Teufelsherz (German Edition)
größer, was nichts Gutes bedeuten konnte. Wie in Zeitlupe streckte sie ihre Hand aus und ließ sie, ohne ihn eine Sekunde aus den Augen zu lassen, unter den Tisch sinken.
»Tun Sie das nicht!« Damian sah ihr eindringlich in die Augen, doch im nächsten Moment heulte bereits ein ohrenbetäubender Alarm auf, und das vergoldete Tor der Eingangshalle flog auf. Gut zwanzig bewaffnete Engel stürmten herein und richteten ihre Blender auf ihn. »Das war nicht sehr nett«, sagte er an die Frau gewandt, die von ihrem Stuhl aufsprang und sich an die Wand presste. Offensichtlich beabsichtigte sie die größtmögliche Entfernung zwischen sich und Luzifers Sohn zu bringen, während Damian auch schon an den Oberarmen gepackt wurde.
»Versuch erst gar nicht dich zu wehren, Junge.« Ein blonder Engel, einen guten Kopf größer als er selbst, baute sich vor ihm auf und richtete drohend seinen Blender auf ihn. »Du wirst jetzt mit uns kommen«, sagte er, »und zwar ohne einen Aufstand zu veranstalten.«
Damian sah zu dem Blender, einem weiß leuchtenden Stab von der Länge eines Arms, der sich nur knapp vor seiner Brust befand, und blickte wieder in das entschlossene Gesicht des Engels. »Nehmen Sie das Ding da weg«, sagte er ruhig, »und ich werde euch folgen.«
Der Engel sah ihn einen Moment lang prüfend an, ließ den Blender dann jedoch sinken und trat zur Seite, sodass die anderen ihn fortzerren konnten. Damian schaute noch einmal zurück und warf der verängstigten Empfangsdame einen wütenden Blick zu. Diese starrte ihn an, als hätte er vor, ihre Seele mit in die Unterwelt zu nehmen. Dann wurde er auch schon aus der Halle geführt.
Die Engel zogen ihn immer weiter einen Gang entlang, dessen Wände hauptsächlich aus Glas bestanden und so den Blick in den Himmel freigaben. Einzig ein paar weiße Schäfchenwolken und Schlieren befleckten das tiefe Blau. Am anderen Ende stießen sie ihn durch eine Seitentür in einen dunklen Raum, der anders als alles, was er bisher von diesem Ort kannte, kein einziges Fenster hatte und zu dessen Ausstattung lediglich ein Tisch und ein paar Stühle zählten. Damian wurde auf einen Stuhl niedergedrückt, und zwei Engel stellten sich neben ihm auf, während sich der Mann mit dem schwingenden Blender vor ihm aufbaute.
»Aus der Unterwelt kommst du also«, stellte der Engel fest und sah mit vor der Brust verschränkten Armen zu ihm hinab. »Wie, bei der Gnade unseres Herrn, hast du es in den Himmel geschafft?«
»Vielleicht bin ich geflogen?«
Die Miene des Engels wurde bei Damians Worten noch finsterer, und auch seine blonden Locken trugen nicht dazu bei, ihn friedfertiger aussehen zu lassen. Mit diesem bösen Blick hätte er in der Unterwelt gute Chancen, bis ganz nach oben aufzusteigen.
»Seelen der Unterwelt ist es nicht gestattet, den Himmel zu betreten«, erklärte der Engel. »Ohne Passierschein gibt es kein Durchkommen.«
Damian seufzte. »Hören Sie. Ich habe es der Frau am Empfang schon versucht zu erklären. Eure lustigen Barrieren …«
» WO IST ER ?« Die Tür flog auf, und sämtliche Engel fuhren zu der donnernden Stimme herum, die zu einem hochgewachsenen Mann in weißem Anzug gehörte. Ehrfürchtig senkten sie ihre Köpfe und traten etwas zur Seite, sodass der Raum vom Licht des Ganges erleuchtet wurde und die Gestalt in der Tür unnatürlich hell strahlte.
Damian verdrehte die Augen und lehnte sich in dem Stuhl zurück. »Deine Gastfreundschaft war auch schon einmal besser, Onkel.« Er rieb sich mit der Hand über den Oberarm und verzog schmerzverzerrt das Gesicht. »Du solltest ein ernstes Wort mit deinen Engeln sprechen. Vater fehlt ohnehin Personal.«
»Was willst du hier?« Jahwe trat aus dem Zwielicht, was den schönen Effekt des Leuchtens zunichtemachte, und sah zu seinem Neffen herunter. Das kastanienbraune Haar hatte er im Nacken zusammengebunden und den Kragen des weißen Sakkos aufgestellt, wodurch sein schmales Gesicht noch länger wirkte und die braunen Augen ungewöhnlich groß aussahen.
»Freust du dich denn nicht, mich zu sehen?« Enttäuscht schüttelte Damian den Kopf. »Ich gehöre immerhin zur Familie.«
»Ich habe dir eine Frage gestellt.«
»Jetzt wissen Sie, wie ich hierhergekommen bin«, sagte Damian an den großen, blonden Engel gewandt und die Worte seines Onkels ignorierend. »Ich bin ein Halbgott.« Er lachte und deutete auf Jahwe. »Und meine Mutter war einer seiner Engel.«
»Ein Halbgott, der nicht weiß, wo sein Platz ist«, fuhr
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