Terror der Tongs
suchen.«
Ich las vom Zettel ab. »Eine gute Gegend.«
»Ja, in der Szene.«
Ich dachte daran, daß ich dort vor einiger Zeit einen schrecklichen Fall erlebt hatte, als man mich mit einem Spiel konfrontierte und ich die drei Gräber bis Atlantis kennenlernte. [1]
»Wann fahren Sie?« fragte Tanner.
»Noch vor dem Mittagessen.«
Er grinste. »So habe ich mir das gedacht, John. Ich glaube, doch den Richtigen in dir erwischt zu haben -oder?«
Ich verabschiedete mich. »Bis später dann, Tanner…«
***
Der Raum war nicht nur dunkel, weil es keine Fenster gab, auch mochte der Mann, der hinter einem Schreibtisch saß, die blendende Helligkeit nicht. Er liebte mehr die finsteren Töne, das Flair der Nacht und den Schauer des Geheimnisvollen.
Das hatte er in seiner Heimat Indien begonnen und es auch mitgebracht in die alte Villa, die er in London für einen Monat angemietet hatte. Jeder, der ihn sah, hätte ihn als einen exotischen Gentleman bezeichnet, denn Dr. Rasana trat stets so auf, daß er anderen in angenehmer Erinnerung blieb. Über die wahren Ziele seiner Reise nach London hätte er mit dem Makler nie geredet. Der kannte ihn nur als einen höflichen Geschäftsmann, der nicht einmal wegen der Miete verhandelt hatte. Dr. Rasana hatte sich den europäischen Gegebenheiten angepaßt. Er hatte seinen Turban abgelegt, trug jetzt einen dunkelblauen Anzug und eine dezente Krawatte zum weißen Hemd. Er wirkte konservativ, vornehm und distinguiert. Das mußte so sein, wollte er nicht unangenehm auffallen.
Täglich telefonierte er dreimal mit dem Mahdi. Er war stets beruhigt, wenn er dessen Stimme hörte, wurde jedoch unruhiger, wenn er dem Klang länger lauschte und herausfand, wie schwach der Mahdi letztendlich sprach. Er hatte Mühe, die Worte hervorzubringen, und er drängte darauf, die Kette fertigzustellen.
Das war nicht einfach gewesen. Rasana hatte viele Überlegungen anstellen müssen, um die Namen derjenigen Personen herauszufinden, deren Köpfe für eine Kette geeignet waren.
Seine Tongs hatte er losgeschickt, um den Terror zu verbreiten. Sie würden nicht ohne Beute zurückkehren.
Einer war schon gekommen.
Mit einer Trophäe.
Die Augen des Arztes hatten geleuchtet, als er sie entgegennahm und sie sorgfältig verstaute. Im Laufe des heutigen Tages und der folgenden Nacht erwartete er noch mehrere Köpfe, da er mindestens die Hälfte der Kette zusammenhaben wollte.
Das mußte zu schaffen sein. Die Leute waren gut. Sie ließen sich durch nichts stoppen, nur durch Gewalt. Aber wer war schon stärker als sie? Rasana lehnte sich in seinem Sessel zurück. Es war ein schwingendes Möbel und mit einem guten Polster versehen. Man konnte sich wohl fühlen, arbeiten und auch entspannen. Rasana war gekommen, um nachdenken zu können und sich gedanklich mit der nächsten Zukunft zu beschäftigen, die sich um Kali drehte.
Die Göttin mußte erstarken. Sie hatte Niederlagen einstecken müssen, und dies war unter anderem einem seiner schlimmsten Feinde zu verdanken gewesen.
Mandra Korab!
Sein Kopf sollte ebenfalls die neue Kette der Göttin zieren, aber er war nicht zu fassen gewesen. Durch geheimnisvolle Kanäle war es Rasana gelungen, herauszufinden, daß sich Mandra Korab nicht in Indien aufhielt. Er hatte seinen Palast verlassen und war mit unbekanntem Ziel verreist.
Dies wiederum paßte Rasana nicht. Mandra Korab war ein gefährlicher Mensch. Er stand auf der anderen Seite, verfolgte das Böse, und man konnte ihn ebenfalls als sehr mächtig bezeichnen. Auch ihm dienten zahlreiche Männer und Frauen, er hatte seine Spitzel losgeschickt, vielleicht war es ihm nicht verborgen geblieben, daß man Jagd auf seinen Kopf machte.
Also hatte er es vorgezogen, sich zu verbergen, zu fliehen - obwohl, da war sich Rasana fast sicher, dies überhaupt nicht zu ihm paßte. Korab ging immer drei Schritte vor, aber keinen zurück.
Der Arzt stand auf.
Für einen Moment blieb er nachdenklich neben dem Schreibtisch stehen und schaute auf die Holzplatte, auf die der gelbe Kreis eines Deckenstrahlers fiel. Kein Staubkörnchen lag auf der Platte. Alles war sehr sauber, fast steril.
Rasana drehte sich um. Er ging mit drei großen Schritten auf die dunkle Schrankwand zu. Dort reichte eine Doppeltür von der Grundfläche bis an die Decke.
Der Schlüssel steckte nicht im Schloß. Rasana trug ihn in der Tasche. Er schloß auf und öffnete die beiden Flügel der Tür.
Automatisch leuchteten im Schrank seitlich angebrachte Lampen
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