Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tenebra 1 - Dunkler Winter

Tenebra 1 - Dunkler Winter

Titel: Tenebra 1 - Dunkler Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Luckett
Vom Netzwerk:
markierte den Steilabfall der Schichtstufe, hinter der die sehr dünn besiedelte Heide- und Moorlandschaft begann. Was mich daran erinnerte, dass ich diese Landstraße schon einmal entlanggezogen war, damals zu Fuß, mit einer Pike in der Hand und meinem Gepäck auf dem Rücken. Es war keine angenehme Art des Reisens gewesen, aber auch das Reiten meines breit gebauten, gutmütigen, aber bisweilen eigensinnigen alten Muck war kein reines Vergnügen. Im Schritt bevorzugte er den Passgang, und wenn er trabte, schlugen mir unter den Stößen die Zähne aufeinander.
    Zu beiden Seiten der Landstraße lagen Felder, Wiesen und Gehöfte friedlich im goldenen Sonnenlicht. Fette Rinder weideten auf den Wiesen, die Obstgärten hingen voll von reifenden Früchten. Kinder und Geflügel rannten über die Straße, und gelegentlich begegnete uns ein Bauernkarren oder Fuhrwerk, das Feldfrüchte zum Markt brachte. Einmal war die Straße von tausend Gänsen bevölkert und ich erinnerte mich, dass nächste Woche daheim das Erntedankfest gefeiert würde. Ich muss sagen, dass keine Anzeichen von Armut und Not zu sehen waren. Die Landleute sahen gut genährt aus, ihre Gehöfte wirkten ordentlich und kündeten von bescheidenem Wohlstand, und niemand rief Beschimpfungen oder warf mit Pferdeäpfeln und anderem. Vielleicht war es nach einem harten Winter anders, aber jetzt sah es gut aus.
    Silvus winkte mich an seine Seite. Ich gab Muck einen Schenkeldruck. Er hatte keine Lust und beachtete ihn nicht. Als ich ihm seinen Willen nicht ließ, sprang er mit einem Ruck an und versuchte mich aus dem Gleichgewicht zu bringen. Aber ich war darauf vorbereitet. Wir gelangten zu einem Einvernehmen und ungefähr gleichzeitig neben Silvus, wo mein stattliches Reittier wieder in seinen stoßenden Trab fiel. Silvus betrachtete mich zweifelnd. Ich beendete mein Ringen mit Muck und erwartete seine Befehle.
    Wir befanden uns am Ende der Kolonne. Inzwischen war die Landstraße abgetrocknet, aber Silvus machte der Staub nichts aus, und es gab uns Gelegenheit zu ungestörtem Gespräch. Die meisten anderen ritten mittlerweile in Gruppen und ihre Nähe zu Ruane verriet ihren gesellschaftlichen Rang. Bisher hatte er kaum ein Wort zu uns gesagt, was den unsrigen deutlich machte.
    Silvus blinzelte durch den Dunst zum Greifenbanner, das fünfzig Schritte vor uns über dem Staub wehte. »Hast du entdeckt, welche unserer Gefährten wirkliche Felderfahrung haben?«, fragte er einleitend.
    »Mhmh.«
    Mehr wollte ich nicht sagen. Es war eine Angelegenheit, die mich in den letzten paar Nächten um einige Stunden Schlaf gebracht hatte.
    Aber Silvus beharrte. »Was weißt du?«
    »Nun, die Söldner sind erfahrene Männer. Kamen mit einer guten Beurteilung von Fydor d'Aldini, und der ist ein fähiger Söldnerführer, obwohl seine Methoden mir nicht gefallen. Vor drei Jahren waren sie während der Wend-Revolte in seiner freien Kompanie.«
    »Das heißt, sie verstehen mehr davon, Wend-Tempel niederzubrennen, als vom Formieren einer Schlachtordnung während eines feindlichen Angriffs. Was noch?«
    Ich zuckte mit der Schulter. »De Reave diente unter Fürst Nathan im Osten. Ich weiß nicht, was damit verbunden war, aber wenigstens war er draußen und hat sich umgesehen.«
    »Mh.«
    »De Lacy gewann letztes Jahr den Siegerkranz beim Turnier von Wele am Oberen Wydem. Das bedeutet, dass er Schneid hat…«
    »Sicher. Mag sein.« Es klang eher geringschätzig.
    »Der Graf befehligte im Feld das ausgehobene und von ihm selbst ausgebildete Fußvolk und anscheinend machte er seine Sache nicht allzu schlecht. Ich hörte, dass er von seinem Vater in Strategie und Taktik unterrichtet worden sei…«
    Silvus verzichtete auf einen Kommentar. Er zuckte unter dem Harnisch die Achseln. »Graf Ruane ist kein Dummkopf«, sagte er wie zu sich selbst. »Er besitzt den Verstand seines Vaters, und der war klug genug, sich aus dem Adelskrieg herauszuhalten. So konnte er Tenabra behalten und im Bett sterben. Nicht wie manch anderer.«
    In seinen Worten klang Bitterkeit an. Ich hatte darauf nichts zu sagen.
    »Aber ich dachte immer«, fuhr Silvus fort, »er würde nicht den…«
    »Schneid für ein Unternehmen wie dieses haben«, ergänzte ich.
    Er schoss mir einen scharfen Blick zu. »Nun, bisher hatte er ihn. Tatsächlich scheint er recht zufrieden damit zu sein.«
    Ich spähte nach vorn. Wenigstens konnte der Graf gut zu Pferde sitzen. Er war größer, als ich dachte. Seine Ansprache am Abend des Festes

Weitere Kostenlose Bücher