackt war… und verdammt gut geformt.
Er fasste um mich herum und bot mir seine Sonnenbrille an, die er gerade von Gott weiß woher genommen hatte. Sein angenehmer Duft hüllte mich ein. Für eine Millisekunde stoppte das Dröhnen in meinem Kopf und ich dachte, ich bekäme aus einem ganz anderen Grund weiche Knie.
„Glau b’ mir, ich weiß, was du brauchst“, flüsterte er mir ins Ohr. Das provokative Grinsen, das in seiner Stimme mitschwang, war unüberhörbar. Oh Mann, mein Herz fing an zu rasen. Doch im nächsten Moment wurde mir klar, dass er eigentlich nur die Sonnenbrille gemeint hatte.
Ich nahm die Brille , setzte sie auf, wand mich aus seiner lockeren Umarmung und trat ins Freie. Dann stapfte ich die Stufen hinunter.
„Hey, Matthews!“, rief er .
I ch blieb stehen und warf ihm einen Blick über die Schulter zu.
„Wir beginnen morgen mit dem Training. Sieh zu, dass du um fünf Uhr bereit bist. Ich hol e dich ab.“ Damit schloss er die Tür.
Fünf Uhr? War er jetzt total übergeschnappt? Völlig perplex blieb mir der Mund offen stehen. Das konnte nur ein schlechter Scherz sein.
KAPITEL
6
KURZ NACH HALB elf schlich ich zu r Haustür hinein. Mom stand im Türrahmen zur Küche und hielt sich den Telefonhörer ans Ohr. Erleichterung stand ihr ins Gesicht geschrieben, als sie mich sah.
„Hallo Schatz! Warum hast du dein Handy nicht mitge nommen? Ich wollte gerade Tony anrufen, um zu sehen, ob alles in Ordnung ist.“
Dem Himmel sei Dank für die vielen Male, die ich in den letzten zehn Jahren bei Tony übernachtet hatte. Für Mom war es nichts Ungewöhnliches, falls ich mal nicht nach Hause kam. Ich verspürte das Bedürfnis, mich zu bekreuzigen. Doch stattdessen setzte ich ein, wie ich hoffte, unbekümmertes Lächeln auf.
„Wie war die Party?“, fragte sie in einem beiläufigen Ton.
„Ganz nett.“
„Wann war sie denn zu Ende?“
„Kurz nach drei?“ Fantastisch. Wenn es mir gelang, noch schuldiger zu klingen, würde sie mich an den Stuhl fesseln und ins Kreuzverhör nehmen. Glücklicherweise verschwanden die Sorgenfalten auf ihrer Stirn Sekunden später. Sie fragte, ob ich Hunger hatte und wollte mir sogar mein Lieblingsfrühstück machen; Eier mit Speck.
Bitte, bloß nicht. Mir wurde übel. Das Glucksen meines Magens rebellierte verräterisch im Raum. Ich konnte nichts anderes tun, als die Nase hochzuziehen und zu würgen.
„Was ist los? Geht’s dir nicht gut?“ Sie stand vor mir und nahm meine Hand,
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