Terror der Tongs
auf. Sie erhellten eine schaurige Szenerie.
Auf einem schräg gestellten und in einem offenen Kasten liegenden Samtkissen lag der erste Kopf.
Das Gesicht des Mannes war verzerrt. Die Todesangst stand in seinen Augen. Der Schädel hatte in einer Vertiefung Platz gefunden. Fünf weitere Vertiefungen gab es in dem Samt. Platz für fünf Schädel. Auch für Mandra Korab, den schlimmsten Feind der Todesgöttin. Rasana stand da und schaute in den Schrank. Seine Lippen zuckten. Er sprach mit sich selbst. Es war ein stummes Gebet mit einem fürchterlichen Text, der in den Zeiten der ewigen Dunkelheit geschrieben worden war.
Nach einer Weile schloß er die beiden Türen. Er würde sie erst wieder öffnen, wenn einer der Tongs eine neue Trophäe herbeischaffte. Auf seinem Weg zum Schreibtisch hörte er das leise Klingen. Der flache Apparat stand auf der Platte und war vom Stuhl aus bequem zu erreichen. Rasana setzte sich, nahm erst dann den Hörer ab und meldete sich mit einem vorsichtigen »Bitte?«
Er rechnete auch mit einer schrecklichen Meldung aus Indien, sie traf nicht ein, dafür vernahm er eine volltönend klingende Männerstimme.
»Sie sind es, Rasana.«
»Tut mir leid, aber…«
»Sie brauchen nicht um den heißen Brei herumzureden, Doktor. Wir kennen uns. Sie wollen mich, ich will Sie. Sie wollen meinen Kopf, ich den Ihren. Wissen Sie jetzt Bescheid?«
Der Arzt hatte einen Verdacht, sogar einen sehr schwerwiegenden, doch er traute sich nicht, ihn auszusprechen. »Wer sind Sie?« fragte er statt dessen.
»Das wissen Sie genau!«
»Nein!«
»Doch, Sie kennen mich. Sie geben es nur nicht zu, aus welchen Gründen auch immer. Sie wollen meinen Kopf haben, Rasana. Er fehlt noch in Ihrer Sammlung. Mein Schädel soll den verdammten Mahdi retten. Aber er wird sterben, das kann ich Ihnen schwören. Sie haben mich gesucht und nicht gefunden, aber ich bin da, in England, sogar in London und vielleicht ganz in Ihrer Nähe!«
Dr. Rasana hielt es nicht mehr aus, jetzt verzerrte sich sein Gesicht.
»Mandra Korab!« stieß er hervor. »Genau!«
Scharf atmete der Inder ein. »Also doch«, murmelte er. »Also doch. Sie befinden sich…«
»In London.«
Plötzlich änderte sich die Stimmung des anderen Mannes. »Um so besser, viel besser sogar. Ich freue mich, daß Sie sich in London aufhalten. Es erspart uns viel Arbeit. Sie werden leichter zu finden sein. Meine Helfer brauchen sich…«
»Sie brauchen gar nichts«, erwiderte Mandra. »Ich werde freiwillig zu Ihnen kommen, Rasana. Ich komme und stoppe Sie. Dann könnte es sein, daß Ihr Kopf die Kette der Todesgöttin schmückt. Daran sollten Sie immer denken, Doktor…«
Mit diesem letzten spöttisch gesprochenen Wort legte Mandra Korab auf und unterbrach die Verbindung.
Rasana aber blieb sitzen. Tausend Gedanken zuckten durch seinen Kopf. Einer jedoch kristallisierte sich immer wieder hervor, eine für ihn schlimme Schlußfolgerung.
Dieser verfluchte Sohn einer räudigen Hündin war ihm zuvorgekommen. Er hatte von ihren Plänen erfahren.
Das paßte ihm nicht.
Vor Wut und Haß ballte der Mann eine Hand zur Faust. Zwischen seinen Fingern quoll es dunkelrot hervor, und schon bald sickerten die Tropfen wie rote Perlen am Handgelenk entlang. Sie fielen auf die Platte des Schreibtischs.
»Nicht mein Blut«, flüsterte Rasana heiser. »Dein Blut soll fließen, Korab, nur deines…«
***
Um mein Ziel zu erreichen, mußte ich raus nach Notting Hill. Diesen Stadtteil findet man im Westen von London, wo sich die Medienlandschaft zusammen mit Künstlern und solchen, die es noch werden wollen, etabliert hatte. Auch der Musik-und Filmszene begegnete man in diesem Gebiet, wobei es keine eigentlichen Abgrenzungen gab, denn die Szene zog sich quer durch den Londoner Westen. Jeder Mensch ist ja anders, aber mir gefiel diese Schau, die dort abgezogen wurde. Die Leute pfiffen auf die Zwänge, sie lebten nach ihren Regeln. Locker und cool, dabei auch sehr kreativ, denn die Mode, die von den Popgruppen anschließend auf den Bühnen und bei Konzerten vorgeführt wurde, stammte sehr oft ebenfalls aus der Szene des Londoner Westens.
Mit dem Namen Portobello Road verbinden der Londoner wie auch der Tourist nur einen Begriff.
Flohmarkt!
In der Tat war hier permanent Floh markt. Sogar im Winter, dann aber mit weniger Ständen, denn an kleinen Seitenstraßen wurde bei kaltem Wetter nicht ausgestellt.
Ich hatte meinen Bentley in der Nähe abstellen können und schlenderte zu Fuß
Weitere Kostenlose Bücher