Tekhnotma - Das wüste Land: Roman (German Edition)
kletterte eilig in die Kabine. »Onkel, wir müssen fliegen. Hast du die Aviette repariert?«
Karabans Gesicht wirkte wie versteinert. Er starrte noch einen Moment in Richtung der gedrungenen schwarzen Silhouetten, die von einer Staubwolke umhüllt zügig näher kamen, ehe er bellte:
»Soll die Sonne diese Opferpriester versengen! Wer weiß, ob wir das schaffen! Dämonen der Wolken, wer weiß, ob wir das schaffen!« Dann kletterte er hinter Ajuta in die Kabine.
»Onkel, du hast das Querruder doch repariert, oder?«, rief das Mädchen. »Sonst steigt die Aviette nicht in die Höhe!«
In der Kabine gab es zwei Sitze – Turan konnte den oberen Rand der Rückenlehnen sehen. Während sich das Mädchen auf dem hinteren Sitz niederließ, blickte sich Karaban nach ihr um.
»Das Querruder …«, murmelte er. »Ja, das Querruder … He, Junge! Woher stammst du?«
»Von Boris Dschaj-Kans Farm«, entgegnete Turan. Er war verwirrt, die Ereignisse überschlugen sich.
»Wie heißt du? Und wohin fährst du?«
»Turan Dschaj. Ich fahre zum Eisernen Berg.«
Der Motor der Aviette heulte auf.
»Ist das der dunkle Kegel dort im Südwesten?«
»Ja, er besteht aus gepresstem Alteisen. Wer verfolgt euch?«
»Warte noch einen Moment, Turan Dschaj!« Karaban wandte sich ab und schrie so laut, dass er das Motorengeräusch übertönte: »Ajuta, gib mir die Kiste! Schnell!«
Der Propeller drehte sich bereits, der Wind ging heftig. Turan wich zurück. Das Mädchen holte einen flachen Metallkasten mit Griff unter ihrem Sitz hervor und reichte ihn Karaban. Der Motor brummte lauter, die Flügel des Propellers hatten sich in eine dunkelgraue Scheibe verwandelt.
Die Staubwolke kam schnell näher.
»Ich habe dir was zu sagen, Turan Dschaj! Hör mir gut zu!« Karaban hielt ihm von oben die Kiste hin. »Nimm diese Kiste und verstecke sie! Wir oder unsere Freunde werden dich finden! Selbst wenn die Mönche Ajuta und mich holen, wir werden unsere Leute vorher noch per Funk über dich informieren … Na, komm schon her, kletter hoch, schnell! Nimm die Kiste an dich! Bitte!«
Turan begann die kleine Leiter hochzuklettern, den Blick auf die Kiste geheftet. Er war sich gar nicht sicher, ob er sich in fremder Leute Angelegenheiten mischen wollte.
Ajuta schrie:
»Bist du verrückt, Onkel?! Wir kennen ihn doch gar nicht …«
»Hast du eine bessere Idee? Unsere Aviette steigt nicht hoch genug, sie werden uns einholen und auf uns schießen. Ich bin verletzt, keine Ahnung, ob ich es noch bis zur Festung schaffe. Aber das, was wir mit uns führen, dürfen sie auf keinen Fall bekommen! He, Farmerssohn!«
Als Turan oben auf der obersten Stufe ankam, tauchte Karabans Gesicht direkt vor ihm auf. Die Stirn des Fliegers war gerunzelt, der Wind zerzauste seinen Schnurrbart.
»Nimm das Ding, bitte!« Er hielt Turan die Kiste hin, und der packte sie am Griff.
»Aber was ist da drin?«
»Etwas sehr Wichtiges«, sagte der Flieger. Jede Leichtigkeit war aus seiner Stimme verschwunden, er klang streng, fast drohend. »Es würde zu lange dauern, dir das zu erklären.«
»Aber ich muss doch wissen, was es ist!«
»Nein, musst du nicht. Und versuch nicht, den Deckel aufzumachen – sonst stirbst du auf der Stelle, kapiert? Erzähl niemandem davon, dass du diese Kiste je in der Hand hattest. Auch nicht deinem Vater oder deiner Freundin!«
»Ich habe keine Freundin.«
Karaban hörte nicht zu. Er legte einen Hebel um, die Aviette rollte an und fuhr langsam rumpelnd über den steinigen Boden. Als Turan abspringen wollte, hielt ihn eine starke Hand an der Schulter fest.
»Versteck sie irgendwo, sprich mit keinem darüber und warte. Wir werden Kontakt zu dir aufnehmen. Wenn du dieses Ding aufbewahrst, kannst du viel verdienen. Hörst du? Du wirst ein reicher Mann werden. Aber wenn die Kiste verloren geht, wenn etwas mit ihr passiert, wenn du sie verkaufst oder mit ihr abhaust oder sie öffnest … werden wir dich finden, Turan Dschaj! Wir werden dich finden und töten. Dich und deine Familie, alle! Hast du mich verstanden?«
Karaban blickte ihn drohend an, die Augen zu Schlitzen verengt, die Lippen zusammengekniffen. Nur die Schnurrbarthaare, die im Wind wippten, störten das grimmige Bild.
Turan nickte.
»Ich hab verstanden.«
»Dann verschwinde jetzt von hier, solange es noch nicht zu spät ist!«, befahl der Himmelsgänger und stieß ihn in die Brust.
Turan sprang rückwärts von der Treppe und wäre fast gestürzt. Er presste die Kiste an seine Brust
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