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Teufelsengel

Teufelsengel

Titel: Teufelsengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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bloß eingebildet. Das Hungern löste Halluzinationen aus. Oder aber, dachte sie, Bruder Miguel hat mir irgendwas in den Tee getan.
    Beschämt biss sie sich auf die Lippe. Bruder Miguel war so ein feiner Mensch. Es war gemein, ihn zu verdächtigen.
    »Du warst geschwächt durch deine Zweifel und bist jetzt ernstlich krank geworden. Geistig krank, Pia. Du stehst dem Bösen schutzlos gegenüber. Das darf ich nicht zulassen.«
    Er ist wahnsinnig, dachte Pia. Ich muss hier raus.
    Doch sie blieb apathisch neben ihm sitzen. Jede Bewegung schmerzte. Ihre Fähigkeit, klar zu denken, löste sich allmählich auf. Ihre Wahrnehmungen spielten ihr seltsame Streiche.
    Das Zimmer schwankte vor ihren Augen.
    »Gib mir was zu essen«, bat sie. »Und wenn es nur ein Stück Brot ist. Bitte, Vater!«
    Sie spürte, wie die Matratze sich hob, als Vero aufstand. Sie hörte seine Schritte, als er zur Tür ging. Riss die Augen auf, als sich die Umrisse seines Körpers verwischten.
    Und wenn sie wirklich verrückt wurde?
    »Ich werde dir helfen«, versprach Vero und ließ sie allein.
     
    Giulio und Glen hatten das Vorstellungsgespräch mit Calypso gemeinsam geführt.
    »Hast du Erfahrungen im Service?«, hatte Glen gefragt.
    »Leider nicht«, hatte Calypso ehrlich geantwortet.
    »Ja und?« Giulio hatte ihm verschwörerisch zugeblinzelt. »Der Junge wird Schauspieler, mein Lieber. Er kann dir garantiert jeden Kellner spielen.«
    Nach einer Viertelstunde hatte Calypso den Job im Alibi.
    Draußen hatte er sofort versucht, Romy zu erreichen, zuerst in der Redaktion, wo man ihm sagte, sie sei unterwegs, dann auf ihrem Handy. Aber es war ausgeschaltet.
    »Super Neuigkeiten«, sprach er ihr auf die Mailbox. »Ich hab einen Job! Lass uns feiern, wenn du nach Hause kommst, ja? Ich freu mich auf dich.«
    Romy würde Augen machen. Wenn sie demnächst im Alibi  eine Pause einlegte, würde er sie bedienen. Zufrieden grinste er wildfremde Leute an. Seine Heiterkeit verstärkte sich noch, als ihm sein Vater einfiel.
    Erstick doch an deiner Knete, dachte er. Ich komme prächtig ohne sie klar.
     
    Es war falsch gewesen, an den Tatort zurückzukehren. Jeder Krimileser wusste das. Warum hatte er es dennoch getan?
    Weil es ihn magisch dorthin gezogen hatte.
    Er litt wie ein Hund. Seit … jener Nacht. Bekam die Bilder nicht aus dem Kopf. Hörte immer noch ihre Schreie. Er hatte seitdem kein Auge mehr zugetan.
    Zweimal war er dort gewesen. Beide Male hatte er gehofft, Linderung zu finden.
    Vergeblich.
    Und dann musste dieses Mädchen da auftauchen.
    Bruder Arno war sich nicht sicher gewesen, ob sie ihn entdeckt hatte. Aber er durfte kein Risiko eingehen. Also hatte er sie angesprochen.
    Sie hatte rasch Vertrauen gefasst. Nach dem Schock, ihm mutterseelenallein mitten im Wald gegenüberzustehen, hatte die Erleichterung darüber, dass er Priester war, ihre sämtlichen Befürchtungen hinweggeschwemmt, und sie hatte ihm den Grund ihrer Anwesenheit verraten.
    Sie schrieb für das KölnJournal...
    Zwar als Volontärin, aber das machte die Sache nicht weniger gefährlich. Ihr Ehrgeiz war enorm, das hatte er sofort gespürt.
    »Sie ist erschossen worden«, hatte sie auf dem Weg zu ihrem Wagen gesagt.
    Als ob er das jemals vergessen könnte!
    Seine Augen hatten sich mit Tränen gefüllt, und er hatte geblinzelt und den Kopf weggedreht.
    Und da hatte sie ihm anvertraut, dass sie an einer Story arbeitete. An einer Story über Gewaltverbrechen, hatte sie gesagt, ganz allgemein. Aber er hatte so eine Ahnung gehabt, dass sie ihm nicht die Wahrheit sagte.
    Das hatte den Ausschlag gegeben.
    »Weißt du was?« Er hatte sie leicht am Ärmel berührt. »Ich lade dich zu einer Tasse Tee in unser Kloster ein. Was hältst du davon?«
    Sie hatte ihn nachdenklich betrachtet. Sich insgeheim gefragt, was sie dadurch gewinnen mochte. Anscheinend genug, denn sie hatte genickt.
    »Gern. Vielleicht gelingt es dir ja, mich ein paar unschöne Erlebnisse aus meiner Zeit in der Klosterschule vergessen zu lassen.«
    »Möglicherweise. Unsere Gemeinschaft ist etwas Besonderes. Wenn du möchtest, erzähle ich dir unterwegs davon.«
    Keiner von ihnen spielte mit offenen Karten. Doch nur für  einen von ihnen würde das dramatisch enden, und das war nicht er.
    Romy sah ihn erwartungsvoll an.
    »Gut«, sagte Bruder Arno. »Dann lege ich einfach mal los.«
     

Kapitel 17
    Schmuddelbuch, Mittwoch, 19. November, Diktafon
     Im Kloster St. Michael. Einer der Pater hat mich zum Tee eingeladen, so

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