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The New Dead: Die Zombie-Anthologie

The New Dead: Die Zombie-Anthologie

Titel: The New Dead: Die Zombie-Anthologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Brooks , Joe Hill , Tad Williams
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tiefen Canyon gestürzt, der sich vor ein paar Wochen bei einem Erdbeben in Downtown San Francisco aufgetan hatte. Sie hatten sich einer nach dem anderen in die Tiefe geworfen und dabei geschrien: „Mutter Natur, vergib uns!“ Es hatte keine Wunder gegeben, derer man hätte Zeuge werden können, und kein König war aufgetaucht.
    Milo wandte sich von der Nachrichtensendung ab und musterte uns mit jener kühlen Gleichgültigkeit, die er – als er noch lebte – frischen Fleischstücken vorbehalten hatte. Seine Augen waren eingesunken und feucht, seine Gesichtshaut gräulich und so schlaff, dass seine Mundwinkel wie bei einer Maske der griechischen Tragödie nach unten gesackt waren. Sein Haar, einst kräftige, grau melierte Locken, war verschwunden, und die Haut und das Fleisch auf seinem Schädel schienen sich zu einer weiteren Knochenschicht verhärtet zu haben.
    „Milo, dieser Mann will dich sehen“, erklärte Grummeline.
    „Renfroe“, sagte ich. „Wir haben ein paarmal miteinander gesprochen“, sagte ich.
    Milo zuckte zusammen, und sein Mund öffnete sich, aber er sagte kein Wort. Stattdessen hob er eine Literflasche Wodka, die er zwischen den Beinen gehalten hatte, in die Höhe und goss den restlichen Inhalt annäherungsweise in Richtung seines Mundes. Das meiste lief ihm über sein Kinn und durchfeuchtete den Lätzchenbereich seines Unterhemds noch ein wenig mehr. Neben seinem Stuhl standen weitere leere Literflaschen Wodka, Gin, Kentucky Bourbon und so einiges andere mehr.
    „Säufer“, schimpfte Grummeline mit bebendem Kinn.
    „Er nimmt ein bisschen den Schmerz, der Alkohol“, erklärte ich ihr. „Ich habe gemerkt, dass sie das brauchen.“
    „Bei ihm genauso wie bevor tot dann.“
    „Spricht er mit Ihnen?“
    „Zuerst“, sagte sie. „Jetzt nicht mehr. Jetzt er ist still.“
    Hätte er noch gelebt, wäre Milo jetzt in theatralisches Gerede ausgebrochen. Er hätte geschwitzt, und sein Gesicht wäre rot angelaufen. Milo verabscheute seine Frau und belästigte die jungen Damen, die es wagten, seinen Laden zu betreten, indem er ihnen anzüglich mit Würstchen zuwinkte. Ständig hatte er eine Fahne, und eine Pistole lag stets griffbereit unter der Kasse.
    Es war verwunderlich, doch in letzter Zeit hatten wir uns alle Gedanken über die Seele gemacht. Es ließ sich wohl nicht vermeiden angesichts dieser herumwandernden und vor sich hin brabbelnden menschlichen Hüllen. Das war der Grund, warum ich zu Milos Fleischspezialitäten zurückgekommen war: wegen Dolly. Alles hatte sich verändert. Das Universum war bunt und vielfältig.
    „Lassen Sie mich Ihnen jetzt einfach das Geld …“, hob ich an und zog wieder das Geldbündel hervor.
    Grummeline riss es mir aus der Hand, die ganzen tausend Kröten. Sie zog es unter ihrer Nase durch, um daran zu riechen. Es war echtes Geld und ziemlich leicht verdient, aber keiner von uns beiden wusste, was es überhaupt noch wert war. Geld war mittlerweile kaum mehr als eine Erinnerung. Eigentlich sollte es für Gold stehen, das in irgendwelchen Stahlkammern lagerte, aber essen konnte man auch das nicht.
    „Äh, das sind tausend Dollar“, sagte ich. „Aber ich mache Ihnen einen Vorschlag.“
    Grummeline schob die Lippen vor. „Was für ein Vorschlag?“
    „Ich gebe Ihnen die ganzen tausend Dollar für Dolly und sämtlichen Schnaps, den Sie noch haben.“
    „Was ist Dolly?“
    „Das tote Mädchen.“
    Grummeline schob das Geld in ihre Tasche und kraulte die Katze unterm Kinn, woraufhin diese die Augen schloss. Ich ging mit Grummeline in den Schlachtraum und sah zu, wie sie die Tür vom Kühlraum öffnete. Automatisch ging das Licht im Kühlraum an, ein grelles Weiß. Abgepackte Fleischstücke unbekannten Ursprungs lagen auf mehreren Kunststoffregalen, und sechs oder sieben Rinderhälften hingen wie Anzüge in einem Kleiderschrank an einer Stange.
    Am anderen Ende des Raumes befand sich eine aus billigem Holz zusammengenagelte Packkiste, die wie ein Armensarg aussah. Ich wusste, dass das Mädchen, das darin lag, vielleicht neunzehn oder zwanzig war, nicht mehr als fünfundvierzig Kilo wog und gerade mal einen Meter fünfzig maß. An ihr war deutlich weniger dran als an den Fleischstücken, die um uns herum hingen, doch dieses andere Fleisch konnte nicht wie ihres wiederbelebt werden.
    Die Katze sprang ihrem Frauchen von der Schulter und huschte durch die offene Kühlraumtür nach draußen. Ich bat Grummeline um den größten Schlitzschraubenzieher, den sie

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