Teufelsbande: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)
Vorübergehen an ihren Kollegen: »Zeit für uns, vorerst die Biege zu machen, wie?«
Brandt nickte. »Gönnen wir uns noch einen Kaffee und fassen die Fakten zusammen?«
»Ja, wieso nicht. Bei mir oder bei Ihnen?«, fragte die Kommissarin dann lächelnd und deutete mit Daumen und Zeigefinger abwechselnd auf beide Uferseiten des Mains.
»Sie bestimmen, ich zahle.«
»Aha, es steckt also doch ein Gentleman unter der harten Schale«, neckte Durant, und sie verließen kurz darauf die Brücke in Richtung Süden.
Sonntag, 7:15 Uhr
I n einem McDonald’s unweit des Kaiserleikreisels, einem der wichtigsten Knotenpunkte der Stadt, dessen Name man wöchentlich meist mehrmals im Verkehrsfunk zu hören bekam, bestellte Peter Brandt zwei große Tassen Kaffee. Sie suchten sich einen ruhigen Platz, Julia gönnte sich außerdem ein Laugenbrötchen und brachte Butter und Marmelade mit.
»Ach, so eine Portion Rührei würd ich mir ja auch noch gönnen«, überlegte Brandt, blickte dann hinab auf seinen Bauchansatz und stand auf. »Was soll’s, leerer Bauch studiert nicht gern. Bin gleich wieder da.«
»Nur zu«, lächelte Julia und warf einen Blick auf ihr Handy. War es zu früh, Hellmer aus dem Bett zu klingeln? Sie beschloss, ihm noch ein wenig Zeit zu geben, schließlich gab es in diesem Moment noch nicht viel zu tun, zudem war ja noch zu klären, welches Präsidium sich denn nun um den Fall kümmern würde. Die Kommissarin steckte das Gerät zurück in die Tasche und ließ ihren Blick durch das Restaurant wandern, in dem sich für einen frühen Sonntagmorgen erstaunlich viele Menschen befanden. Darunter waren ein Grüppchen übernächtigter Teenies, denen man nur wünschen konnte, besser nicht in eine Polizeikontrolle zu geraten, und einige Männer mittleren Alters, mit müdem Blick und unrasiertem Gesicht. Lkw-Fahrer vielleicht, überlegte Julia gerade, als Brandt mit einem Tablett zurückkehrte. Er wirkte äußerst zufrieden, während er zwei kleine Papiertütchen mit Pfeffer und Salz aufriss und deren Inhalt gleichmäßig über dem unnatürlich leuchtenden Gelb des Rühreis ausstreute.
»So kalt, wie es draußen ist, könnte man ja beinahe schon wieder drüber nachdenken, sich Winterspeck zuzulegen«, kommentierte er, als er sich die Gabel zum ersten Mal großzügig füllte.
»Ganz meine Meinung«, grinste Julia, die sich beide Brötchenhälften geschmiert und bereits zweimal genussvoll abgebissen hatte. »Wobei Sie ja nicht übergewichtig sind.«
»Danke, aber ich habe nicht nach Komplimenten gefischt. Mein Arzt wäre überglücklich, wenn ich zehn Kilos runter hätte, und ich habe mir auch selbst vorgenommen, ihm diesen Gefallen zu tun. Na ja, wenigstens auf halbem Weg werde ich versuchen, ihm entgegenzukommen«, seufzte er und fügte rasch hinzu, obwohl er insgeheim alles andere als überzeugt davon war: »Mehr halte ich ohnehin nicht für notwendig.«
»Nun, dann lassen Sie sich’s schmecken.«
Sie aßen ein paar Minuten schweigend, dann zog die Kommissarin ein Notizbuch heraus.
»Ich bin mal so frei und beginne«, sagte sie, denn Brandt stocherte noch eifrig zwischen Rührei und Bacon herum. »Wir haben ein relativ genaues Zeitschema, da der Notruf punktgenau registriert wurde. Beginnen wir also mit dem Tathergang, in Ordnung?«
»Klar.«
»Gegen kurz vor halb fünf entdeckt ein Autofahrer ein brennendes Motorrad auf der Brücke. Er hält an, verlässt seinen Wagen und versucht, mit einem Feuerlöscher, den er mit sich führte, zu löschen. Er betätigt außerdem den Notruf, dies geschah um 4:32 Uhr, nach seinem erfolglosen Löschversuch. Feuerwehr, Notarzt und Autobahnpolizei sind jeweils in wenigen Minuten vor Ort. Der Motorradfahrer hat bereits beim Löschversuch unseres Ersthelfers keine Anzeichen gemacht, dass er noch lebte. Schreie oder Bewegungen wurden von keinem der Beteiligten beobachtet. Doch andererseits hatte der Mann Handschellen, und das Motorrad war ebenfalls fixiert. Irgendjemand muss es also gegen Viertel nach vier in Brand gesteckt haben. Stimmen Sie dem so weit zu?«
»Worauf basiert die Einschätzung mit Viertel nach vier?«
»Nur ein grober Wert«, erläuterte Julia. »Fast jeder Autofahrer hat heutzutage ein Handy, und selbst zu dieser frühen Tageszeit ist auf der A661 ausreichend Verkehr, dass ein brennendes Fahrzeug wohl kaum länger als ein paar Minuten ungemeldet bliebe.«
»Das denke ich auch«, nickte Brandt. »Die Feuerwehr hat mir zudem bestätigt, dass das Feuer nicht
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