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The Cocka Hola Company: Roman

The Cocka Hola Company: Roman

Titel: The Cocka Hola Company: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matias Faldbakken
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Casco in der Halsgrube und auf der Stirn schwitzt. Seine schweren Lider rühren sich nicht. Beide Männer sind glatt rasiert. Casco hat blasse Lippen. Tiptop zieht sich raus und knöpft seine Hose zu. Færøy liegt schlapp in Cascos Armen. Rotz und Tränen.
    Sie ziehen sie hoch, bringen sie in Speedos Schlafzimmer und schließen von draußen die Tür zu. Dann gehen beide nach Hause und packen. Den nächsten Tag verbringen sie außerhalb ihrer Wohnungen, mit dem Gepäck. In der Nacht zum 30. Dezember schlafen sie in einem Hotel abseits der großen Straßen. Ihr Flug zu den Virgin Islands geht morgens um 8.30 Uhr.

MONTAG, 28. DEZEMBER: DIE FERNSEHSHOW
    Eine ziemlich hässliche Visagistin pudert Simpel Nase und Stirn. Simpel hat ihre schrundigen Lippen dicht vor den Augen. Hinter ihm stehen zwei Polizisten in der Maske. Direkt nervös ist er nicht, man kann aber sagen, dass er unruhig ist. Wer weiß, ob das jetzt am Xanax-Mangel oder am Lampenfieber liegt. Vor dem Aufbruch hat er im Gefängnis eine Wochendosis Beruhigungsmittel geschluckt. Sein Spiegelbild ist von Glühbirnen umrandet. Alle Schatten werden weggeleuchtet, er findet, er sieht okay aus. Zu der Visagistin sagt er:«So, das ist also euer Trick: Damit man drinnen nicht gleich zusammenbricht, weil man so hässlich ist, haut ihr einem hier in der Maske derart viel Licht um die Ohren, dass man nicht wiederzuerkennen ist … und in der Erinnerung denkt man, man sieht … okay … aus, was?« Er meint das als Scherz, sie versteht es definitiv nicht so. Robert Jegleim, der Simpel und die beiden Polizisten mit breitem, versöhnlichem Lächeln draußen vor dem Funkhaus empfangen hatte, kommt herein, Seite an Seite mit Peter Nilsen, dem Moderator. Nilsen schaut konzentriert drein und grüßt Simpel ernst. »Wie ich sehe, hast du deinen kritischen Journalistenblick schon aufgesetzt«, sagt Simpel, wieder ein Scherz, der meilenweit daneben geht. Robert versucht, die Peinlichkeit zu bemänteln, indem er als Einziger laut lacht. Peter Nilsen schaut ihn an, bis er fertig gelacht hat. Dann wird Simpel informiert, dass es heute Abend drei Gäste gibt, er ist der Dritte, er hat rund eine Viertelstunde zur Verfügung. »Ich stelle dir Fragen, und dann liegt es bei dir, was du daraus machst«, sagt Nilsen. »Die Leute draußen an den Bildschirmen sind von den Weihnachtstagen ziemlich betäubt, du kannst ruhig ein bisschen Zunder geben. Und noch was: Im Fernsehen sehen die Dinge kleiner aus, als sie sind, also denk an meinen Tipp: Drück auf die Tube !« Über diese Meinung ließe sich wohl diskutieren, aber sie wird verständlich, wenn man weiß, dass Peter Nilsen seinen Kollegen schon öfter geschworen hat, er habe vor, »der Jerry Springer des kritischen Journalismus« zu werden. Mehrmals schon hat er unten in der Journaillenkneipe HOTLINE das Bierglas an die Wand gepfeffert und gebrüllt: »Ihr werdet heulen und mit den Zähnen klappern an dem Tag, wenn das ganze Land auf den Knien liegt und nach meinem subjective debattainment jammert! Hört ihr!?! Ihr werdet dasitzen, eure dämlichen Enkelkinder auf dem Schoß, und meinen Namen als Entwickler des Begriffs critical talkshow in euren billigen CD-ROM-Lexika nachschlagen! Heulen werdet ihr! Hört ihr mich!?!« Undsoweiter. Kein Zweifel, Peter Nilsen ist ein ehrgeiziger Mann, das ist er immer gewesen. Er dreht Simpel den Rücken zu und geht hinaus. Robert signalisiert Simpel, dass sie ihm folgen sollen. Die Beamten folgen Simpel, der Robert Jegleim folgt, der Peter Nilsen folgt; sie durchwandern einen halben Kilometer Gänge und Flure, bis sie im Studio ankommen. Es sind noch zehn Minuten bis zur Sendung, ein Producer sagt Robert, Simpel solle sich auf einen Stuhl setzen, hinter eine Furnierwand, die eine Art Hinterzimmer abtrennt. Dann zeigt er ihm auf der Bühne den runden Interviewtisch, zu dem Simpel auf sein Zeichen rausgehen soll. Robert wiederholt das alles für Simpel, der es schon beim ersten Mal verstanden hat. Simpel geht hinter die Wand und setzt sich hin. Robert folgt ihm, legt ihm die Hand auf die Schulter und sagt: »Das wird lustig, Simpel! Ich freu mich drauf!« Simpel bürstet sich mit der Hand die Schulter ab. Draußen wird dem Publikum, Stücker 150, mitgeteilt, dass es jetzt still sein soll. Die Kameras rollen auf die Plätze, wieder einmal schickt der Producer Peter Nilsen hinaus in den Äther. Das Publikum applaudiert auf Kommando und Nilsen erzählt, wer heute seine Gesprächsparnter sind. Simpel

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