Tee und Toast
für ein Mädchen diese Gloria ist und ob du schon einen Plan geschmiedet hast.«
Larry erging sich in den ausgeschmücktesten Details und endete mit einer Beschreibung des gräßlichen Vivian Ward. »Schließlich hat es keinen Sinn, allzu zimperlich zu sein, und so haben wir wenigstens einen Mann für Gloria an der Hand. Kannst du nicht versuchen, noch ein paar mehr aufzutreiben, Anne?«
»Ich werde mein Bestes tun, aber ich weiß nicht, ob ich jemanden finden werde, der reich genug ist, um Eindruck auf sie zu machen.«
»Ich dachte an diesen widerlichen Doktor North. Gloria wäre gerade die Richtige für ihn. Ich weiß, daß Susan darüber anders denkt. Sie ist noch dumm genug zu glauben, daß er etwas kann.«
Dr. North war von eh und je der Grund zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Larry und mir. Er war einer der Ärzte von Te Rimu, die dreimal wöchentlich nach Tiri kamen und dort im Gemeindehaus ihre Sprechstunde hielten — ein völlig harmloser junger Mann, sehr von sich eingenommen, aber fleißig, gewissenhaft und sehr freundlich. Unglücklicherweise waren sich Larry und er einige Male in die Haare geraten, und er war einer der wenigen Männer, den sie nicht mit ihrem Charme hatte einfangen können.
Offensichtlich sagte Anne etwas zu seiner Verteidigung, denn Larry antwortete: »Mein Gott, es würde ja doch nichts nützen, denn wenn er es irgendwie vermeiden kann, kommt er nicht in die Nähe unseres Hauses. Ein Jammer, aber wir werden ihn von unserer Liste streichen müssen.«
Dieses wiederholte »wir« gab mir ein ungutes Gefühl, und ich war froh, als Anne das Thema wechselte.
»Auch ich habe aufregende Neuigkeiten. Heute kam ein Luftpostbrief von Julian.«
»Und? Wird er schließlich und endlich heiraten?«
»Nein, nichts dergleichen. Ich fange langsam an, an ihm zu verzweifeln. Aber er wird seinen Urlaub bei uns verbringen.«
Das war tatsächlich eine erfreuliche Nachricht. Julian war eine Art Neffe des Colonels. Als er vor einigen Jahren aus England nach Neuseeland gekommen war, hatte man verzweifelte Versuche unternommen, ihn mit Anne zu verheiraten. Die einzigen, denen überhaupt nichts daran gelegen war, waren Julian und Anne gewesen. Anne war damals unsterblich in Tim verliebt, und Julian hatte für die beiden beim Colonel so manche Lanze gebrochen. Er hatte sich mit uns allen herzlich angefreundet, wobei er sich wohl am besten mit Larry verstand, was die Klatschbasen unseres Bezirks zu etwas skandalösen Vermutungen verleitete.
Die Klatschbasen, aber nicht Sam. Er zweifelte nicht eine Sekunde an seiner hübschen, aber etwas verrückten Frau. Sam und Larry verstanden sich so prächtig, daß es nie zu Eifersüchteleien kam.
Und Julian war zu klug und ein viel zu anständiger Mann, um ernsthaft mit einer verheirateten Frau zu flirten. Er ist äußerst kultiviert, sehr zungenfertig und finanziell mehr als gut gestellt, was ihn manchmal, vielleicht zu Unrecht, etwas snobistisch erscheinen läßt. Wir mochten ihn alle sehr gern und sahen ihn damals ungern nach England zurückfahren. Ich freute mich darauf, ihn wiederzusehen.
Larry sagte das gleiche und fügte hinzu, daß er für »unsere« Kampagne eine große Hilfe sein würde. »Nicht, daß ich glaube, er könne sich für Gloria begeistern — lach nicht so, Anne — , aber Julian hat immer so fabelhafte Ideen. Es wird ihm bestimmt etwas einfallen.«
Larry und ich wollten gerade die Babies aus ihrem Mittagsschlaf aufwecken, als die Tür aufgerissen wurde und eine Stimme in unverkennbar irischem Akzent ausrief: »Guten Tag, Missis. Ist das Wetter heute nicht prachtvoll?«
Doch, das Wetter sei wirklich prachtvoll, meinte Larry und fragte den alten Mann, ob er sich nach seinem Schläfchen besser fühle. Den Grund seiner Besinnungslosigkeit völlig ignorierend, antwortete er pathetisch: »Was bleibt einem anders übrig, als zu schlafen, wenn einem das Herz aus dem Leibe gerissen wird? Von zu Hause verstoßen bin ich, Missis. Sie wissen es nur zu gut. Und warum? Gerechter Gott, soll ich mit einer Schlange unter einem Dach leben?«
Seine Frage blieb unbeantwortet. Ich sagte ihm statt dessen, wie sehr wir uns alle freuten, ihn bei uns zu haben. Dem alten Mann traten fast Tränen in die Augen, als er erwiderte: »Sie sind eine echte Dame, Missis. Gut und freundlich sind Sie, und ich werde zum Dank Ihr Haus und Ihren Hof hüten.« Mit einer wilden Geste streckte er einen Arm aus, wie ein Bischof, der seine Gläubigen segnet.
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