The Cocka Hola Company: Roman
dich nicht daran hindern, Gott und der Welt deine Version der Dinge zu erzählen. Publizier, was du willst, wenn du glaubst, es hilft. Aber Namen und so musst du da raushalten, das versteht sich von selbst …
– Ich bin doch nicht völlig bescheuert, Hans … Scheißgemecker …
Dann diskutieren die beiden Männer noch fünf Minuten, wie eine Racheaktion gegen die Verräterin aussehen könnte. PapaHans ist erheblich ruhiger als beim Telefonat mit Eisenmann, er meint, es nutzt ja nichts, auch noch Öl ins Feuer zu gießen, aber Simpel findet dringend, »die Sau muss bestraft werden, wie sie es verdient.« Sie vereinbaren, Casco und Tiptop darauf anzusetzen. Casco und Tiptop sind eigentlich keine zentralen Figuren bei DESIREVOLUTION, das müsste funktionieren. Wenigstens versuchen muss man’s doch, wenn man ein bisschen Sinn schaffen möchte, meint Simpel.
Dann kriegt der gute Simpel noch Besuch von Robert Jegleim. Jegleim berichtet angeregt, dass er Simpel in DAS WAR DAS JAHR hat einschleusen können, für genau heute in einer Woche. Und zwar für ein Zweiergespräch; der Moderator, Peter Nilsen, ist, so Robert, für seinen subjektiv-kritischen Journalistenblick landesweit bekannt. Simpel sagt, er sieht zwar nicht viel fern, aber er hat mitbekommen, dass dieser Nilsen Diskussionen leitet, ja, und meint, »dann schauen wir mal, wie weit er mit seinem kritischen Journalistenblick kommt, wenn die Antimoral-Dampfwalze anrollt«, wobei er auf sich deutet und versuchsweise lächelt. Dank für seine Mühe hört Robert Jegleim nicht, sieht aber, dass Simpel zufrieden ist. Bevor er nach Hause geht und mit Pauline-Pupsine und seiner Frau zu Abend isst, erzählt er Simpel noch von den Konditionen, unter denen er an der Show teilnehmen darf. Erst hätte es geheißen, dass der Moderator samt Kamerateam in den Besuchsraum kommen soll, aber dann hat er der Gefängnisleitung teils gut zugeredet, teils mit Meinungsfreiheitsklischees und so gedroht, mit dem Ergebnis, dass Simpel in den Sender darf, natürlich nur unter Bewachung. Simpel lächelt, als er erfährt, dass das Interview vor Studiopublikum geführt wird.
WAS IN DER LETZTEN WOCHE PASSIERT
(Bis zum Showauftritt)
SIMPEL:
In dieser Woche bringt Simpel einen – einen – einzigen Titel zu Papier. Er lautet: CTRL. PUBLISH! Ansonsten bereitet er sich auf das Interview vor. Mental. Heiligabend kommen Motha und Lonyl und bringen zwei Weihnachtsgeschenke, nämlich Cathrine Færøys Abschiedsbrief – Simpel hat Motha gebeten, ihn aus der Nachttischschublade zu holen – sowie den Brief, in dem ihnen mitgeteilt wird, dass Lonyl von der B-Schule verwiesen ist. »Das Schulpersonal hat seit der letzten Aufforderung an die Erziehungsberechtigten bzgl. Kooperation keine Zeichen einer Besserung in Lonyls Verhalten erkennen können. Laut Beschluss der Schulkonferenz vom 21. Dezember des Jahres wird Lonyl daher mit Wirkung zum 31. 12. der Schule verwiesen. Gez. Schulleitung .« Simpel schäumt und flucht und sagt, die können sich ihren Verweis in den Arsch stecken, er würde seinen Sohn sowieso keinen Tag länger in diese Scheißschule gehen lassen. Dann fragt er seinen Sohn mit lieblicher Stimme, in welche Schule er denn gehen will. Lonyl zuckt mit den Schultern. Am zweiten Weihnachtsfeiertag kommt ein Beamter und bringt ihm Sedativa. Nicht das stärkste Mittel, aber besser als gar nichts. Simpel wird noch zweimal von Inspektor Krauss verhört. Was DESIREVOLUTION angeht, gesteht er nichts, was Fasci NATION angeht, alles.
PAPAHANS UND SONJA:
PapaHans leiht sein Auto Eisenmann, der dreimal zur Müllverbrennungsanlage fährt und Unterlagen, Berichte etc. entsorgt. Er nimmt Kontakt zu einem Buchprüfer auf, den Fazil ihm empfohlen hat, der also keine Vorbehalte gegen anrüchige Jobs hat, aber schnell feststellt, dass seine Akten beim Finanzamt gesperrt worden sind. Krauss und seine Mistbande waren schneller. Sonja sitzt entweder auf dem Klo, weil sie eine nervöse Verdauung bekommen hat, oder macht Essen und versucht, PapaHans zu beruhigen. Und schluckt Beruhigungsmittel. PapaHans nimmt das ganze Desaster eigentlich mit stoischer Gelassenheit. Er trinkt Gin Tonic und versucht, das Beste draus zu machen. Zu Weihnachten sehen sie viel fern. Sonja versucht vergeblich, Hans zum Umschalten auf den Kulturkanal zu bewegen. Sie überlegen, ob sie ihre Europa-Reise canceln sollen.
MOTHA UND LONYL:
Motha und Lonyl verbringen den Heiligen Abend bei PapaHans und Sonja, die sich nicht
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