Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Teufelskreis

Teufelskreis

Titel: Teufelskreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith R. A. DeCandido
Vom Netzwerk:
Zeiten, da sie um ihr Leben kämpfen musste, zurückzusehnen begann.
    Zumindest war dies oberflächlich betrachtet so. Tatsächlich hatte sie nichts wirklich zu bedauern. Aber sie hatte die Gelegenheit für eine kurze Amtspause ergriffen, wie ein Dürstender in der Wüste einen Wasserschlauch.
    Sie stand am Rand der Kuppe und blickte auf das kleine Ork-Dorf am Fuße der Hügel hinab. Gut befestigte Hütten bedeckten die harsche braune Landschaft. Selbst in Friedenszeiten sicherten die Orks ihre Heime. Ein paar Orks liefen zwischen den Bauten herum, grüßten einander, und einige blieben stehen, um sich zu unterhalten. Jaina musste lächeln angesichts solch alltäglicher Banalität.
    Dann hörte sie das tiefe, gleichmäßige Dröhnen, das die Ankunft von Thralls Luftschiff ankündigte. Sie drehte sich um und sah, wie es eintraf. Als es sich näherte, bemerkte sie, dass Thrall allein auf der Transportplattform stand, unter der mit heißer Luft gefüllten Hülle, die die Maschine durch die Luft bewegte. Besagte Hülle war mit einer Vielzahl von Symbolen verziert. Einige erkannte Jaina als Piktogramme einer frühen Version der Ork-Sprache. Ein anderes war das Zeichen von Thralls Familie, dem Eiswolf-Clan. Darin bestand der Hauptunterschied der Ork-Luftschiffe zu denen der Menschen. Die Luftschiffe, die Theramore von den Gnomen gemietet hatte, waren unpersönlich. Jaina fragte sich, ob die Art der Orks nicht die bessere war, den toten Transportern etwas Persönlichkeit zu verleihen, wie man sie auch lebenden Lasttieren zugestand.
    Wenn sie sich früher auf dem Hügel getroffen hatten, war Thrall immer von ein, zwei Wachen begleitet worden. Diesmal reiste er allein, was Jaina sehr besorgte.
    Als sich das Luftschiff näherte, zog Thrall an einigen Hebeln, und es wurde langsamer, bis es schließlich über der Hügelkuppe schwebte. Thrall betätigte einen weiteren Mechanismus, senkte so eine Strickleiter ab und kletterte herunter.
    Wie die meisten Orks hatte Thrall grüne Haut und schwarzes Haar, das er geflochten über der Schulter trug. Der schwarze Brustpanzer mit den bronzenen Dekorationen gehörte einst Orgrim Doomhammer, Thralls Mentor, der zugleich auch derjenige war, nach dem man Durotars Hauptstadt benannt hatte. Auf seinem Rücken trug der Kriegshäuptling Orgrimms legendäre Waffe, den Doomhammer, der beidhändig geführt wurde. Jaina hatte gesehen, wie Thrall ihn in der Schlacht benutzt hatte. Das Blut von zahllosen Dämonen war von diesem großartigen Gerät vergossen worden.
    Am meisten fielen an Thrall seine blauen Augen auf. Eine Farbe, die es bei den Orks nur selten gab. Sie verrieten gleichermaßen Intelligenz und Freundlichkeit.
    Vor drei Jahren, als Theramore und die Städte von Durotar aus dem Boden emporgewachsen waren, hatte Jaina Thrall einen magischen Talisman geschenkt: einen kleinen Stein in der Form einer der alten Tirisfalen-Runen. Jaina hatte das Gegenstück in ihrem Besitz. Thrall musste ihn nur festhalten und an sie denken, und Jainas Talisman begann zu glühen. Umgekehrt funktionierte es genauso.
    Wenn sie ein geheimes Treffen wünschten, um Dinge zu besprechen, die einen von ihnen oder sie beide betrafen - oder wenn sie einfach nur wie zwei alte Freunde und Kampfgefährten miteinander reden wollten -, mussten sie nur den Talisman aktivieren. Jaina teleportierte dann zu der Hügelkuppe, und Thrall kam per Luftschiff dorthin, weil die Kuppe auf keinem anderen Weg zu erreichen war.
    „Es tut gut, dich zu sehen, mein Freund”, sagte Jaina mit einem warmen Lächeln. Und das meinte sie auch so. In ihrem ganzen Leben hatte sie keine ehrenhaftere und verlässlichere Person kennen gelernt als den Ork.
    Einst hätte sie auch ihren Vater und Arthas dazu gezählt. Aber Admiral Proudmoore hatte darauf bestanden, die Orks auf Kalimdor anzugreifen und sich geweigert, seiner eigenen Tochter zu glauben, als sie ihm beteuerte, dass die Orks genauso Opfer der Brennenden Legion waren wie die Menschen und gewiss nicht böse. Wie so viele Leute, die Jaina kannte, war Admiral Proudmoore nicht in der Lage gewesen zu akzeptieren, dass sich die Welt seit seiner Jugendzeit verändert hatte und dass er gegen nichts anderes als diese Veränderung ankämpfte. Sein Denken schloss die Anwesenheit von Orks ein. Jaina war in die schreckliche Lage geraten, ihren eigenen Vater an Thralls Volk verraten zu müssen, in der Hoffnung, dadurch das sinnlose Blutvergießen zu stoppen.
    Ähnliches galt für Arthas. Aus ihm war eines

Weitere Kostenlose Bücher