Tentakel-Trilogie 3: Tentakelsturm
für den Sturm. Als die Erschütterungen nachließen, wagte Leon einen Blick und sah seine Vermutungen bestätigt. Das Rathaus sah wie ein gigantisches Stahlskelett aus. Die Detonationen hatten den Beton aus den Fassungen gerissen und große, gähnende Löcher in das Bauwerk gestanzt. In den aufgerissenen Etagen wimmelte es immer noch von Tentakeln, aber die Leichenberge, die sich sowohl an den aufgerissenen Rändern wie auch auf dem Platz angesammelt hatten, waren beachtlich. Überall im Gebäude brannte es, vor allem dort, wo die Napalmgeschosse getroffen hatten. Die Hitzewelle war bis zu Leons Standort zu spüren. Die Infanteristen, die die ersten Angriffe beginnen würden, trugen feuerfeste Kampfrüstungen und es gab einen Spezialtrupp, eine Art Feuerwehr, die durch das Feuer verschlossene Zugänge im Zweifelsfalle frei machen konnte. Leon bevorzugte den langsamen und für ihn selbst ungefährlichen Tod der Aliens in den vernichtenden Flammen.
Diesmal dauerte es etwas länger, bis die Tentakel feuerten. Ihre Gegenwehr hatte sichtlich nachgelassen. Nur das Geprassel der Sporen hörte sich immer noch sehr intensiv und durchdringend an. Leon hatte sich sofort hinter seinem Stahlträger verborgen, als es losging. Er vermutete, dass eine dritte Salve aus den Bazookas folgen würde, zumindest war dies der Plan gewesen. Wenn das Bauwerk dann zusammenstürzen und viele der Gegner unter sich begraben sollte, war ihm das nur recht. Es würde die eigenen Chancen auf einen Sieg deutlich erhöhen.
Es knackte dreimal im Ohr Leons. Das Zeichen für den dritten Angriff, wie vereinbart. Diesmal hatten die Schützen ihre Stellungen entweder schneller gewechselt oder sie waren gar nicht erst losmarschiert, da die Tentakel-Abwehr ihnen nicht richtig gefährlich werden konnte. Leon wagte erneut den Blick aus seiner Deckung hervor und sah mit an, wie die Raketen und Granaten aus dem einstmals stolzen Gebäude endgültig einen Trümmerhaufen machten. Es stürzte zwar nicht in sich zusammen, aber außer einem verbogenen Stahlskelett, an dem Betonfetzen hingen und aus dem es in fast allen Etagen heftig flackerte, war nichts übrig geblieben.
»Sturm eins!«, drang nun eine befehlsgewohnte Stimme an sein Ohr. Das Zeichen für die erste Welle der Infanteristen. Es dauerte keine Sekunde, da huschten die ersten Soldaten aus ihren Verstecken, feuerten auf die immer noch aktiven Tentakel, zupften sie einzeln aus ihren Stellungen, während das Sporenfeuer sich auf die weit ausgefächert und jede Deckung ausnutzend anrückenden Infanteristen konzentrierte. Männer und Frauen fielen mal laut schreiend, mal leise in sich zusammen, wo die Sporen sie niederstreckten, doch nur wenige Minuten später hatten die ersten Kämpfer das Rathaus erreicht und begannen, sich in dem Gebäude vorzuarbeiten. Als die Tentakel sich darauf zu konzentrieren begannen, die unteren Ebenen im Nahkampf zu verteidigen, ebbte das Abwehrfeuer auf dem Vorplatz ab. Weitere Infanteristen eilten durch die Trümmerwüste und drangen in das Gebäude vor. Leon hörte im Helmfunk Befehlsfetzen und kurze Lageberichte. Die Gegenwehr der Aliens war heftig, aber nicht schlimmer, als man es erwartet hatte. Soldaten berichteten von verkohlten Leichenbergen, wo die Napalmgranaten ganze Arbeit geleistet hatten.
Leon klammerte sich am Stahlträger fest und starrte mit brennenden Augen auf das Rathaus. Alles in ihm drängte danach, endlich auch losschlagen zu können. Doch er musste warten, bis der Befehl gegeben wurde. Es machte keinen Sinn, die weniger gut trainierten und ausgerüsteten Kämpfer als Kanonenfutter zu verfeuern. Weitere zwanzig Minuten vergingen, angefüllt mit den vereinzelten Sprachfetzen, die Leon auffing. Das wahllose Sporenfeuer, das ihn hinter den Träger getrieben hatte, war mittlerweile fast völlig erloschen. Leon leistete sich den Luxus, sich einigermaßen aufrecht hinzusetzen und die Lage genauer zu betrachten.
»Hier spricht Festus!«, kam nun die Stimme des Kommandoführers klar aus den Lautsprechern. »Die zweite Welle soll sich bereithalten. Die unteren Ebenen des Rathauses sowie eines der drei Nebengebäude sind gesichert. Wir brauchen jetzt mehr Personal für die restlichen Gebäudeteile. Vormarsch in zehn Minuten.«
Die Zeit des Wartens hatte ein Ende. Leon überprüfte seine Waffe, sah sich nach seinen Leuten um. Einige konnte er ausmachen, andere hielten sich noch zu gut verborgen. Doch sie alle würden den Befehl von Festus gehört haben.
Leon
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