The Diaries of Adam and Eve - Die Tagebuecher von Adam und Eva
Zustand «unverschuldeter Unmündigkeit», und dies rückt ihre Vertreibung aus dem Paradies in ein rechtlich überaus fragwürdiges Licht.
Es erübrigt sich, auf den Inhalt des Buches einzugehen. Aber vielleicht sind doch einige Anmerkungen zum Stil und zur Übersetzungsproblematik am Platz. Twain lässt Adam in einer eher saloppen Sprache sprechen, während er zugleich mit elaborierten Fremdwörtern vor Eva brilliert. Eva wiederum ist ganz versessen auf Fremdwörter und artikuliert sich zum Teil in einem merkwürdig gestelzten, altklug erscheinenden Ton. Nicht wenig überraschend dürfte für manchen Leser die Rollenverteilung in dieser ersten Menschenbeziehung sein: er ein verspielter Faulenzer, der eher flieht, als dass er sich durchsetzt; sie eine pragmatische Forscherin, die freilich oft genug falsche Schlüsse zieht, die aber das Feuer zähmt und quasi die Weltgeschichte in Gang setzt. In jedem Fall erscheint Eva hier als die Schlauere und Zupackendere, trotz ihres geradezu romantischen Schönheitssinns, während Adam eine Art Junge bleibt, naiv und liebenswert – von Ferne an Huckleberry Finn erinnernd. Erstaunlich ist, wie Twain in diesem Text die Stil- und Bedeutungsebenen wechselt: einmal haben wir es mit einem hochkomischen, humoristischen Text zu tun, dann mit einer burlesken, den Ernst streifenden Satire, dann wiederum wird der Stil plötzlich poetisch – etwa wenn Eva den Sternenhimmel betrachtet –, und am Ende wird sich wie bei einer großen dramatischen Wandlung kaum ein Leser der Rührung oder Bewegung entziehen können.
Für den Übersetzer sind mit der Twainschen Mischung der Stilebenen einige Probleme verbunden.Wir haben versucht, hier einen Mittelweg zu beschreiten. Sowohl das sprachlich leicht Nachlässige wie das Outrierte wollten wir gewahrt wissen. Und ansonsten haben wir uns nicht immer sklavisch an die Vorlage gehalten, sondern, wo es uns um des Wort- und Satzsinnes geboten schien, eine freiere deutsche Idiomatik vorgezogen. Insgesamt aber bleibt der deutsche Text dem Original recht nah auf den Fersen, und damit ist diese Ausgabe die erste und einzige im deutschen Sprachraum, die Twains Original unverkürzt und möglichst authentisch wiedergibt.
Andreas Nohl
Informationen zum Buch
Mit einer kaum zu überbietenden Liebeserklärung enden die ‹Tagebücher von Adam und Eva›, doch von Liebe auf den ersten Blick kann hier jedenfalls nicht die Rede sein: Adam fühlt sich durch die geschwätzige Gefährtin in seiner Ruhe gestört, verständnislos steht er vor ihrer innigen Zuneigung zu jeglichem Geschöpf, wie nutzlos es auch sein mag. Eva dagegen fühlt sich von seiner nüchternen Sachlichkeit und seinem mangelnden Einfühlungsvermögen vor den Kopf gestoßen und merkt erst mit der Zeit, dass sie ihn trotz all seiner Mängel liebt.
Mit bekannt pointenreichem Humor schildert Mark Twain (1835-1910) die Anfänge eines abenteuerlichen Lebens zu zweit, wobei er allerhand Klischees und Vorurteile auffährt, die es zu überwinden gilt, bevor das Postulat «Seid fruchtbar und mehret euch» erfüllt werden kann. Alles in allem sind die ‹Tagebücher› nichts weniger als ein großes Plädoyer für die Liebe und eine hinreißende Lektüre.
Mit der Übersetzung von Andreas Nohl liegt hier die erste und einzige Ausgabe der ‹Tagebücher von Adam und Eva› im deutschen Sprachraum vor, die das Original unverkürzt und authentisch wiedergibt.
Mark Twain , eigentlich Samuel Clemens, wurde 1835 in Florida, Missouri, geboren. Nach den Jugendjahren in Hannibal, dem tatsächlichen Schauplatz seiner berühmten Romane ‹Tom Sawyer› und ‹Huckleberry Finn›, führte Twain ein abenteuerliches Leben als Setzerlehrling, Lotse auf dem Mississippi, Goldgräber in Kalifornien und als Journalist in San Francisco und auf Hawaii. 1867 reiste er durch Europa und Palästina. Er starb 1910 in Redding, Connecticut.
*** Texte für Könner
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