The End (Die neue Welt)
Sebastian ging auf ihn zu. Er war sehr nervös und bereute seine Entscheidung nun.
Als die beiden voreinander standen, hielt Sebastian einen kurzen Augenblick inne und sagte nichts. Noch immer dachte er darüber nach, ob er seinen Begehr hervorbringen sollte oder nicht.
»Na dann mal raus mit der Sprache, Van Zandt.« Gunny stemmte die Hände in die Hüften.
»Gunny, ich weiß nicht, wie ich es sagen soll … Darf ich offen zu dir sein?«, fragte Sebastian.
»Gehen wir in meine bescheidene Hütte. Dort können wir uns unterhalten, aber bitte mach's kurz, denn wir haben noch viel zu tun«, bat Smith. Er ging hinüber zu seinem Zelt und betrat es. »Hereinspaziert, Corporal.«
Sebastian folgte ihm.
»Nimm doch auf der Pritsche Platz«, bot ihm Gunny an. Sie stand an der linken Wand.
Das Zelt war spartanisch eingerichtet: zwei Feldbetten, ein improvisierter Schreibtisch mit Stuhl und ein paar Kisten mit Einmannpackungen. Gunny zog den Tarnmantel aus, warf ihn auf sein Bett und setzte sich auf den Stuhl.
Dann sah er Sebastian an und wartete darauf, dass er zu sprechen anfing. Smith war durchschnittlich groß, schlank und zu allen Jahreszeiten gebräunt. Vom Gesicht an abwärts bis über die Arme zeichneten ihn bereits Kriegsnarben.
»Schieß los: Was hast du auf dem Herzen?«
»Ich werde nicht lange herumreden.«
»Nur zu, Corporal.«
Sebastian zögerte nach wie vor, wusste aber, dass er nun dazu verpflichtet war, sein Anliegen zur Sprache zu bringen. Allerdings wollte er es richtig formulieren, sodass er nicht wie ein Weichei klang.
»Gunny, mir gefällt der Plan nicht, an die Ostküste zu fahren, während unsere Familien im Westen sind und wahrscheinlich in Gefahr schweben.«
»Ich verstehe deine Sorge, Corporal, aber unsere Mission besteht darin, Rettungsaktionen an der Ostküste in der Gegend um D.C. zu unterstützen. Du bist ein Marine und unterstehst einem Befehl.«
»Ist mir bewusst, Gunny, das weißt du. Aber hat niemand sonst solche Bedenken gegenüber dem Bataillonskommandeur geäußert? Ich kann mir nicht vorstellen, damit allein auf weiter Flur zu sein. Diese Anschläge auf unser Land sind beispiellos und konfrontieren die Familien eines jeden von uns mit Situationen, in denen es um Leben oder Tod geht.« Sebastians Anspannung zeigte sich in seiner Körperhaltung, während er sprach.
»Nein, du bist nicht der Einzige mit diesen Bedenken. Nichtsdestotrotz haben wir einen Auftrag, den wir nicht einfach ablehnen können. Er unterscheidet sich nicht von allen anderen, die wir bislang erhielten. Wir werden ihn ausführen, und zwar wie US-Marines. Ich weiß zu schätzen, dass du dich an mich wendest, zumal du ja weißt, dass ich stets ein Ohr für euch habe. Du wirst deine Pflichten aber dennoch wie ehedem erfüllen, selbst wenn du Vorbehalte gegenüber unserer neuen Mission hast und nicht damit konform gehst, oder?« Smith stand wieder auf.
»Ja, Gunny. Natürlich!«, versicherte Sebastian und erhob sich ebenfalls, um das Zelt zu verlassen.
»Sieh zu, dass deine Mannschaft bereit zum Abrücken ist«, mahnte Gunny. »Antreten um null-fünfhundert.«
»Das wird sie sein«, entgegnete Sebastian. Dann trat er hinaus.
Auf dem Rückweg zu seinem Zelt schwelte ein Konflikt in ihm. Das Marinekorps bedeutete ihm sehr viel, aber zu wissen, dass Gordon und seine Familie einer Bedrohung ausgesetzt waren, änderte alles.
»Van Zandt!«, rief ihm Smith hinterher.
Sebastian fuhr herum und sah ihn vorm Eingang des Zeltes stehen. Er kehrte wieder zurück zu ihm.
»Van Zandt, du brauchst dir keinen Kopf um deinen Bruder zu machen. Er kommt bestens allein zurecht.«
»Du kennst meinen Bruder?« Sebastian war verblüfft.
»Ja. Ich bin bisher nicht darauf gekommen, es zu erwähnen, aber ich lernte ihn 2004 im Irak kennen. Wir haben gemeinsam in Falludscha gekämpft.«
»Ihr wart zusammen in Falludscha?«, fragte Sebastian weiter. Davon hatte er noch nicht erfahren, weshalb ihn Gunnys Bemerkung noch mehr verstörte.
»Unsere Wege kreuzten sich nur kurz, doch in dieser Zeit erwies er sich als äußerst souveräner Marine und Unteroffizier. Ich bin davon überzeugt, dass es deinem Bruder gut geht. Ihm bereitet es keine Schwierigkeiten, auf sich und seine Familie aufzupassen. Er wird nun tun, was notwendig ist – wie damals in Falludscha.«
»Das brauchst du mir nicht zu sagen, Gunny. Trotzdem bin ich einfach der Ansicht, dass wir gerade jetzt bei unseren Angehörigen sein sollten, um sie zu beschützen. Ich
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