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Teufelszorn - Funkenfluch (German Edition)

Teufelszorn - Funkenfluch (German Edition)

Titel: Teufelszorn - Funkenfluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Urs Bigler
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finden!»
    Die Bäuerin und der Bauer ließen ihre Löffel sinken und hörten auf zu kauen.
    «Lehrstelle finden?», wiederholte die Bäuerin misstrauisch.
    Arno wunderte sich, dass er die Lehre erwähnt hatte. Er hatte bisher gar nicht gewusst, dass er sich für eine Lehre verpflichten wollte. Und nun hatte es geklungen, als hätte er gründlich darüber nachgedacht.
    «Büchsenmeister, Pulvermischen, davon verstehe ich schon etwas, und ich möchte eine Lehre abschließen!»
    Aus den Lippen der Bäuerin war alles Blut gewichen und missbilligend schüttelte sie den Kopf. Dabei schnitt sie ein Gesicht wie damals, als sie festgestellt hatte, dass er Koni den Prügel abgenommen hatte. Unweigerlich zog Arno die Schultern leicht hoch und hielt sich an der Tischkante fest.
    «Herrje», kam ihm auf einmal der Ackermann zu Hilfe, «ist schon recht, wenn du etwas werden willst. Unsere Arbeit ist ein hartes Brot, wenn ich du wäre, würde ich das auch tun! Aber vergiss nicht: Bei uns hättest du bleiben können. Du packst kräftig zu, bist ein guter Bursche!»
    «Danke!»
    Arno schob das Mus zur Seite und stand auf, denn er wusste, dass er jetzt aufbrechen musste, jetzt oder nie.
    «Ich geh’ dann!»
    Die Frau funkelte ihn an, fasste seinen noch halbvollen Teller und trug ihn zum Trog, wo sie ihn mit unüberhörbarem Seufzer ausschüttete.
    «Verrückter Kerl!», brummte sie und kehrte zurück.
    Arno atmete tief durch und stellte sich darauf ein, dass sie ihn nicht einfach ziehen lassen und sich in wenigen Augenblicken das bekannte bäuerische Fegefeuer entzünden würde.
    Da huschte ein schwaches Lächeln über ihr ledernes Gesicht und mit Ungestüm drückte sie ihn an ihre harte Brust.
    «Stierkopf! Und dass du es weißt – du bis uns jederzeit willkommen, bei uns findest du immer ein Dach über dem Kopf, denk’ dran!»
    Arno entging es nicht, dass sich die sonst so strengen Augen mit Wasser füllten und seinem Blick auszuweichen versuchten.
    «Du weißt, es …»
    Weiter redete sie nicht, die Lippen energisch zusammengepresst, wandte sie sich um und gab Koni, der sie beide abwechslungsweise mit der Vorderpfote puffte, einen Klaps auf die Schnauze.
    Arno holte tief Atem. Wenn er jetzt nicht ging, müsste er hier bleiben, wegen Koni, wegen dieser harten weichen Frau und wegen dieses verständnislosen verständnisvollen Bauern.
    «Halt’ die Ohren steif, Kleiner!»
    Er flüsterte es zu Koni und strich ihm über Hals und Kopf.
    Dann reichte er den wetterzähen Ackerleut die Hand, trat zur Türe und stieß sie auf.
    Draußen war es noch kühl, aber ein wolkenloser Himmel verhieß einen herrlichen Altweibersommertag. Ohne sich noch einmal umzudrehen, schritt er durch das armselige Gehöft und stapfte durch stopplige Felder der wärmenden Sonne entgegen.
    Tränen tropften dabei zu Boden, Tränen, die dicker waren als bloße Abschiedstränen.
    Er ließ es geschehen und versuchte gar nicht erst, sich mit dem Ärmel das Gesicht trocken zu wischen.
    Warum sollte er sich beherrschen?
    Es sah ihn niemand, bis zur Landstraße war es noch weit und würden seine Wangen wieder trocknen. Sich Zwang anzutun, das war das Letzte, das hatte er nicht nötig, nicht hier auf offenem Feld.

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