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The Haunted

The Haunted

Titel: The Haunted Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Verday
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froh darüber, dass er nicht sehen konnte, wie rot ich wurde. »Du sorgst dafür, dass ich ihren Namen nicht vergesse, okay?«, meinte ich.
    »Klar. Ich bringe einen Spickzettel mit und halte ihn hinten für dich hoch.«
    Einige Minuten später legte ich mit einem Lächeln im Gesicht auf. Wenigstens ein paar Dinge hatten sich nicht verändert.
    Ich ging an meinen Schreibtisch zurück und versuchte, da weiterzumachen, wo ich vor dem Anruf aufgehört hatte. Aber ich hatte keine Lust mehr, am Computer zu sitzen. Spam-E-Mails löschen und mir den Klatsch über Promis ansehen, das konnte auch warten.
    Ich ging zu meinem neuen Schränkchen und dachte kurz daran, all meine Parfumsachen einzuräumen, aber auch dazu hatte ich jetzt keine Lust. Die ganzen Fläschchen mit ätherischen Ölen aufzulisten und zu beschriften – das war eine Aufgabe für einen Tag, an dem ich nicht so unruhig war. Halbherzig hängte ich einige T-Shirts aus meinem noch immer nicht ausgepackten Koffer auf und stellte ein Paar Schuhe beiseite.
    Ben hatte Kristen erwähnt …
    Ich hatte sie noch nicht besucht, seit ich wieder zu Hause war. Was für eine beste Freundin war ich eigentlich?
    Schnell ging ich hinunter und sagte Mom, ich würde einen Spaziergang machen. Ich musste ihr versprechen, dass ich mein Handy mitnehmen würde. Trotzdem wollte sie mich erst gehen lassen, als ich versicherte, ich würde »gut auf mich aufpassen«.
    Dann ließ ich wieder eine ihrer erstickenden Umarmungen über mich ergehen und versuchte, mich nicht herauszuwinden. Es wird besser werden, sagte ich mir. Das ist alles nur, weil du gerade erst nach Hause gekommen bist. Es wird sich wieder legen. Hoffentlich.
    Endlich konnte ich gehen. Ich war zwar Monate lang nicht mehr auf diesen Straßen unterwegs gewesen, doch meine Füße wussten, wohin sie laufen mussten. Als ich an dem großen Eisentor vor dem Friedhof von Sleepy Hollow ankam, bemühte ich mich, nicht zu zögern. Wenn ich jetzt anhielt, würde ich vielleicht nicht hineingehen. Dies war der Ort, wo ich mit Kristen gespielt hatte, wo ich Nikolas und Katy getroffen und Zeit mit Caspian verbracht hatte …
    Langsam ging ich die schmalen Pfade entlang. Heute waren viele Menschen auf dem Friedhof. Mehr, als ich je zuvor hier gesehen hatte, und das verunsicherte mich. Wurde ich beobachtet? Flüsterten sie etwa schon über das eigenartige blasse Mädchen, das da zwischen den Grabsteinen umherwanderte? Was, wenn einer von ihnen versuchte, mich anzusprechen?
    Der Friedhof hatte sich verändert. Er fühlte sich nicht mehr wie mein sicherer Hafen an.
    Ich kam zu dem leeren schmiedeeisernen Stuhl, auf dem ich am Tag von Kristens Beerdigung gesessen hatte. Er stand noch immer an seinem Platz, aber inzwischen war überall drum herum Gras gewachsen und bereits gemäht worden. Ich blieb stehen, warf einen Blick über die Schulter und begrüßte ihn. Mehr sagte ich nicht und blieb auch nicht länger stehen.
    Als Nächstes hielt ich vor Washington Irvings Ruhestätte an. Auf dieser Seite des Friedhofs waren weniger Leute. Niemand war zu sehen, als ich das Grabmal erreichte. Ich kniete mich hin und vergrub die Finger in dem kurz gestutzten Gras am Rand des Grabsteins.
    »Ich bin wieder da«, sagte ich. »Wie ich es versprochen habe.« Die Gedenktafel sah aus, als sei sie eben erst gesäubert worden: Moos und Schmutz waren fein säuberlich entfernt und daneben eine kleine amerikanische Flagge aufgestellt worden.
    »Mein … Ausflug … war gut«, sagte ich. Früher war es angenehm gewesen, hier so mit ihm zu reden, aber jetzt war es anders. »Es war schön, alles hinter sich zu lassen und sich einfach die Zeit zu nehmen, mit allem klarzukommen.«
    Ich zupfte einen Grashalm ab und rollte ihn zwischen den Fingern. »Tante Marjories Haus ist super. Sie lebt auf einer Farm. Es ist wirklich schön dort. Und sie hat mich sogar in ihrem Flugzeug mitgenommen und mich selber fliegen lassen.«
    In einiger Entfernung hallten Stimmen wider und ich rappelte mich auf. Das Letzte, was ich jetzt brauchen konnte, war, dabei erwischt zu werden, wie ich laut mit einem Grabstein sprach. »Ich versuche, bald wiederzukommen«, sagte ich, berührte den Stein kurz mit den Fingerspitzen und ging dann die Stufen hinunter. Eine kleine Gruppe Leute kam um die Ecke; sie warteten, bis ich an ihnen vorübergegangen war.
    Ich wandte mich in Richtung von Kristens Grab, doch auf dem Weg dorthin traf ich zwei weitere Gruppen. Die eine blieb bei dem Stein direkt neben

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