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Teufel - Thriller

Teufel - Thriller

Titel: Teufel - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer David Weiss
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Stunden wieder und immer wieder überarbeitet hatte. Einzelne Worte und manchmal sogar ganze Sätze waren durchgestrichen, überschrieben, mit kühnen Strichen zerfetzt worden. Die tiefrote Tinte ergoss sich wie aus Dutzenden kleiner Wunden über die Seiten.
    Das Papier schien unter seinen Federstrichen zu bluten.
    Jede Station auf seinem Weg zur Erkenntnis hatte nicht nur ihm einen tiefen Schnitt versetzt. Jede dieser Kerben war ein Schlag gegen den letzten gemeinsamen Stützbalken, der die christliche Welt zusammenhielt. Diese christliche Welt, die gerade dabei war, den Planeten zu erobern.
    Doch Glaube hin oder her, die feinen Herren im bestickten Diplomatenfrack lauerten nur darauf, sich im nächsten Augenblick gegenseitig auf den Schlachtfeldern zu zerfleischen, am besten weit weg von ihren gepflegten Parks und beheizten Schlössern. Das Sterben beim Spiel um die Macht war Sache des einfachen und blöden Volkes, unter der Knute gehalten durch ein Lügenkonstrukt, das Jauerling nur allzu gern beim Teufel wüsste.
    »Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte nicht…«, zitierte Jauerling flüsternd das Neue Testament. Dann verfinsterte sich seine Miene und ein bösartiges Lächeln erschien darin. »Wegfegen werde ich beides, ein für alle Mal! Jesus ist tot! Und ich werde es beweisen…«
    Der Sturm hatte noch einmal an Stärke zugelegt. Draußen war es vollends dunkel geworden. Es klopfte an der Tür. Drei Mal und dann noch einmal.
    Der Kopf des Zwerges fuhr herum. Mit einer instinktiven Handbewegung, seit Jahren in Fleisch und Blut übergegangen, drehte Jauerling rasch die obersten Blätter um, wollte laut und selbstsicher »Herein« rufen. Doch seine Stimme war nur ein Krächzen, das beinahe vom Heulen des Windes übertönt wurde.
    »Benötigen Exzellenz noch etwas?« Der Wirt stand in der Tür und sah den seltsamen, vornehm gekleideten Besucher besorgt und neugierig an. Er spürte die Angst, die in der Luft lag. War der kleine Mann etwa auf der Flucht? War er ein Hofzwerg, der wegen eines Ehrenhandels das Reich verlassen musste? War diese kleine Monstrosität etwa einer widernatürlich veranlagten, adeligen Mätresse zu nahe getreten? War er deshalb in das Herzogtum gekommen, um über die Pässe in den Schutz der französischen Fürstentümer zu gelangen? Oder war er gar ein Venediger? Einer dieser geheimnisumwitterten Zwerge, die für die Venezianer in den Alpen nach Goldadern suchten, der das gefundene Vermögen nun nicht bei seinen Auftraggebern abliefern wollte?
    Die Augen des Mannes, der zu Mittag aus der staubigen Kutsche ausgestiegen und direkt in die Gasträume des »Tre Galline« geeilt war, musterten ihrerseits misstrauisch den untersetzten Wirt. Stämmig, mit blütenweißer Schürze und roten Bäckchen, seine Hände an einem blauen Tuch abtrocknend, erwiderte der Mann ruhig seinen forschenden Blick.
    »Darf es für Ihro Gnaden Kehle vielleicht noch etwas mehr von diesem Sizilianer sein? Oder ein warmer Punsch, um sich die kalten Knochen zu wärmen?« Der Wirt bekam keine Antwort. Es war nicht die offensichtliche Nervosität des Zwerges, es war der Besucher selbst, der dem Gastgeber Kopfzerbrechen bereitete. Der Wirt wollte keinesfalls mit der Stadtgarde Probleme bekommen, das war ihm keiner seiner Gäste wert. Durchsuchungen und überraschende Besuche der Polizei waren keine gute Empfehlung für sein Lokal.
    Andererseits waren die Silbertaler, mit denen der Unbekannte nicht geizte und von denen er offenbar eine ausreichende Reserve in seiner bestickten Börse mitführte, eine große Verlockung für jeden geschäftstüchtigen Gastwirt.
    »Oder verlangt es Euren Gaumen nach etwas Handfestem, Exzellenz? Unsere Küche ist weit über die Stadtgrenzen hinaus berühmt«, ließ der Wirt nicht locker. »Darf ich Euch etwas Pasta a l’olio e Parmeggiano oder frisches Kalbfleisch aufwarten?«
    »Sorge Er nur dafür, dass ich in Ruhe arbeiten kann!«, gab der Zwerg unwirsch zurück. »Oder warte Er… das Kalbfleisch wäre vielleicht kein schlechter Gedanke. Aber erst in etwa einer Stunde. Und jetzt schick Er sich!«
    Der Wirt verneigte sich und verschwand.
    Jauerling machte sich erneut an die Arbeit.
    Als sich zum vereinbarten Glockenschlag die Türe öffnete und der Gastwirt mit dampfenden Tellern und Schüsseln mit Beilagen den Raum betrat, fand er den Zwerg am Boden liegend, von Krämpfen geschüttelt. Er war schweißüberströmt, vom Fieber gepackt.
    Rasch bettete man ihn auf die Bank, und der

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