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Teufelsjagd

Teufelsjagd

Titel: Teufelsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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»Dann will der König etwa die Leiche?« Er schwankte mit seinem nassen Lappen wieder auf den Toten zu. »Mausetot, zweifellos.«
    »Und die Todesursache?« fragte Corbett und trat hinter ihn.
    »Ich bin kein Arzt«, stammelte Hamell.
    Er deutete auf die roten Kratzer auf Bauch, Brust und Hals des Mannes. Das Gesicht hatte einen bläulichen Schimmer. Die Augen waren weit aufgerissen, der Mund war halb offen, und die geschwollene Zunge trat zwischen den Lippen hervor.
    »Er hat eine tödliche Dosis Digitalis zu sich genommen«, erklärte Hamell. »Ich habe schon früher solche Fälle gesehen — Leute, die das versehentlich getan hatten.« Er gab Corbett ein Zeichen, sich neben ihn an den Tisch zu stellen. »Aber das Gesicht und die geschwollene Zunge…«, er zeigte auf die verfärbten Hautpartien, »… bedeuten, daß er eine ganze Menge davon getrunken hat. Das passiert leicht«, meinte er noch. »Besonders, wenn die Tollkirsche mit einem schweren Wein gemischt wird.«
    »Und es gibt keine weiteren Verletzungen«, fragte Corbett, »oder Verfärbungen?«
    »Einige Kratzer«, meinte Hamell.
    »Und die andere Leiche?« wollte Corbett wissen.
    Hamell drehte sich um und schlug das Laken zurück. Corbett zuckte zusammen. Ranulf fluchte, und Maltote übergab sich umgehend in der Ecke. Senex’ Leiche war mattweiß wie der Bauch eines etwas vergammelten Schellfisches. Es war jedoch der Kopf, der von seinem blutigen Hals getrennt war und unter einem seiner Arme lag, der das Bild so grausig machte.
    »Ich habe ihn noch nicht wieder angenäht«, erklärte Hamell fröhlich. »Ich tue das immer.«
    Bullock hielt sich eine Hand vor den Mund und wendete sich ebenfalls ab.
    »Sieh zu, daß du es diesmal ordentlich machst«, knurrte er. »Letztesmal warst du so betrunken, daß du den Kopf falsch herum angenäht hast!«
    Corbett schaute auf den verstümmelten Hals und auf das dunkle, geronnene Blut, das dort klebte, und sah, daß es sich um einen einzigen, sehr kräftigen Hieb einer scharfen Axt gehandelt haben mußte.
    »Deckt ihn wieder zu!« befahl er.
    Hamell gehorchte.
    »Was wurde in seinen Händen gefunden?«
    Der Quacksalber deutete auf den Rand des Tisches. Corbett nahm eine Kerze und betrachtete eingehend die schmutzigen Kiesel. Dann nahm er den Messingknopf, auf dem ganz deutlich ein Spatz zu erkennen war.
    »Kann ich den behalten?« fragte er.
    Bullock nickte. Corbett untersuchte Senex’ Hände, die kalten, rissigen Finger und die schmutzigen, eingerissenen Nägel. Er bemerkte, daß die rechte Handfläche viel schmutziger war als die linke. Dann betrachtete er die Knie und registrierte, daß diese ebenfalls dreckig waren.
    »Er muß gekrochen sein«, erklärte Corbett. »Er hat auf der Erde oder im Dreck gekniet. Sein Mörder stand über ihn gebeugt. Er hat mit der Axt ausgeholt und dabei vermutlich den Knopf verloren. Der arme Senex hat ihn wahrscheinlich in die Finger bekommen, als die Axt auf ihn niederging.« Corbett legte den Knopf in seinen Beutel. »Wie auch immer, das mag Gott wissen. Sheriff, ich habe genug gesehen!«
    Sie verließen das Gewölbe. Maltote hatte sich wieder beruhigt, obwohl er immer noch aschfahl war. Sie gingen zurück in den Innenhof der Burg. Der Sergeant, der sich mit Corbett angelegt hatte, wartete auf sie.
    »Ihr habt noch mehr Gäste, Sir Walter, aus Sparrow Hall. Der Konrektor Master Tripham und ein paar andere sind gekommen, um Passerels Leiche zu holen.« Der Soldat deutete auf einen Karren, der neben dem Tor stand.
    »Wo sind die Besucher?«
    »Ich habe sie in die Räume beim Torhaus geführt.«
    Sir Walter rieb sich die Augen. »Kommt, Sir Hugh.«
    Drei Personen warteten auf sie. Alfred Tripham, der Konrektor, saß auf einer Bank und machte sich nicht die Mühe, aufzustehen, als der Sheriff und Corbett das Zimmer betraten. Er war groß und hatte ein abweisendes, glattrasiertes Gesicht unter vollem silbergrauem Haar. Tiefe Falten umgaben seine dünnen Lippen. Er trug einen kostbaren dunkelblauen Umhang. Seine Kapuze und seinen Umhang zierten die Seidenborten der Professoren. Lady Mathilda Braose saß auf dem Hocker des Sheriffs. Sie war klein und stämmig, und ihr stahlgraues Haar sowie ihr alltägliches Gesicht waren von einem dunklen Schleier bedeckt. Über einem am Hals hochgeschlossenen burgunderroten Kleid trug sie einen grauen Umhang. Sie hatte glänzende braune Augen, die jedoch von dunklen Ringen umgeben wurden. Ihre Lippen waren mürrisch zusammengepreßt, was ihrem

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