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Tentakelblut (German Edition)

Tentakelblut (German Edition)

Titel: Tentakelblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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sollte, um auch diese Beschränkung seiner neuen Existenzform ablegen zu können.
    Loban würde darüber nicht erfreut sein.
    Mirinda schon gar nicht.
    »Und was wäre das?«
    »Die ersten Flüchtlinge von der Erde treffen im Verlauf der nächsten Stunden ein. Es sind drei Kapseln mit insgesamt 280 Personen sowie dem ersten Teil einer Gendatenbank. Es wurden Kontaktavatare bereitgestellt, aber wir halten es für sinnvoll, wenn du dich ebenfalls mit der Begrüßung befasst, da du deine Leute sicher am besten kennst.«
    Slap kratzte sich nachdenklich am Kopf. 280 offizielle Flüchtlinge? Er konnte sich in etwa ausmalen, was für eine Kategorie von Menschen das sein würde.
    »Das sind hohe Offiziere, Politiker und ihre Familien«, sprach er seine Vermutung laut aus. »Das sind Leute, die ich weder kenne noch besonders gerne kennenlernen möchte. Ich bin mir nicht sicher, ob ich da eine große Hilfe sein werde.«
    »Wir erwarten keine Wunder«, meinte Mirinda. »Aber wir wollen trotzdem gerne, dass du dabei bist. Es geht nur um eine kurze Begrüßung und Einweisung. Es wurden Unterkünfte in einem Habitat zur Verfügung gestellt, diese sind aber nur vorübergehender Natur. Vor Kurzem wurde bereits mit dem Bau einer eigenen Anlage für die Flüchtlinge von der Erde begonnen. Bis diese bezugsfertig ist, dauert es aber noch sechs Monate. Du sollst …«
    »Die Leute ein wenig bei Laune halten?«
    »Das trifft es in etwa. Du bekommst für diesen Zweck einen Körper, eine exakte Kopie deines Originalkörpers.«
    »Die Leute werden mir Befehle erteilen wollen. Der Slap, den sie kennen, ist ihr Untergebener.«
    »Du wirst eine Art Allianzuniform tragen – so etwas gibt es eigentlich nicht, aber wir werden es für dich einführen. Wir machen klar, dass du nicht mehr zur militärischen Hierarchie der Sphäre gehörst.«
    »Warum bekomme ich einen Körper? Wird das ein dauerhafter Zustand sein?«
    »Nur, wenn du es wünschst. Es hilft unserer Ansicht nach, den Kontakt mit deinen Leuten zu pflegen.«
    »Das sind nicht meine Leute.«
    Mirinda seufzte. »Slap, sie sind es, ob du willst oder nicht. Sie sind es entweder, weil du auch von der Erde stammst, oder sie sind es, weil sie fortan wie du zur Allianz gehören. Finde dich damit ab.«
    Slap war über diese Perspektive nicht sonderlich erbaut, wenngleich er Mirindas Argumenten wenig entgegenzusetzen hatte.
    »Was ist … mit deinem Original?«, fragte er dann nach kurzem Zögern. »Wird es gleichfalls zur Allianz zurückkehren?«
    »Ich weiß es nicht. Es ist wahrscheinlich, aber die Situation in deinem Heimatsystem ist kritisch. Es kann sein, dass sie es nicht schafft. Ich muss ehrlich sagen, dass ihre Rückkehr nicht von höchster Priorität ist. Es geht erst einmal darum, dass möglichst viele deiner Leute es hierher schaffen. Mirinda ist auf der Erde, weit weg vom Jupiter. Man wird sie irgendwann hinschicken, aber … du weißt, wie es ist. Du bist daran bereits einmal gestorben.«
    Slap nickte. Er machte sich da keine großen Illusionen. Und er hatte sich an diese Mirinda-Version mittlerweile gut gewöhnt. Würde die andere im Sonnensystem bleiben, dann durfte diese hier sich inkarnieren, und das gab ihnen die Perspektive eines gemeinsamen Lebens in der physischen Welt. Slap sehnte sich nicht notwendigerweise danach – es mangelte ihm hier an nichts, mehr noch: Hier verfügte er über mehr Macht, als selbst Loban zu ahnen schien –, aber diese Perspektive hatte etwas sehr Beruhigendes für ihn.
    Er mochte den Gedanken einfach.
    »Gut, wenn es sich also nicht vermeiden lässt«, sagte er schließlich. »Wann fangen wir an?«
    »Deine Verkörperlichung kann unmittelbar erfolgen. Sie ist schmerzfrei, es ist nur eine leichte, anfängliche Desorientierung zu erwarten«, antwortete Loban für Mirinda, die nun einigermaßen zufrieden wirkte. »Wir können das Debriefing deiner Erlebnisse im Virtuum vor dem Rat auch in physischer Form erledigen. Du musst dir keine Sorgen machen. Seit deiner Demonstration ist die Fraktion der Zögerlichen stark ins Hintertreffen geraten.«
    »Ich mache mir keine Sorgen«, log Slap. »Ich habe nur keine Lust auf irdische Stabsoffiziere, die nicht verstehen werden, dass sie hier nur … wenige unter sehr vielen sind.«
    Loban deutete ein Nicken an.
    »Wollen wir?«
    »Eigentlich nicht.«
    »Also los.«
    »Muss ich irgendwas tun? Wo erwacht mein neuer Körper?«
    »Hier, in der realen Entsprechung der Forschungsstation. Und nein, du musst nichts tun.

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