Tekhnotma - Das wüste Land: Roman (German Edition)
weit und breit.
Er zog dreimal den Abzug und traf dreimal.
Die Kugeln drangen durch das Leder der geckenhaften Stiefel, der Tschetschene schrie auf und stürzte. Als er seinen Gegner unter dem Wagen erblickte, schoss er, aber die Kugel flog über Turan hinweg. Der Junge sprang jetzt hinter dem Laster hervor und zog wieder den Abzug. Seine Kugel prallte gegen den Vorderschaft des doppelläufigen Gewehrs und schlug es dem Tschetschenen aus den Händen. Der rappelte sich mühsam auf und rannte zum Motorrad hinüber.
Turan fluchte. Drei Beinverletzungen – normalerweise konnte man damit nicht mehr gehen und erst recht nicht rennen! Also waren Lamellen von gepanzerten Wölfen in die Stiefel eingenäht.
Der Motor des Motorrads heulte auf. Auf dem Trittbrett des Punch tauchte Ajuta auf.
»Dein Gewehr schießt nicht!«, schrie sie.
Im Revolver war noch eine Kugel. Turan lief vor den Laster und sprang über Kojotes Leiche. Das Motorrad fuhr schnell am Hügel entlang, der Beiwagen hüpfte auf und ab. Der Tschetschene beugte sich tief über den Sattel. Turan hielt den Revolver vor sich und schoss, aber in diesem Moment schaukelte das Fahrzeug heftig, und Turans Kugel traf den Banditen in die linke Schulter anstatt wie geplant unterhalb vom Schulterblatt in den Rücken.
»Großer Himmel«, flüsterte das Mädchen hinter ihm.
Der Bandit wurde nach vorn aufs Lenkrad geschleudert, das Motorrad machte einen Schlenker, dann verschwand es hinter dem Hügel. Turan blickte ihm noch einige Sekunden hinterher, ohne die Pistole sinken zu lassen, dann drehte er sich um. Ajuta Tschiorana presste den Stutzen an ihren Körper und starrte den toten Banditen an.
»Ich habe ihn umgebracht«, sagte sie. »Mit einem Schuss.«
»Sicher.« Turan trat auf sie zu. »Du hast ihn in die Brust getroffen, und das mit großem Kaliber. Klar ist er tot.«
Das Mädchen sah Turan jetzt an, aber ihr Blick war zerstreut. Das Gewehr glitt ihr aus den Händen und fiel zu Boden.
»Achtung, das Ding ist teuer!«
»Ich habe noch nie jemanden getötet«, murmelte Ajuta. »Noch nie. Ich hab nur gesehen, wie andere … Karaban!«, schrie sie auf und rannte zur Aviette. »Onkel, wie geht es dir?«
Turan versuchte, nicht zu dem toten Banditen hinüberzusehen, hob das Gewehr auf, hängte es sich über die Schulter und ging langsam hinter dem Mädchen her. Seine Hände zitterten, seine Gedanken waren wirr und in seinem Kopf hallte noch das Echo der Schießerei wider.
Unter der Aviette saß gegen ein Rad gelehnt der Himmelsgänger. Die Kugel des Tschetschenen hatte ihn am linken Arm etwas unterhalb des Ellenbogens erwischt. Blut lief über seine Hand.
»Nichts passiert, meine Kleine!«, dröhnte Karaban mit dunkler, volltönender Bassstimme. »Das ist eine kleine Verletzung, nichts Gefährliches. Also heul nicht gleich.«
Der Himmelsgänger trug die gleiche Lederkappe wie das Mädchen, seine Brille hatte er auf die Stirn geschoben. Turan blickte in ein faltiges Gesicht mit einem eigensinnigen, hervorstehenden Kinn und einem langen grauen Schnurrbart, dessen Enden sich wild zwirbelten.
»Ich heule nicht«, sagte Ajuta. »Aber …«
»Warum bist du dann so bleich wie ein Gespenst?«
Als der Flieger Turan bemerkte, griff er automatisch nach seinem MG, das neben ihm am Boden lag.
»Das ist ein Freund, Onkel.«
»Wessen Freund?«, fragte Karaban mit gerunzelter Stirn. »Deiner? Wann hast du dich denn mit ihm angefreundet?«
»Er ist kein Bandit, er ist ein normaler Kriecher, der gerade vorbeifuhr. Ich habe ihn angehalten, und er hat uns geholfen.«
»Und woher weißt du, dass er kein Bandit ist?«, fragte der Pilot und musterte Turan kritisch.
Dieser besah sich die Aviette. Sie erschien dem Farmerssohn als ein Wunderwerk der Technik: alle diese kleinen Teile aus lackiertem Holz und verchromtem Metall, dazu die fest gespannten Drahtseile, der gläserne Scheinwerfer, die Propellerschraube …
Nach einem Blick auf den von Blei durchlöcherten Rumpf erklärte Turan:
»Ich bin Farmer und geschäftlich unterwegs. Bist du schwer verletzt? Ich kann dich zur Wundheilerin bringen oder zur Farm meines Vaters. Besser aber zur Wundheilerin, sie hat verschiedene Arzneien und kann dir helfen.«
Karaban schüttelte den Kopf und stand langsam auf, wobei er sich am Fahrgestell festhielt. Ajuta fasste ihn unter dem unverletzten Ellenbogen, aber der Flieger schob seine Nichte zur Seite:
»Karaban Tschiora kommt erst mal noch ganz gut ohne die Hilfe eines kleinen
Weitere Kostenlose Bücher