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Teufeliaden: Erzählungen (German Edition)

Teufeliaden: Erzählungen (German Edition)

Titel: Teufeliaden: Erzählungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michail Bulgakow
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kamen ungeheuer schnell näher. In dem Moment, als der kleine Chinese das MG nach rechts schwenkte, zerbarst über ihm die Luft in weißem Feuer, und es warfihn mit der Brust auf die Griffe. Dann sah er nichts mehr.
    Als er die Sonne wieder wahrnahm und das Maschinengewehr und das zerdrückte Gras vor ihm aus dem Nebel traten, war alles ringsum zerbrochen und davongeflogen. Das Regiment hinter ihm ließ Schüsse flackern und wurde still. Kaum atmend vor brennendem Schmerz in der Brust, wandte sich der kleine Chinese um und sah hinten eine staubumwölkte Masse Reiter dahinsprengen, von wo das Knattern des Eisernen Regiments kam. Der MG-Schütze rechts war verschwunden. Den Hügel in Halbmondform umfassend, rannten Männer in Grün kettenweise heran, und ihre Achselklappen blinkten als goldene Flecke. Es wurden ihrer immer mehr, und der kleine Chinese konnte schon die kupferroten Gesichter unterscheiden. Vor Schmerz mit den Zähnen knirschend, guckte er verwirrt, faßte die Griffe, richtete den Lauf und ratterte los. Gesichter und goldene Flecke fielen vor ihm ins Gras. Dafür wuchsen sie rechts aus der Erde und eilten auf ihn zu. Neben ihm war auf einmal der Führer des MG-Zugs. Einen trüben Moment lang sah der kleine Chinese Blut über dessen linken Ärmel laufen. Der Kommandeur rief ihm nichts zu. Hoch aufgereckt, streckte er den rechten Arm aus und jagte trockene Schüsse gegen die Anstürmenden. Dann schob er sich vor den Augen des entsetzten Chinesen die Mündung der Mauser in den Mund und drückte ab. Der kleine Chinese blieb für einen Moment stumm. Darauf ratterte er wieder los.
    Das Gewehr im Anschlag, vom Laufen keuchend, stürmte von rechts ein kupfergesichtiger Junker vor seiner Kette her zu dem kleinen Chinesen.
    »Laß das Maschinengewehr los … verfluchtes Schlitzauge!« röchelte er, und Schaumbläschen traten ihm auf die Lippen. »Ergib dich!«
    »Ergib dich!« brüllte es von rechts und von links, und die goldenen Flecke und spitzen Stacheln hüpften schon den Hang herauf. Da-da-da-da-da! spielte das Maschinengewehr ein letztes Mal und wurde dann still. Der kleine Chinese erhob sich, unterdrückte mit Willenskraft den Schmerz in der Brust und die drohende Unruhe, die ihm plötzlich das Herz abklemmte. In den letzten Augenblicken sah er unter der heißen Sonne wundersamerweise noch einmal die rissige Erde und das Schattenfiligran und die goldene Hirsesaat. Nach Hause fahren, nach Hause. Den Schmerz bezwingend, rief er strahlende Kreise in sein schlitzäugiges Gesicht, er spürte schon ganz deutlich, daß die Hoffnung starb, dennoch sagte er, gen Himmel gewandt:
    »Plemili … loter Viltusi … zali! zali!«
    Der hünenhafte kupferrote Junker stieß ihm weit ausholend das Bajonett in die Kehle, so daß es die Wirbelsäule durchtrennte. Noch einmal spielte die schwarze Uhr mit den Goldzeigern die dröhnende Kupferglockenmelodie, und rund um den kleinen Chinesen glitzerte der Kristallsaal. Kein Schmerz konnte in ihn eindringen. Ohne Schmerzen und ruhig, mit einem Lächeln, das auf seinem Gesicht angefroren war, spürte er nicht mehr, wie die Junker mit Bajonetten auf ihn einstachen.
     
    1923

Eine Teufeliade
Wie Zwillinge einen Geschäftsführer verderbten

1 Der Vorfall am Zwanzigsten
    In einer Zeit, da alle Welt ständig die Dienststelle wechselte, arbeitete der Genosse Korotkow unbeirrt im Hauzentrützstreichmat (Hauptzentralstützpunkt für Streichholzmaterialien) auf dem Etatposten eines Schriftführers, und das schon ganze elf Monate.
    Im Streichmat warm geworden, verbannte der empfindsame, stille blonde Korotkow aus seiner Seele den Gedanken, daß es auf der Welt so etwas gibt wie die sogenannte Wandelbarkeit des Schicksals, und nährte statt dessen die Überzeugung, er, Korotkow, werde dem Stützpunkt bis zum Ende seiner Tage auf dem Erdball dienen. Aber leider kam es ganz anders.
    Am 20. September 1921 stülpte der Kassierer des Streichmat seine schauderhafte Ohrenklappenmütze auf, schob eine gestreifte Geldanweisung in die Aktentasche und entschwand. Das war elf Uhr vormittags.
    Zurück kehrte der Kassierer um halb fünf nachmittags, und er war völlig durchnäßt. Er schüttelte das Wasser von seiner Mütze und sagte:
    »Setzen Sie mir nicht zu, meine Herrschaften.«
    Dann kramte er nach irgendwas in der Schreibtischschublade, verließ das Zimmer und kehrte nach einer Viertelstunde mit einem großen toten Huhn, dem der Hals umgedreht war, zurück. Er legte das Huhn auf die Aktentasche,

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