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Teufelsengel

Teufelsengel

Titel: Teufelsengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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Schuhen des Mädchens befanden sich Erde und Gras, ebenso wie unter ihren Fingernägeln.
    Im Moment des Todes hatte sie die Augen geschlossen.
    Wieso?
    Hatte sie sich in ihr Schicksal ergeben? War der Tod eine Erleichterung für sie gewesen?
    Oder hatte ein anderer ihr die Augen zugedrückt?
    Bert griff nach ihrer linken Hand und drehte sie behutsam um.
    Adrenalin schoss durch seine Blutbahn. Sein Herz pochte. Der Mund wurde ihm trocken.
    Die Tote trug am Handgelenk ein Tattoo. Wie Thomas Dorau.
    Allerdings war es diesmal kein aufgeklapptes Buch.
    Es war ein stark vereinfachter Fisch.
    »Ein Fisch?«
    Ächzend ging Rick neben Bert in die Hocke.
    »Auch schon da?«
    »Sternzeichen Fisch«, murmelte Rick, ohne auf Berts Frage einzugehen.
    »Sicher?«
    »Machst du Witze?«
    Rick untersuchte das rechte Handgelenk der Toten. Es war nicht tätowiert.
    »Wann können wir uns jemals sicher sein?«
    Mit einer berührenden Zartheit bettete er die Hand des Mädchens wieder auf die Erde.
    »Ich weiß nur eines ohne jeden Zweifel: Ich will diesen Scheißkerl hinter Gittern sehen.«
    »Es geht hier nicht um einen Täter«, sagte Bert leise. »Guck dir die Fußspuren an. Es waren mehrere, wie bei …«
    »… Thomas Dorau.«
    Während Rick sich vorsichtig selbst ein Bild vom Tatort verschaffte, betrachtete Bert noch einmal das Gesicht der Toten, das so verstörend erlöst wirkte.
    Ich werde deine Mörder zur Strecke bringen, dachte er. Das verspreche ich dir.
    Er rappelte sich mit steifen Knochen auf. Die Männer vom Bestattungsunternehmen standen schon bereit. Sollten sie ihre Pflicht tun. Das Institut für Rechtsmedizin war kein anziehender Ort, aber man würde dort Antworten finden.
    Und Antworten brauchten sie dringend. Ein weiterer Mord in so kurzer Zeit, das bedeutete, dass die Täter nervös wurden, wer immer sie auch sein mochten.
     
    Sie hatten sie eingesperrt. In ein schäbiges Zimmer im ältesten Teil des Haupthauses. Niemand lebte in diesem Bereich des Klosters. Niemand verirrte sich hierher. Niemand würde sie rufen hören. Niemand sie herausholen.
    Pia war fassungslos. Passierte ihr das wirklich?
    »Hier wirst du bleiben, bis wir einen geeigneten Ort für dich gefunden haben«, hatte Vero gesagt. »Wir werden dich von dem Bösen befreien, das dir die Sinne verwirrt.«
    »Ich bin nicht verwirrt«, hatte sie geantwortet.
    Er hatte sie lange angeschaut. Sie hatte väterliche Sorge in seinem Blick gelesen und kurz Hoffnung geschöpft. Doch dann hatte sich seine Miene verschlossen.
    »Was hattest du in dem Schuppen zu suchen?«
    »Einen Schlafplatz für den Hund«, hatte sie aufrichtig geantwortet. Es war zu spät gewesen für Ausflüchte.
    »Für den Hund …«
    »Er weiß doch nicht, wohin.«
    »Ein räudiger Straßenköter!«
    »Ist er denn nicht auch ein Geschöpf Gottes?«
    Veros Augen hatten sich verdunkelt.
    »Du wagst es, den Namen des Herrn in den Mund zu nehmen? Du?«
    Erst in diesem Moment hatte Pia richtig Angst bekommen.
    »Wieso dieser Schuppen? Warum ausgerechnet dieser Ort?«
    »Er ist … am weitesten vom Haupthaus entfernt.«
    Vero nickte nachdenklich, und Pia glaubte schon, die Befragung hinter sich zu haben, doch sie hatte sich geirrt.
    »Warum musstest du den Hund verstecken?«
    Pia fühlte, wie ihr die Röte in die Wangen stieg.
    »Weil du ihn … nicht hier haben wolltest.«
    »Du hast mir also nicht gehorcht.«
    Pia senkte den Kopf.
    Eine Weile sagte Vero nichts. Pia horchte, doch da draußen war kein Geräusch. Als hätte die Welt sich plötzlich in Luft aufgelöst. Als wären nur noch sie beide da.
    Eine Ewigkeit verging.
    Dann zog Vero Pia in seine Arme. Sie legte das Gesicht an seine Brust und atmete seinen Geruch ein, der so tröstlich war. Vielleicht wurde ja doch noch alles gut. Vielleicht würden ihre Zweifel ein Ende finden. Vielleicht schenkte Gott ihr einen ruhigen, unangreifbaren Glauben.
    »Ich werde mich um dich kümmern«, versprach Vero ihr leise.
    Sie fühlte seinen Atem an ihrem Ohr. Und ihr wurde bewusst, dass sie Vero mehr liebte, als ein Mädchen einen Priester lieben durfte. »Ich werde die Dämonen aus deinem Kopf vertreiben.«
    Dämonen, dachte Pia. In meinem Kopf.
    »Und aus deinem Herzen.«
    Dämonen.
    »Ich werde dich dem Fürsten der Finsternis nicht kampflos überlassen.«
    Fürst der Finsternis.
    Pia hatte das Gefühl, neben sich zu stehen und die Szene zu beobachten. Ein absurdes Theaterstück.
    Vero küsste sie auf die Stirn und ließ sie mitten im Zimmer stehen. Mit

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