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Tentakel-Trilogie 3: Tentakelsturm

Tentakel-Trilogie 3: Tentakelsturm

Titel: Tentakel-Trilogie 3: Tentakelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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nur wissen, wie es denn wirklich gewesen war. Seit die Überlebenden aus dem MGZ in den Bunkeranlagen versorgt worden waren, gab es Gerüchte. Gerüchte über ihren Kampf gegen die Tentakelmutter, Gerüchte über die Angriffe der Flotte im Orbit – viele der Geschichten machten aus ihr mehr, als sie war, und alle mehr, als sie sein wollte.
    Fast zwei Monate waren seit dem großen Schlag vergangen. Die Erde kämpfte noch mit den ökologischen Folgen des Orbitalangriffes, doch selbst diese Probleme konnten das Lächeln nicht aus den Gesichtern der Soldaten wischen.
    Sie hatten gewonnen, hieß es überall.
    Tooma fehlte die Kraft für einen Triumph. Alle sahen erschöpft aus, auch jene, die seit acht Wochen in den Bunkeranlagen saßen und doch nichts anderes getan hatten, als Karten zu spielen, Videos zu gucken, zu essen und zu trinken.
    Sie hatten gewonnen, sagte das Oberkommando.
    Tooma war sich keinesfalls sicher, ob man sich über diesen Sieg freuen konnte. Sie selbst war ob der Kosten und der Konsequenzen eher besorgt. Der Tod Capitaine Haarks, dessen Husarenstück den Ausschlag für den Sieg gegeben hatte, erschien ihr nahezu symptomatisch für die Art und Weise, wie man diesen Sieg errungen hatte. Dass die Flotte daraufhin die Tentakelschiffe in einem mehrwöchigen Krieg in allen Winkeln des Sonnensystems dezimiert hatte, bis die letzten Einheiten zusammen mit einem einzigen verbliebenen Saatschiff das Sonnensystem verlassen hatten, war sicher auch Teil des schalen Triumphes. Die Millionen von Bürgern und Milizionären, die den Tentakeln mit einem gigantischen Blutzoll immer und immer wieder die Stirn geboten hatten, waren ein weiterer Teil. Heldengeschichten wurden erzählt. Doch Tooma wusste, dass auf jeden, der überlegt und kühl oder mutig und verrückt den Aliens Paroli geboten hatte, mindestens zehn kamen, die sich aus reiner Verzweiflung und mit panischer Angst gegen die Invasoren gewehrt hatten. Ja, sollten sie ihre Heldengeschichten erzählen, fand Tooma. Sie hatte davon genug.
    Wie seltsam kalt einen Zahlen lassen konnten, war ihr Gedanke gewesen. Da die staatliche Ordnung auf der Erde fast völlig zerbrochen war und überall Könige, Präsidenten, Führer, Vorsitzende, Beauftragte und Propheten begonnen hatten, über Abschnitte der Weltoberfläche ihre Herrschaft auszuüben, war man auf Hochrechnungen aus jenen Gebieten angewiesen, die zumindest formal von sich behaupteten, weiterhin loyal zum Restdirektorium auf dem Mars zu stehen. Bei einer Weltbevölkerung von rund 950 Millionen Einwohnern vor der Invasion gingen die Experten derzeit von einem Bevölkerungsverlust von fast 150 Millionen Menschen aus – als direkte oder indirekte Folge des Angriffes. Wer jetzt, in dem hereinbrechenden Chaos, noch sterben würde, das vermochte niemand zu sagen. Aber kaum weniger als 20% der freien Menschheit war vernichtet worden, ein hoher Preis für den Sieg.
    Kein Preis war zu hoch, hatte Tooma gedacht. Auf Lydos gab es keine Freien mehr, ebenso auf den anderen Welten der Sphäre. Es gab nur noch dieses eine Sonnensystem und, von der kleinen Bevölkerung des Mars einmal abgesehen, nur noch diese eine Welt. Sie hatten am Abgrund gestanden und es gerade noch einmal so geschafft. Was würde nun schrecklicher sein? Die Herrschaft der Tentakel oder die Herrschaft der Wahnsinnigen, die jetzt ihre jeweiligen Versionen einer neuen Ordnung aufbauen würden?
    Dann waren die ersten Vorstellungen der Militärführung durchgesickert, wie das Chaos zu beseitigen sei. Aus Toomas Truppen sollten Schocktrupps gebildet werden, mit denen die neuen Potentaten – oder auch jene, die möglicherweise so schlimm gar nicht waren – schnell und schmerzhaft von ihren Ämtern befreit werden sollten. Tooma erinnerte sich an die Kolonialkriege, nur dies hier war auf einem kleineren, planetaren Niveau.
    Ihr schmeckte das nicht.
    Man hatte ihr bereits eine Beförderung angekündigt. Das – und das Kommando über einen ganzen Militärbezirk.
    Das schmeckte ihr auch nicht.
    Ihre Metallprothese quietschte, wenn sie auftrat.
    Man hörte sie schon von Weitem kommen. Die Soldaten zeigten Respekt, machten Platz, wenn sie auf ihren scheinbar ziellosen Wanderungen die Bunkeranlagen durchstreifte.
    Wann würde man ihr Platz machen, weil man Angst vor ihr hatte? Wenn die ersten der neuen Schocktrupps außer Kontrolle gerieten? Wenn einer versagte und die Armeeführung sie damit beauftragen würde, ein »Exempel zu statuieren«?
    So weit wollte sie es

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