Teufelsherz (German Edition)
meine Freundin«, redete er weiter, ohne sich von der Tür wegzubewegen. »Ich bin froh darüber, weil ich sie wirklich gern habe.«
»Das sagtest du bereits.«
»Wir beide …« Er strich sich seufzend das Haar aus der Stirn. »Du und ich – das ist etwas anderes. Damals im Mai – wir wären zusammengekommen, als Paar, meine ich.« Ihr Mund öffnete sich, doch er ließ sie nicht zu Wort kommen. »Ich bin froh, dass es nicht dazu gekommen ist«, sagte er zu ihrer Verblüffung. »Wir waren noch nicht bereit dazu. Es wäre schiefgegangen, und diese Freundschaft … sie wäre in die Brüche gegangen. Genauso wie jetzt. Du bist verliebt, und ich habe eine Freundin. Aber du …« Er ging einen Schritt auf sie zu, hielt dann jedoch inne. »Da ist etwas zwischen uns. Keiner von uns beiden kann das leugnen. Es geht tiefer, es ist mehr.« Mit einer unwirschen Bewegung nahm er die Brille ab und drehte sie in seinen Händen. »Ich liebe dich, Emily.« Er blickte ihr in die Augen, und ihr Magen zog sich zu einem Knoten zusammen.
»Natürlich«, brachte sie mit brüchiger Stimme hervor. »Ich liebe dich auch und …«
»Nein.« Er rührte sich immer noch nicht vom Fleck. »Es wird Zeit, die Dinge klarzustellen. Auszusprechen, was wir beide wissen. Du ebenso gut wie ich.«
»Ich verstehe nicht.«
»Doch, du verstehst. Denn ich liebe dich, Emily. Ich liebe dich, wie ein erwachsener Mann eine erwachsene Frau liebt.«
Ihr Herz pochte laut in ihrer Brust. Ein Zittern breitete sich über ihren gesamten Körper aus und wurde noch stärker, als er auf sie zuging. »Es ist nicht unsere Zeit«, sagte er betont langsam. »Es ist die Zeit des Verliebtseins, der flüchtigen Gefühle, aber wir beide gehören zusammen.« Er ging vor ihr in die Hocke, und sie konnte immer noch nichts sagen. Sie sah ihn einfach nur an. Und sie verstand.
»Das zwischen uns«, sagte er und legte seine Hand an ihre Wange, während die vertrauten blauen Augen in ihre Seele blickten. »Das ist keine Teenagerliebe. Es ist mehr, es ist alles. Wir gehen im Moment verschiedene Wege, aber diese werden uns immer wieder zueinander führen. Das habe ich begriffen.«
Emily nickte bloß und starrte ihn immer noch an. Sie konnte nichts anderes tun. Ihm weder widersprechen noch zustimmen. Sie wusste, wie es war, verliebt zu sein. Sie wusste, wie es war, zu lieben.
Sie konnte auch nichts tun, als Will – ihr Will – seine Hand von ihrer Wange unter ihr Haar gleiten ließ. Zumindest dachte sie das, denn ihr Körper handelte plötzlich von selbst. Ihre Hand hob sich mechanisch, legte sich auf seine Schulter. Sie rutschte vom Bett auf den Boden und kniete vor ihm. Leugnen nützte nichts mehr. Das, was tief in ihr war, konnte nicht länger fortgesperrt werden. Ohne ihren Blick von ihm zu nehmen, legte sie langsam auch die zweite Hand auf seine Schulter. Sie zitterte, als wäre der Winter in ihr Zimmer gelangt. Und doch war ihr entsetzlich heiß. So heiß, dass ihre Wangen glühten, als sie sich emporreckte und seine Lippen berührte. Ein geschwisterlicher Kuss, wie er schon hunderte Male zwischen ihnen vorgekommen war. Und doch hatte dieser Moment nichts Geschwisterliches.
Er war nicht ihr Kumpel, als er mit seiner Zunge ihren Mund öffnete und sie mit seinen Armen umschlang. An seinem Seufzen war nichts Freundschaftliches und auch nicht an der Leidenschaft, von der sie ergriffen wurden. Sie schien in seiner Umarmung zu verschwinden und klammerte sich doch verzweifelt an ihm fest. Wie war es möglich, dass ein Kuss die Seele erschütterte? Der vertraute Geruch, die wohlbekannten Hände, die völlig unbekannt erscheinenden Lippen. Wie konnte ein einziger Kuss so wehtun?
Tränen liefen über ihre Wangen, während sie so zärtlich und innig geküsst wurde wie nie zuvor. Jedes seiner Worte bewies, dass sie das Richtige taten, und doch fühlte es sich falsch an. Die Leere in ihr ließ nicht zu, dass dieses Gefühl von Geborgenheit zu ihr durchdrang. Auch Will schien das zu wissen – oder vielleicht empfand er selbst ähnlich, denn er löste sich langsam wieder von ihr. Er küsste sie noch einmal mit geschlossenen Augen auf den Mund, nahm ihr Gesicht in seine großen Hände und sah sie an.
»Irgendwann«, flüsterte er. »Irgendwann wird es nicht mehr wehtun.« Er wischte die Tränen von ihren Wangen. »Unsere Zeit wird kommen.«
Mit diesen Worten setzte er seine Brille auf, erhob sich und ging, ohne noch einmal zurückzusehen.
Emily blickte ihm reglos nach. Sie hörte
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