The Curse - Im Schatten der Schwestern (German Edition)
dein Stil, und du weißt das!“
Ich riss den zerknitterten Abschiedsbrief aus meiner Tasche und warf ihm das Blatt vor die Füße. Betroffenes Schweigen war seine einzige Reaktion. Wie konnte er nur so ruhig bleiben, während ich noch nie in meinem Leben verzweifelter um etwas gekämpft hatte.
„Payton!“, schrie ich ihn an. „Verdammt, du dämlicher Schotte! So kann es doch nicht enden!“
Ich wusste nicht, was ich noch tun konnte. Schüttelte den Kopf, sah durch den Tränenschleier in sein Gesicht, suchte nach den Gefühlen, die ich darin immer gesehen hatte.
„Sam, bitte …“, flüsterte er.
„Nein, Payton. Ich liebe dich ... darum bin ich hier. Du willst, dass ich gehe? Du liebst mich nicht? Dann überzeuge mich. Sieh mir in die Augen und sag es!“
Ich trat zu ihm, griff seine Hand und sah ihn an.
„Sag es, Payton. Sag es einfach. Dann schwöre ich, wirst du mich nie wiedersehen.“
Mit angehaltenem Atem wartete ich auf eine Reaktion. Payton hob den Kopf, den er bis dahin gesenkt gehalten hatte, und spähte kurz über seine Schulter. Dann traf sich unser Blick.
„Sam …“, er holte tief Atem. „Sam, ich … Ifrinn!“
Damit riss er mich in seine Arme und küsste mich. Mir brachen fast die Rippen, so fest presste er mich an sich.
Ich hörte mich selbst laut schluchzen, fühlte meine Brust vor Erleichterung beben, als ich vor Freude wie ein kleines Kind weinte. Ich schmeckte unsere Tränen, die sich mit unserem Kuss vermischten. Und ja, es waren unsere Tränen, denn auch Payton schien von seinen Gefühlen überwältigt. Er hörte nicht mehr auf, mich zu küssen, und murmelte gälische Koseworte. Schwebend vor Erleichterung bemerkte ich Sean erst, als er uns fluchend auseinanderriss.
„Payton! Bas mallaichte! Was soll das? Ich dachte, wir hätten das geklärt!“, schrie er seinen Bruder an.
„Verpiss dich! Ich brauche Sam und werde nicht noch einmal den Fehler machen, sie gehen zu lassen. Die letzten Tage waren die Hölle für mich! Jetzt, wo sie hier ist, geht es mir besser, verstehst du das nicht? Wenn ich das alles hier irgendwie überstehen kann, dann nur mit ihr an meiner Seite!“
Ich verstand nur Bahnhof . Natürlich war es schön zu hören, dass ich den weiten Weg nicht umsonst gemacht hatte, aber alles andere ergab für mich keinen Sinn. Das wütende Schweigen zwischen den Brüdern war von Spannungen geladen, aber schließlich gab Sean nach und zuckte die Schultern.
„Es ist dein verfluchtes Leben, nicht meines. Mach, was du willst.“ Damit ließ er Payton stehen und griff sich meinen Koffer. „Mylady, wie schön dich zu sehen. Vielleicht sollten wir alles Weitere drinnen besprechen.“
Ohne uns weiter zu beachten, verschwand er mit meinem Koffer in der Burg, und ich nahm an, dass ich damit wohl zum Bleiben eingeladen war.
Neben mir murmelte Payton: „… verfluchtes Leben, wie wahr, wie wahr.“
„Was sagst du?“, hakte ich nach, weil er so leise gesprochen hatte.
„Nichts, mo luaidh. Ich habe dich vermisst. Das Letzte, was ich wollte, ist dir Kummer zu machen.“
Er zog mich erneut in seine Arme, und ich schmiegte mich an ihn. Er bettete seinen Kopf auf meinen Scheitel, und ich fühlte seinen Herzschlag unter meiner Wange.
„Was ist denn eigentlich los? Warum bist du weggegangen?“
Ich fühlte mich geborgen, auch wenn ich spürte, dass viele unausgesprochene Dinge zwischen uns standen. Sein Pulli roch so vertraut nach dem Mann, den ich liebte. Ich atmete tief ein, genoss seine Hände, die mir über den Rücken strichen.
„Komm rein, ich erzähl dir alles. Aber ich warne dich, es ist keine besonders schöne Geschichte.“
Kapitel 6
Ich war erschöpft. Der Tag war anstrengend gewesen. Erst der lange Flug, die Sorgen und die Ungewissheit, was mich hier erwarten würde. Dann die emotionale Achterbahnfahrt. Wir hatten uns stillschweigend darauf geeinigt, erst wieder zueinanderzufinden, ehe wir die Dinge besprechen würden, die dazu geführt hatten, dass wir uns nun auf einem anderen Kontinent befanden als noch vor wenigen Tagen. Inzwischen hatte ich eine heiße Dusche genommen, mein Nachthemd angezogen und war in eine dicke, flauschige Decke gewickelt.
Die riesige Halle, in der früher die vielen Burgbewohner gegessen und zum Teil auch geschlafen hatten, war kaum warm zu bekommen, aber hier, so nah vor dem Feuer, war es recht angenehm. Die Mauer und das Gebälk hinter dem großen Kamin, in dem auch schon mal ein ganzer Ochse gebraten werden
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