The Curse - Im Schatten der Schwestern (German Edition)
Erklärung für alles geben – und ich würde es herausfinden.
Mit schwerem Herzen, aber neuem Mut, war ich ins Haus zurückgegangen und hatte die Nummer der einzigen Person gewählt, die mir vielleicht noch helfen konnte: meine Cousine Ashley Green.
Ich atmete tief ein, flocht meine dunklen Haare zu einem lockeren Zopf und bewegte dann vorsichtig meinen Knöchel. Zum Glück tat er schon fast nicht mehr weh. Ich ging, diesmal vorsichtiger als eben, den Weg zurück. So gesehen hatte mich Ashley hierhergebracht. Wenn dies also eine Scheißidee war, dann trug sie zumindest eine Mitschuld. Denn der Liebeskummer und die Wut allein hätten mich sicher kein Flugzeug nach Schottland besteigen lassen.
Aber als Ashley mir erzählte, dass Sean seinen Besuch bei ihr abgesagt hatte, weil „Payton ihn jetzt dringend brauche und er vorerst nach Schottland zurückmüsse“, hatte ich mich in meinem Verdacht bestätigt gefühlt, dass unsere „Trennung“ nur ein Vorwand war.
Ich war in großer Sorge um ihn, weil es ihm zuletzt so schlecht ging. Diese Sorge hatte mich dazu gebracht – impulsiv wie immer, ohne einen Gedanken an die Konsequenzen –, hierherzukommen. Schließlich hatte ich mir eingeredet, dass ich die beiden hier finden würde, sich alles erklären ließe und Payton und ich wieder ein Paar sein könnten.
Aber nun schlich ich um eine offensichtlich verlassene Burg, und von den beiden Schotten fehlte jede Spur.
Ich kam gerade um die Ecke, als ein Motorgeräusch näherkam. Bei meinem Glück waren dies vermutlich mordende Psychopathen. Dennoch beeilte ich mich und rannte zum Tor.
Meine Erleichterung darüber, tatsächlich Paytons weißen Geländewagen näherkommen zu sehen, verwandelte sich schlagartig in Unsicherheit. Was, wenn er mich wirklich nicht mehr liebte? Mich trotz meiner Hoffnung auf ein gutes Ende tatsächlich nicht mehr sehen wollte? Vielleicht war er längst dabei, mich zu vergessen, so, wie er es mir geraten hatte.
Meinen Aufruhr niederkämpfend, sah ich ihnen entgegen.
Die Fahrertür öffnete sich, und ich konnte meinen Blick nicht abwenden. Wie kam es nur, dass mir dieser Schotte dermaßen unter die Haut ging? Ich hatte ihn nur wenige Tage nicht gesehen, und doch schlug mir bei seinem Anblick das Herz bis zum Hals. Und ich hätte schwören können, neben der Überraschung über meine Anwesenheit auch kurz Freude in seinem Gesicht gesehen zu haben.
Aber, als er jetzt auf mich zukam, war davon nicht mehr viel zu erkennen. Im Gegenteil. Er sah richtig wütend aus. Ehe er mich mit seiner Nähe einschüchtern konnte, presste ich schnell ein schwaches „Hallo, Payton“ heraus.
Hinter ihm war inzwischen auch Sean aus dem Wagen gestiegen, lehnte aber noch immer abwartend an der Beifahrertür.
„Daingead, Sam? Was machst du hier?“, verlangte Payton zu wissen und schob mich am Ellenbogen noch ein Stück vom Auto weg. Er warf seinem Bruder einen knappen Blick über die Schulter zu und trat schließlich einen Schritt von mir weg.
Am liebsten hätte ich meine Arme um ihn geschlungen, aber er blieb so distanziert, dass ich mir wünschte, nie in den Flieger gestiegen zu sein.
„Was ich hier mache? Nach was sieht es denn aus? Du bist einfach abgehauen, ohne ein Wort!“, schrie ich wütend. Ich hatte mir unser Wiedersehen etwas anders vorgestellt.
„Ich habe dir einen Brief geschrieben“, erklärte Payton tonlos, wobei er mir noch nicht einmal in die Augen sehen konnte.
„Oh ja, der Brief! Wie konnte ich diesen nichtssagenden Dreizeiler nur vergessen?“, fragte ich mit vor Ironie triefender Stimme, wobei ich mir größte Mühe gab, ihn mit meinem Blick zu erdolchen. Seine eiskalte Abfuhr traf mich tiefer, als ich zugeben wollte, und ich versuchte, den Schmerz darüber, so gut ich konnte, mit Wut zu überspielen.
„Sam, hör zu, es wäre wirklich besser, du gehst nach Hause. Was da zwischen uns war … es liegt hinter mir.“
Nein, das wollte ich nicht hören. Ich schüttelte den Kopf, um das Gehörte ungeschehen zu machen. Heiß liefen mir nun die Tränen übers Gesicht, und meine Stimme zitterte. Ich wollte ihn fühlen, seine starken Arme um mich spüren, wollte auf alles verzichten, nur nicht auf seine Zuneigung.
„Nein!“, rief ich trotzig. „Du lügst! Du hast gesagt, dass du mich liebst, hast dein verdammtes Leben aufs Spiel gesetzt, um mich zu schützen! Hältst du mich für bescheuert, mich mit diesem Zettel abspeisen zu wollen? Ein Brief voller Lügen, Payton? Das ist nicht
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