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Teufelsengel

Teufelsengel

Titel: Teufelsengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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herumschleichen sah, zögerte er keine Sekunde, unterbrach seine Arbeit und ging auf sie zu.
    Sie war reizend, wie sie da stand und ihn über die Entfernung hinweg unschlüssig anstarrte. Er wusste, dass man von Priestern erwartete, gegen sexuelle Anfechtungen immun zu sein, aber kaum jemand hatte eine Ahnung von den Qualen, die es bereitete, diesen Teil der Gefühle auszublenden.
    Es gab Menschen, die eine unwiderstehliche Aura besaßen. Dieses Mädchen gehörte zu ihnen, auch wenn sie im Augenblick verzagt, fast ängstlich wirkte.
    Bruder Arno blieb vor ihr stehen.
    »Ich weiß«, sagte sie. »Ich hätte anrufen sollen.«
    Und als hätte sie im selben Augenblick gemerkt, wie absurd dieser Satz nach ihrem unerlaubten Eindringen war, trat sie einen Schritt zurück.
    »Möchtest du reinkommen?«, fragte Bruder Arno.
    Die Gedanken schossen nur so durch seinen Kopf. Was sollte er tun? Was war das Richtige?
    Was wollte sie hier?
    Gleichzeitig betete er, dass Vero nicht auftauchte. Er konnte es sich nicht leisten, ihn wieder gegen sich aufzubringen. Schon vor langer Zeit hatte er sich eingestanden, dass er sich noch nie vor einem Menschen so sehr gefürchtet hatte.
    Romy betrat das Atelier und blieb bei der Tür stehen. Weil der Tag trüb und düster war, hatte Bruder Arno das Deckenlicht eingeschaltet. Es floss auf Romy nieder und ließ ihr kurzes Haar silbern schimmern.
    Sie hielt ihm ein zerknautschtes rotes Tuch hin.
    »Ein Tuch.« Er schaute sie verständnislos an. »Was ist damit?«
    »Es gehört Pia. Sie hatte es ihrem kleinen Hund umgebunden.«
    Bruder Arno hatte von dem Hund gehört. Und davon, dass Vero ihn davongejagt hatte. Was bei Vero alles Mögliche bedeuten konnte.
    »Weißt du, wie viele Tücher von dieser Sorte es gibt?«, fragte er. »Die findest du in jedem Laden.«
    »Wo ist sie?«
    Er hatte das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Sie ließ nicht locker, verfolgte stur ihr Ziel. Eine ganze Kanne hatte sie von dem Tee getrunken. Ihre Erinnerungen an den Nachmittag mussten praktisch gleich null sein.
    »Was ist mit Pia passiert?«
    »Ich weiß nicht, wovon du redest.« Er wies auf die beiden Sessel. »Willst du dich nicht setzen, damit wir in Ruhe …«
    »Am Mittwoch im Park, da habe ich sie gesehen.«
    »Bitte, Romy! Es gibt hier keine Pia und auch keinen Hund.«
    Sie hielt ihm das Tuch vor die Nase.
    »Das Mädchen im Park war Pia. Und das ist ihr Tuch. Ihr Hund trug es um den Hals.«
    Hartnäckigkeit konnte ein gefährlicher Charakterzug sein. Bruder Arno wünschte, er hätte dieses Mädchen nie getroffen. Sie hatte ihn bisher nur in Schwierigkeiten gebracht und würde nicht damit aufhören.
    »Warum glaubst du mir nicht?«, fragte er mit sanfter Stimme. »Ich dachte, zwischen uns sei etwas … Besonderes.«
    »Das dachte ich auch.«
    Romy musterte ihn stumm. Dann stopfte sie das Tuch in ihre Tasche und wandte sich zur Tür.
    »Du verrennst dich da in etwas«, sagte er. »Bitte bleib.«
    Er musste ihr Vertrauen zurückgewinnen. Seinen geballten Charme in die Waagschale werfen. Und vorsichtig von vorn anfangen. Sie konnten hier keine neuen Probleme brauchen.
    Waren das Tränen in ihren Augen? Erleichtert atmete er auf.
    »Nein«, sagte Romy leise. »Ich hatte mich verrannt, aber das ist vorbei.«
    Er hatte seine Wirkung auf sie verloren. Der Zauber, der zwischen ihnen geschwebt hatte, war verweht. Es machte Bruder Arno traurig, doch damit konnte er sich nicht aufhalten.
    »Romy?«
    Sie drehte sich zu ihm um. In ihrem Gesicht war so viel Hoffnung, dass es ihm richtig leidtat, sie enttäuschen zu müssen.
    Langsam beugte er sich vor, griff an ihr vorbei und legte die Hand auf die Klinke.
    »Ich kann dich nicht gehen lassen«, sagte er. »Jetzt nicht mehr.«
     
    Gregory Chaucer war stinksauer. Es war Nachmittag und Romy hatte sich noch nicht in der Redaktion blicken lassen. Sie hatte sich nicht abgemeldet, hatte keine Mail geschickt und keine SMS. Wer, zum Teufel, glaubte sie zu sein? Miss Unersetzlich?
    Er ließ seine schlechte Laune an den Kollegen und Kolleginnen aus, die ihm sämtlich aus dem Weg gingen, um bloß keine Angriffsfläche zu bieten. Wütend schickte er die vierte SMS los, diesmal mit nur drei Worten: Melde dich gefälligst!
    Das hatte er von seiner Großzügigkeit. Romy tanzte ihm auf der Nase herum.
    Was wusste er über die Ergebnisse ihrer Recherchen?
    Nichts.
    Er hatte geglaubt, ein großzügiger Vertrauensvorschuss seinerseits würde ihrerseits Vertrauen erzeugen,

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