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Teufelsengel

Teufelsengel

Titel: Teufelsengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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zurück.
    »Und der Papst toleriert Ihre Sicht der Dinge?«, fragte Bert ehrlich interessiert.
    »Er kann ein Leben im Glauben und nach den Regeln, die Jesus uns gegeben hat, schlecht kritisieren.«
    Vero schenkte sich ein und trank einen Schluck Wasser, als wäre es Nektar. Behutsam setzte er das Glas wieder ab.
    »Nein, die Kirche ist nicht an einer Spaltung interessiert.«
    »Und Sie?«, fragte Rick.
    Vero musterte ihn, als hätte er ihn eben erst entdeckt. »Wir?« Er hob die Augenbrauen. »Wir gehen unseren Weg, ohne nach rechts und links zu schauen.«
    Er war groß und schlank und, wie Bert fand, gutaussehend. Sein Alter lag irgendwo bei vierzig, seine schwarzen Haare waren kurz geschoren, jeder Muskel seines Körpers schien trainiert. Solche Menschen waren Bert suspekt. Sie schienen jeder Verführung der Sinne abgeschworen zu haben und darin auch noch Erfüllung zu finden.
    Rick schob Vero die Fotos hin.
    »Haben Sie diese Menschen schon mal gesehen?«
    Vero hob die Fotos auf und betrachtete sie. Dann legte er sie wieder auf den Tisch.
    »Wenn man täglich mit so vielen Menschen zu tun hat«, sagte er, »dann kommt einem bald jedes Gesicht irgendwie bekannt vor. Und natürlich habe ich Zeitung gelesen. Aber nein. Ich kenne die beiden nicht persönlich.«
    Er erwiderte Berts forschenden Blick, ohne mit der Wimper zu zucken.
    Bert fand sein Verhalten eigenartig. Jeder normale Mensch hatte bei einer Befragung durch die Polizei mit einer gewissen Nervosität zu kämpfen. Die meisten gaben sich große Mühe, unschuldig zu wirken.
    Für Vero schien überhaupt keine Rolle zu spielen, welchen Eindruck er auf sie machte.
    »Jemand hat uns den Tipp gegeben«, bluffte Rick.
    Vero nahm einen weiteren Schluck Wasser. Er ließ sich Zeit.
    »Dann hat dieser Jemand ein Problem mit Ihnen oder mit uns, sonst würde er Sie nicht in die falsche Richtung schicken.« Er sah auf seine Armbanduhr. »Wenn ich sonst noch etwas für sie tun kann …«
    Vielleicht war es die unglaubliche Arroganz dieses Mannes. Vielleicht war es über die Jahre erworbenes gesundes Misstrauen. Jedenfalls schaute Bert genauer hin. Ihm fielen ein paar rote Kratzer auf Veros linkem Unterarm auf, als der Abt den Ärmel des Gewands hochschob, um auf die Uhr zu sehen.
    »Haben Sie sich verletzt?«, fragte er beiläufig, obwohl sich sein Herzschlag beschleunigt hatte.
    Ohne Eile ließ Vero den Ärmel wieder über das Handgelenk gleiten.
    »Hier wimmelt es von Katzen«, erklärte er. »Manche davon sind ziemlich wild.« Er schob seinen Stuhl zurück. »Darf ich Sie hinausbegleiten?«
    Bruder Rafael hatte ihre Fragen ausführlich beantwortet. Es gab für den Augenblick keinen Grund, länger zu bleiben. Bert und Rick standen ebenfalls auf.
    Draußen schüttelte Vero ihnen die Hand, dann wandte er sich ab und ging auf die Kirche zu. Bert kramte in seiner Tasche nach dem Autoschlüssel. Dabei beobachtete er, wie ein kleiner weißer Hund aus dem Gebüsch schoss und kläffend auf Vero zulief.
    »Nicht nur Katzen«, sagte er. »Hunde gibt es hier auch.«
    Er warf sich neben Rick auf den Fahrersitz und startete den Motor. Beim Blick in den Rückspiegel sah er, wie Vero den Fuß hob und nach dem Hund trat, der aufheulend das Weite suchte.
    Auch Rick hatte das im Außenspiegel verfolgt.
    »Was war denn das?«, fragte er verblüfft.
    »Ein Vater, dem seine Maske verrutscht ist«, antwortete Bert und gab Gas.
     

Kapitel 24
    Schmuddelbuch, Dienstag, 25. November, Diktafon
     Er hat mein Diktiergerät nicht gefunden. Ich hatte es unter der Matratze versteckt. Mir ist nicht gut. Hab den ganzen Tag geschlafen. Fühl mich … benommen. Als hätte ich zwei Gehirne, die unterschiedliche Befehle geben.
    Es tut gut, eine Stimme zu hören, auch wenn es meine eigene ist. Das hält die Panik in Schach.
    In meinem ganzen Leben werde ich nie wieder Bruder zu jemandem sagen. Außer zu Björn. Das schwöre ich.
    Aufstehen. Die Flügel ausbreiten. Und wegfliegen.
    Ein Menschheitstraum. Und meiner.
    Fühl mich high. Was für ein Zeug war in der Spritze drin?
    Arno. Ich mach dich fertig!
    Typisch ich, was, Björn? Immer eine große Klappe, selbst wenn ich in der Scheiße sitze. War schon damals so, als wir Kinder waren.
    Komisch, dass ich gerade jetzt an früher denken muss. Hab sogar die Gerüche von damals in der Nase. Die Rosenhecke beim Schwimmbad. Mamas Parfüm. Die Lakritzschnecken vom Kiosk.
    Greg, du hattest recht. Du hast mich gewarnt.
    Cal. Ich küsse dich in Gedanken.
    Ich will

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