The Rigger - Fesseln der Lust (Teil 2 & 3 Rosen ...) (German Edition)
noch keiner repariert?“ Er schlug einmal mit der Faust auf den Tisch und das Flackern verschwand. „Geht doch“, sagte er zufrieden. Peel klang erschöpft. Seinem Aussehen nach zu urteilen musste er die halbe Nacht hier gewesen sein. Kurz ging ich den Inhalt meiner untersten Schublade durch. Ja, da musste noch ein sauberes Hemd für ihn drin liegen.
„Gut, wo war ich? Ach ja … noch gar nicht. Also: Die Frau, die Sie hier sehen, ist keine zwölf Stunden tot. Wie gesagt, einen Namen haben wir noch nicht, aber sie reiht sich mit ihrem Tod in eine Serie von Verbrechen ein, die alle gleich – oder zumindest ähnlich – abgelaufen sein müssen. Der Obduktionsbericht erzählt uns folgende Geschichte: Die Damen hatten alle die gleiche Hautfarbe, waren im gleichen Alter, gleiches Gewicht, gleiche Größe; Haar- und Augenfarbe identisch. Als Gimmick hat sich der Mörder ein paar Juteseile einfallen lassen und als speziellen Abschiedsgruß eine Rose in die Seile gesteckt. Bei allen Leichen gleiche Vorgehensweise: Tod durch Ersticken. Kurz vorher Geschlechtsverkehr; da aber keine Wunden an ihren Geschlechtsorganen gefunden wurden, nimmt die DP an, dass der Sex einvernehmlich war. Spuren von Sperma wurden nicht gefunden, was natürlich die Suche nach den Tätern erschwert. Alle Opfer weisen allerdings Striemen auf. Wenn man jetzt eine miese Fantasie hat, könnte man behaupten, dass da regelmäßig was schief geht oder der Täter übt. Aber das werden wir in den Täterprofilen herausstellen. Miss Sinclair: Ihre Aufgabe.“
Ich hatte angespannt gelauscht und meinen Blick nicht von der Projektion hinter meinem Chef abwenden können. Allerdings war mein Blick nicht an der Toten hängen geblieben. Nicht an den kalten, nackten Körpern. Sondern an der Rose, die in ihre Fesseln gesteckt worden war. So eine Rose stand bei mir zuhause auf dem Nachttisch. Für einen Moment stockte mir der Atem, durchzuckte mich ein fürchterlicher Verdacht – dasselbe Gefühl wie vor zehn Minuten. Das konnte Zufall sein. Ja … ganz sicher war es das. Es war die Zeit für Rosen, die nicht aus dem Gewächshaus kamen. Und außerdem war nicht wirklich zu erkennen, dass es diese Rosenzüchtung war.
Ich nickte, wartete auf das Ende des Briefings und ging zurück in unser Büro. Einen Augenblick später erschien Peel. Aus der Nähe betrachtet sah er noch wesentlich schlimmer aus; seine Haut schimmerte grau, seine Mundwinkel hingen traurig nach unten. Ich schenkte ihm einen Kaffee ein, reichte ihm die Tasse. Peel sah kurz auf, lächelte mich schwach an und nahm einen Schluck. „Dass diese Idioten von der DP immer noch glauben, sie könnten solche Fälle allein lösen. Verdammt.“ Er fuhr sich über die Augen.
„Wann haben Sie das letzte Mal geschlafen?“, fragte ich ihn und er grinste mich schräg an. „Was haben wir heute für einen Tag? Montag … dann wohl irgendwann Samstag.“ Empört stieß ich die Luft aus. „Warum haben Sie mich nicht angerufen?“
„Weil Sie in den letzten Monaten kaum ein Wochenende frei hatten … Kann ich denn ahnen, dass ausgerechnet bei dem schönen Wetter die Idioten vom DP zu uns kommen???“ Ich schüttelte lachend den Kopf.
„Nein, wahrscheinlich nicht. Ich mach Ihnen die Liege fertig … ok?“ Peel sah mich an, nahm mein Gesicht in seine Hände und ich konnte riechen, dass er mehr Kaffee getrunken hatte, als ihm gut tat. „Aber nur zehn Minuten und auch nur deshalb, weil ich weiß, dass Sie keine Ruhe geben werden.“ Er küsste mich väterlich auf die Stirn.
Peel schlief sechs Stunden und er sah mich strafend an, weil ich ihn nicht geweckt hatte.
„Haben Sie etwas Verwertbares?“ Sein Ton war mürrisch, aber das kannte ich schon von ihm. Ich reichte ihm sein sauberes Hemd, das er mit einem schrägen Lächeln annahm und sich sogleich umzog. „Nein … Die vom DP hatten seit Monaten Zeit und haben nichts gefunden. Ich habe mir die einzelnen Unterlagen zu den toten Frauen vorgenommen. Bis auf die Fesselung und die Rosen, sowie das gleiche Aussehen … weist nichts darauf hin, wo die Morde begangen wurden … Keine Gemeinsamkeiten … ein paar Kreditkartenabrechnungen, aber nichts, was auf einen Zusammenhang hindeuten könnte. Die Technik hat das Material der Seile bestimmen können … Jute … wie überraschend … keine DNS an den Leichen – auch nicht wirklich überraschend … Nichts. Da versteht einer sein Handwerk … nur leider der Falsche.“
Peel nickte und sah auf die Uhr. Es war bereits
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