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Temptation 1: Weil du mich verführst (German Edition)

Temptation 1: Weil du mich verführst (German Edition)

Titel: Temptation 1: Weil du mich verführst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Kery
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Architekturvorlesung mehr besucht und war so mit meinen Kunstvorlesungen beschäftigt, dass ich auch keine Zeitschriften mehr gelesen habe, sonst hätte ich es bestimmt mitbekommen. Ich muss mich schämen, weil ich es erst jetzt erkenne.« Sie blickte zu den beiden Gebäuden, die am Ufer des schwarz-gold gesprenkelten Flusses emporragten, und schüttelte staunend den Kopf. »Sie haben aus Noble Enterprises die modernisierte Version eines der architektonischen Klassiker Chicagos gemacht. Es sieht wie eine zeitgenössische Version des Sandusky Building aus. Absolut brillant.« Das Sandusky Building stellte ein Meisterwerk gotischer Architektur dar, und Noble Enterprises war genau wie Ian – eine ausdrucksstarke, geradlinige, moderne Interpretation seines berühmten Vorfahren. Sie lächelte.
    »Die meisten Leute sehen es erst, wenn ich ihnen diese Aussicht zeige«, erklärte er.
    »Es ist absolut genial, Ian«, gab sie voll aufrichtiger Bewunderung zurück und bemerkte, dass sich die funkelnden Lichter der Stadt in seinen blauen Augen spiegelten. »Wieso haben Sie sich in der Presse nie mit dem gebrüstet, was Sie geschaffen haben?«, fragte sie.
    »Weil ich es nicht für die Presse getan habe, sondern für mein eigenes Vergnügen, so wie die meisten Dinge.«
    Sie spürte seinen Blick auf sich ruhen und sah sich außerstande, etwas darauf zu erwidern. War eine solche Bemerkung nicht schrecklich egoistisch? Aber falls ja, wieso lösten seine Worte dann dieses merkwürdige Pochen zwischen ihren Beinen aus?
    »Aber es freut mich, dass es Ihnen gefällt«, fuhr er fort. »Und jetzt möchte ich Ihnen noch etwas zeigen.«
    »Wirklich?«, stieß sie atemlos hervor.
    Er nickte. Sie folgte ihm, heilfroh, dass er im Halbdunkel ihre tiefroten Wangen nicht erkennen konnte. Er betrat einen Raum, dessen Wände fast ausschließlich von dunklen Walnussregalen gesäumt waren. Er blieb im Türrahmen stehen und beobachtete, wie sie sich neugierig umsah, ehe ihr Blick auf dem Gemälde über dem Kamin hängen blieb. Einen Moment lang stand sie erstarrt da, dann trat sie wie in Trance darauf zu, um ihr Werk in Augenschein zu nehmen.
    »Sie haben es bei Feinstein gekauft?«, flüsterte sie. Davie Feinstein war einer ihrer Mitbewohner und Besitzer einer eigenen Galerie in Wicker Park. Bei dem Bild über dem Kamin handelte es sich um das erste ihrer Werke, das er für sie verkauft hatte. Sie hatte darauf bestanden, es Davie zu überlassen, quasi als Anzahlung für ihren Anteil an der Miete, als sie vor anderthalb Jahren völlig pleite bei ihm eingezogen war.
    »Ja«, hörte sie Ian dicht neben ihrer rechten Schulter sagen.
    »Davie hat nie erwähnt …«
    »Ich habe Lin gebeten, es in meinem Auftrag zu erwerben. Die Galerie hat wahrscheinlich nie erfahren, wer sich in Wahrheit hinter dem Kauf verbirgt.«
    Sie schluckte gegen den Kloß in ihrer Kehle an und ließ den Blick über den einsamen Mann wandern, der in der Düsternis der frühen Morgenstunden mit dem Rücken zu ihnen mitten auf einer Straße im Lincoln Park entlangging. Die Wolkenkratzer schienen mit distanzierter Gleichgültigkeit auf ihn herabzublicken, als wären sie ebenso immun gegen menschliches Leid wie er selbst gegen den Schmerz in seinem Innern. Seine offenen Mantelschöße bauschten sich um ihn. Er hatte die Schultern gegen den schneidenden Wind eingezogen und die Hände tief in den Hosentaschen vergraben. Sein Körper verströmte die Aura von Kraft und Anmut und jene resignierte Einsamkeit, die die Menschen hart und entschlossen werden ließ.
    Sie liebte dieses Bild. Es hatte sie enorme Überwindung gekostet, es Davie zu überlassen, doch die Miete musste nun einmal bezahlt werden.
    » Die Katze, die frei umherstreifte «, sagte Ian mit rauer Stimme.
    Sie lachte leise beim Klang des Titels, den sie ihrem Bild gegeben hatte – ›Ich bin die Katze, die frei umherstreifte, und ich bin überall zu Hause.‹ » Ich habe dieses Bild im ersten Studienjahr gemalt. Damals habe ich gerade ein Literaturseminar besucht, bei dem Kipling auf dem Programm stand. Der Satz erschien mir irgendwie passend.«
    Ihre Stimme verklang. Sie betrachtete die einsame Gestalt auf dem Bild, während sie sich der Gegenwart des Mannes hinter ihr mit jeder Faser ihres Körpers bewusst war. Sie sah ihn an und lächelte. Voller Verlegenheit registrierte sie, dass Tränen in ihren Augen brannten. Ihre Nasenflügel bebten leicht. Sie wandte sich ab und wischte sich unwirsch die Tränen ab. Das Bild in der

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