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Teufelszorn - Funkenfluch (German Edition)

Teufelszorn - Funkenfluch (German Edition)

Titel: Teufelszorn - Funkenfluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Urs Bigler
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sonst etwas erzählen, vom Stein vielleicht, einfach etwas erzählen würde er ihm.
    Er wischte mit dem Lappen nochmals über die Stirn und beschloss, den schmerzenden Kopf zu vergessen und an das Waldhaus zu denken, an sein Refugium, seine Verbindung zum Göttlichen.
    War denn die Welt Gottes nicht voller Verheißung?
    Seit letzter Woche herrschte Aufbruchstimmung im Waldhaus, in seiner Alchimistenküche. Ferdinand und Lena, diesen Tausendsassas, war in nur drei Tagen mit Glas-und Silberpulver eine erfolgreiche Coagulatio gelungen. Die Fixatio , der nächste Schritt, brächte sie nun nah an den Stein der Weisen, so nah wie nie zuvor. Was sie jetzt noch brauchten, war Glück, sehr viel Glück, denn die Fixatio war heikel, etwas zu viel oder zu wenig vom philosophischen Quecksilber, und die beschwerlichen Vorarbeiten waren für die Katz, wie schon Dutzende Male vorher. Und mit einem schlaftrüben Kopf wie dem seinen müsste er doppelt aufpassen, dass er nichts verpfuschte.
    Er steckte den Lappen ein, rammte den Wanderstock in den Boden und machte sich mit zusammengebissenen Zähnen wieder auf den Weg.
    Kurz vor dem Ziel, wo der Pfad auf die Lichtung zum Waldhaus hinaus führte, war er einen Augenblick unaufmerksam, so dass sich seine Kutte in einem Dornbusch verhedderte und darin wie in der Schnauze eines Köters festhing. Wider seine innere Stimme, die ihn mahnte, den Stoff mit ruhiger Hand aus dem Busch herauszulösen, begann er, mit heftigen, harschen Rucken an ihr zu reißen, so dass der Saum innert Kürze zerfranst und grässlich anzuschauen war. Ärgerlich knurrte er vor sich hin und strafte das dornige Geäst des Gewächses mit dem bösesten Blick, zu dem er fähig war.
    Dieses Gestrüpp, dieses himmeltraurige Gestrüpp!
    Ja, er war ein Unglückswurm!
    Und Unglückswürmer schwangen sich nicht zum göttlichen Licht empor! Unglückswürmer begoss man irgendwann aus den Himmelsfenstern mit heißem, schwarzem Pech!
    Anerkennung, das müsste er doch mittlerweile wissen, gehörte nicht in sein Leben, er war ein Verfemter; diese Rolle und nicht die eines Auserwählten war ihm auf die Stirn geschrieben.
    Mit einem giftigen Zischlaut wandte er sich vom Busch ab, betrat die Lichtung und ging stracks auf das Waldhaus zu. Ein wenig zu schnell und eine Spur zu unaufmerksam, denn wenige Schritte vor seinem Alchimistenlabor stolperte er, so dass er beinahe das Gleichgewicht verlor und ihm der Wanderstock aus der Hand fiel.
    «Herrgottzack!»
    Er rief es und ärgerte sich im gleichen Atemzug, dass er seine gelbe Galle nicht besser unter Kontrolle hatte.
    Ob der Fluch bis ins Waldhaus gedrungen war?
    Er spitzte seine Ohren, starrte zwei, drei Sekunden zu seinem Refugium und hatte auf einmal den Eindruck, dass Gefahr drohte.
    Stimmen – waren das nicht eben Stimmen gewesen?
    Er hob den Stock vom Boden auf, hielt den Atem an und horchte wieder.
    Tatsächlich, da waren Stimmen, Stimmen aus seiner Alchimistenküche!
    Und es war bestimmt nicht Ferdinand, der da redete. Es waren heisere, raue Stimmen. Auch nicht die Stimmen von Bruder Lorenz und Bruder Max, den Eingeweihten, die vom Labor wussten.
    Doch wer war es sonst?
    Räuber! Räuber waren eingedrungen!
    Er taumelte.
    Der Gedanke an einen Überfall war wie ein Hieb gegen die Stirn.
    Er war in höchster Gefahr, er musste sich verstecken, und das schnell, wie ein flinkes Wiesel, hinter den nächsten Baum dort!
    Jetzt ging es darum, Leben zu retten!
    Hals über Kopf hetzte er zu den zwei Tannen, die sich majestätisch vor dem Waldhaus zum Himmel streckten, hielt sich mit der freien Hand an einem Stamm fest und spähte mit trommelnden Schläfen zu seinem Alchimistenrefugium.
    Das Räuberpack!
    Das berüchtigte Räuberpack, das die Gegend schon seit Jahren in Angst und Schrecken versetzte.
    Zweifelsohne, er musste handeln, er musste Lena und Ferdinand retten.
    Er sah auf seinen Wanderstock, stellte sich vor, wie er damit auf die Räuber losgehen würde, und befand, dass dies kein guter Einfall war.
    Gegen die Musketen gab es mit seinem Stock kein Anrennen. Ein offener Kampf, die Strategie des Bären wäre aussichtslos, er könnte nur verlieren. Das Einzige, was in Frage kam, war die Taktik des listigen Fuchses, er musste den Gegner ausspionieren, alles über die Bewaffnung erfahren und ihn mit Köpfchen bezwingen!
    Er biss die Zähne zusammen, krümmte seinen steifen, schmerzenden Rücken und pirschte vorsichtig zur Rückwand des Hauses, wo er ein Ästchen vom Boden auflas und

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