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Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aleksei Bobl , Andrei Levitski
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davongekommen. Burnos hatte den ganzen Gürtel voller Granaten, damit habe ich sie beworfen. Schließlich habe ich den Kerl aus dem Sender geworfen, mich hinters Steuer gehockt und bin hierhergeflüchtet. Es ist ein Wunder, dass ich entkommen konnte – nur weil es noch dunkel war.«
    Ich warf das Messer zu Boden und kletterte hinunter. Juna Galo schwieg eine Weile, dann ertönte ihre Stimme wieder:
    »Entschuldige, Rasin. Ich wollte dich nicht verraten. Aber meine Mission … der Auftrag, mit dem ich unterwegs bin, ist extrem wichtig. Viele Menschenleben hängen davon ab, ob ich ihn erfüllen kann. Tausende, verstehst du? Aber es war trotzdem nicht richtig von mir. Es … war der Tochter von Timerlan Galo nicht würdig. Ich bitte dich, mir zu verzeihen und …«
    Ich trat auf sie zu, packte sie am Kragen, zog ihn so hoch, dass sie sich auf die Zehenspitzen stellen musste und hielt ihr meine Faust vors Gesicht. Juna Galo schloss die Augen – sie kreischte nicht und versuchte auch nicht, sich loszureißen, sie zerrte nicht an meinem Arm, sondern erwartete mit geschlossenen Augen meinen Schlag. Ich sah ihr Gesicht aus nächster Nähe: ein schmales Kinn mit einem Muttermal, zarte Lippen, eine verblichene Narbe an der Schläfe. Die gebräunte Haut, fast schwarze Augenbrauen … War ihr Vater, dieser Timerlan, ein Kasache? Der östliche Einschlag war unverkennbar.
    Sie stand reglos da. Ich war immer noch wütend, sehr wütend auf sie. Aber meine Faust senkte sich wie von selbst. Ich nahm dem Mädchen die Howdah ab und ging zum Wagen hinüber.
    Die Karre war primitiver, als ich gedacht hatte: eine aus Stahlrohren zusammengeschweißte Karosserie, ein kleiner Motor, vier Räder, unter einer Blechklappe ein Tank und dazu eine simple Lenkung. Anstatt einer Windschutzscheibe war da ein schräg aufgesetzter Rahmen, der wieder mit dieser durchsichtigen, mit Lack verstärkten Folie bespannt war. Zwei Sitze, gleich dahinter der Kofferraum mit zwei eisernen Bügeln, an denen mit Gurten ein großer Quersack befestigt war. Über der hinteren massiven Stoßstange hing in einem Korb aus Bewehrungseisen ein Kanister.
    Ich löste die Gurte und öffnete den Quersack. Darin befanden sich jede Menge Vorräte: Dörrfleisch, Brot, mehrere in ein Tuch gewickelte Äpfel, einige Flaschen. In einer war Wasser, und ich trank davon, bis ich endlich keinen Durst mehr spürte.
    Juna kam zum Wagen und setzte sich auf die Motorhaube.
    »Dieser Sender macht es nicht mehr lange«, sagte sie müde. »Der Treibstoff ist fast alle, damit kommen wir nicht mal bis zu den Ljuberzer Versorgern. Und der Kanister ist leer.«
    »Wir?«
    »Begleitest du mich?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Burnos hat mein ganzes Geld genommen«, sagte das Mädchen nach kurzem Schweigen. »Er wollte es als Bezahlung für seinen ›Schutz‹. Aber man wird dir geben, was ich dir versprochen habe. Ich schwöre es, Rasin! Ich schwöre es … beim Leben meines Vaters.«
    »Warum nicht beim Leben deiner Mutter?«, fragte ich und zog dabei einen Beutel mit Gläsern aus dem Quersack.
    »Ich habe keine Mutter. Besser gesagt, ich habe sie nie kennengelernt. Hör zu, Rasin!« Juna sprang von der Motorhaube und trat zu mir. »Die Nekrose steht vor den Toren Arsamas’. In zwei oder drei Tagen wird die Stadt untergehen. Ich muss so schnell wie möglich nach Moskau. Ich werde in Balaschicha erwartet. Hilf mir dorthin zu kommen, ich bitte dich!«
    Sie stand jetzt direkt vor mir und legte mir eine Hand auf die Schulter, blickte mir von unten in die Augen. Aber ich wandte mich ab und begann die Glasgefäße aus dem Beutel zu holen, eines nach dem anderen zu öffnen und daran zu riechen.
    »Warum nicht?«, fragte Juna.
    Ich zuckte mit den Schultern:
    »Ich kann dir nicht mehr vertrauen. Das heißt, ich habe dir vorher auch nicht vertraut, aber jetzt … weiß ich, dass ich mit dem Schlimmsten rechnen muss. Du bist zu allem fähig. Wenn ich mich umdrehe, kann es sein, dass du mir eine Kugel in den Rücken jagst, nur weil es gerade am günstigsten für dich ist. Mach dich mit der Karre auf den Weg. Ich nehme einen Teil der Vorräte, die Howdah und die Munition, die dazugehören. Du kannst das Gewehr haben.«
    »Was schnüffelst du die ganze Zeit daran?« Sie unterbrach mich und nahm mir das Glasgefäß ab, das ich gerade in der Hand hielt. »Weißt du etwa nicht, was das ist? He, zeig mal deine Hand … Aha … Womit hast du dir die Handfläche aufgerissen? Egal.«
    Juna öffnete ein anderes

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