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The Haunted

The Haunted

Titel: The Haunted Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Verday
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ihrem stehen. Ich versuchte, zurückzubleiben und ihnen genug Zeit zu geben, sodass sie weitergehen würden und ich allein sein konnte. Aber sie wollten offenbar nicht weiter.
    Nach einiger Zeit, ich schätzte, es waren mindestens zwanzig Minuten, trat ich schließlich doch an ihr Grab.
    Mir fiel sofort auf, dass der Bereich direkt vor dem Stein sehr gut gepflegt war. Das Gras auf dem Friedhof wurde zwar immer kurz gehalten, aber auf vielen Gräbern wucherte dafür jede Menge Unkraut. Um das Grab von Kristen kümmerte sich offensichtlich jemand regelmäßig.
    Das zweite, was ich bemerkte, war ein frisch gepflücktes, vierblättriges Kleeblatt am Fuß des Grabsteins. Es war das absolut erste Mal in meinem Leben, dass ich ein vierblättriges Kleeblatt wirklich zu sehen bekam. Vorsichtig berührte ich es und zählte die vier Blättchen, um sicherzugehen, dass es nicht eine optische Täuschung oder so etwas war.
    Ich schaute mir das Gras um den Grabstein herum an. Nirgendwo war eine mit Klee bewachsene Stelle zu sehen. Auch in der weiteren Umgebung des Grabes war nirgendwo Klee zu entdecken. Jemand musste ihn woanders gefunden und hier abgelegt haben.
    Eine Gänsehaut wuchs auf meinen Armen. Schnell flüsterte ich Kristen einen Abschied zu und verließ den Friedhof. Auf dem Weg fragte ich mich, was dieses Kleeblatt wohl zu bedeuten hatte.
    Und wer es dort abgelegt hatte …

Kapitel drei – Widmung
    »Über diese Brücke hinwegzukommen, war die schwerste Prüfung. «
    Sleepy Hollow von Washington Irving
     
    In der folgenden Nacht machte ich kein Auge zu. Erst war mir zu heiß, dann wieder zu kalt. Dann war die Matratze zu uneben, dann zu hart. In einer Minute knüllte ich meine Bettdecke zusammen, in der nächsten warf ich sie beiseite. Um 6:54 Uhr gab ich schließlich auf, kroch aus dem Bett und ging nach unten. Der heutige Tag fühlte sich nach viel Kaffee an.
    Zum Glück war schon etwas Kaffeepulver in der Maschine, ich musste also nur noch Wasser einfüllen. Kurz darauf lief ein stetes dunkelbraunes Rinnsal in die Glaskanne. Die ersten Tropfen zischten und spritzten, bis der Kaffee den Boden bedeckte. Ich sah einen Moment zu und holte mir dann einen sauberen Becher.
    Der Kaffee war stark und schmeckte bitter. Ich gab noch einen gehäuften Löffel Zucker und reichlich Milch dazu, aber es half nicht besonders viel.
    Dann ging ich zu dem großen Fenster im Wohnzimmer. Auf dem Weg dorthin schnappte ich mir noch einen Stuhl und schleifte ihn hinter mir her. Der Himmel war eintönig und düster. Es sah nicht nach Regen aus, aber die Sonne kam auch nicht durch. Ich sank auf den Stuhl und starrte durch die Scheibe, nippte an meiner Tasse und schaute ein paar Vögeln zu, die die Erde nach Würmern absuchten.
    Der frühe Vogel fängt den Wurm. Ich hielt meinen Becher hoch und prostete den Vögeln zu. Dann machte ich es mir auf dem Stuhl bequem. Als nach einer Weile mein Kopf nach unten sank und meine Augen zufielen, merkte ich es nicht einmal.
    Zwei Stunden später weckte Mom mich auf, verwundert, dass ich auf einem Stuhl schlafen konnte. Ich selbst wunderte mich allerdings noch mehr darüber, dass ich, ohne mich daran erinnern zu können, die halb volle Kaffeetasse auf dem Boden abgestellt hatte, ohne auch nur einen einzigen Tropfen zu verschütten. Anscheinend war ich so etwas wie ein Schlafjongleur.
    Schlaftrunken wankte ich in mein Zimmer zurück und rieb mir auf dem Weg dorthin die ganze Zeit die Augen. Du gehst jetzt nicht wieder ins Bett, sagte ich mir. Die Feier beginnt in weniger als sechs Stunden und du musst dir noch überlegen, was du sagen willst.
    Mit einem Spiralblock und einem Stift setzte ich mich auf die Fensterbank. Doch der Stift schrieb nicht. Gut fünf Minuten lang probierte ich damit herum, bis ich endlich aufgab und mir einen anderen holte. Ich begann zu schreiben und versuchte, auf diese Weise meine Gedanken zu sortieren.
    Kristen Maxwell, die bei einem tragischen Unfall ertrank … Ich strich es wieder durch. Jeder, der zu dieser Feier kam, wusste, was dort bei der Brücke passiert war. Es gab keinen Grund, das auch noch extra zu betonen.
    Wir feiern hier heute … Wieder ein Strich. Viel zu gut gelaunt. Es musste … getragener sein.
    In der Bibel steht, alles hat seine Zeit, die Geburt ebenso wie der Tod … Das klang nach einer Predigt.
    Ich knüllte das Papier zusammen und lehnte mich zurück. Was wollte ich eigentlich wirklich sagen? Etwas über ihren Tod? Oder über ihr Leben?
    Ich versuchte

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