Teufelsjagd
bläßlichen Gesicht einen höhnischen und arroganten Ausdruck verlieh. Richard Norreys, der die Anwesenden einander vorstellte, war wesentlich umgänglicher und erfreulicher. Er hatte ein rundes Gesicht und trug einen gepflegten Schnurr-und Backenbart. Sein rotes Haar war bereits angegraut. Er hatte einen festen Händedruck und eine überaus verbindliche Art.
»Wir haben hier gewartet, Sir Walter«, erklärte er mit einem singenden Akzent, »weil man uns gesagt hat, daß Ihr bald zurück sein würdet. Aber wenn wir gewußt hätten, daß Ihr so erlauchte Gäste habt…« Norreys’ etwas vorstehende blaue Augen leuchteten. Er fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen, als er darüber nachdachte, was er weiter sagen sollte.
»Oh, hört schon auf zu kriechen, Norreys!« Lady Mathilda schob den Teller mit den Aalen weg. »Sir Walter, wir sind gekommen, um Passerels Leiche zu holen. Er hat ein ehrloses Ende genommen, und wir wollen ihm wenigstens ein ehrenvolles Begräbnis geben.«
Bullock antwortete nicht, sondern nahm den Teller mit den Aalen, lehnte sich gegen die Wand und begann zu essen. Er beachtete Tripham nicht weiter, und Corbett hatte den Eindruck, daß die beiden ein sehr schlechtes Verhältnis hatten. Lady Mathilda sah Corbett von der Seite an. Für Ranulf und Maltote, die hinter ihm standen, hatte sie nur Verachtung übrig.
.»Ihr seid also Corbett, der Bevollmächtigte des Königs?« Sir Hugh verbeugte sich. »Allerdings, Lady.«
»Ich habe von Euch gehört, Corbett«, fuhr sie fort, »und von Eurer langen Nase, mit der Ihr überall herumschnüffelt. Der Spürhund des Königs ist also nach Oxford gekommen, um in diesem Unrat hier herumzuwühlen.«
»Nein, Madam«, mischte sich Ranulf eilig ein. »Wir sind nach Oxford gekommen, um den Bellman zu stellen, einen zum Tode verurteilten Verräter. Wir wollen ihn nach London bringen, damit er dort bei den Ulmen am Tyburn gehängt, gerädert und gevierteilt werden kann.«
»Ist das so, Rotschopf?« flüsterte Lady Mathilda spöttisch. »Ihr werdet also den Bellman fangen und hängen.« Sie schnippte mit den Fingern. »Einfach so?«
»Nein, Madam«, erwiderte Corbett. »Wie Ihr sagt, werde ich ihn unter dem Müll hervorgraben wie auch den Meuchelmörder, der für den Tod von Ascham und Passerel verantwortlich ist, und vielleicht auch den kaltblütigen Killer der Bettler.«
»Was meint Ihr damit?« Tripham erhob sich. »Wollt Ihr damit sagen, daß es sich dabei um ein und denselben handelt?«
»Er ist ein guter Spürhund.« Sir Walter grinste und schob sich ein Stück Brot in den Mund. »Er hat bereits etwas im Müll herumgewühlt.«
»Lady Mathilda! Lady Mathilda! Master Tripham!« Master Norreys trat fuchtelnd vor. Dann besann er sich und wischte die Handflächen an seinem wollenen Umhang ab. »Sir Hugh ist der Bevollmächtigte des Königs«, fuhr er fort. »Wir sind uns bereits einmal begegnet, Sir.« Er trat an Corbett heran. »Ich war mit der Armee des Königs in Wales.«
Corbett schüttelte den Kopf. »Sir, das waren viele, und außerdem ist es so lange her.«
»Ich weiß, ich weiß.« Norreys schob den Ärmel seines Umhangs zurück und zeigte ihnen einen Handgelenkschutz aus Leder. »Ich war Späher«, erklärte er.
Corbett nickte.
»Jetzt bevölkern die Waliser Sparrow Hall«, ergriff Tripham nun das Wort. Er zwang sich zu einem Lächeln, als wollte er sich für seine bisherigen schlechten Manieren entschuldigen. »Sir Hugh, was immer Ihr denken mögt, Ihr seid sehr willkommen. Der König hat angeordnet, daß wir Euch Gastfreundschaft gewähren. Richard Norreys steht unserem Gästehaus vor. Er wird dafür sorgen, daß Ihr gut untergebracht seid und gut verpflegt werdet.« Er zog seine Robe enger um seine schmalen Schultern. »Heute abend sollt Ihr unser Gast in Sparrow Hall sein, Sir Hugh. Unsere Köche sind nach französischer Art ausgebildet. Master Norreys, Ihr dürft Euch uns ebenfalls anschließen.« Er blies seine Wangen auf und wandte sich dann an Sir Walter, der immer noch gegen die Wand lehnte. »Sir, Ihr habt Passerels Leiche?«
Der Sheriff kaute langsam weiter. Er stellte den Teller zurück auf den Tisch, leckte sich die Finger ab und nickte Corbett zu. Er wollte Tripham gerade aus dem Zimmer führen, da klopfte es. Der junge Mann, der eintrat, hatte eine gesunde Gesichtsfarbe und schwarzes, sorgsam geöltes Haar, das hinten zusammengebunden war. Er war wie ein gewöhnlicher Student gekleidet, in eine braune, wollene Weste,
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