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The Tools - wie Sie wirklich Selbstvertrauen, Lebensfreude, Gelassenheit und innere Stärke gewinnen

The Tools - wie Sie wirklich Selbstvertrauen, Lebensfreude, Gelassenheit und innere Stärke gewinnen

Titel: The Tools - wie Sie wirklich Selbstvertrauen, Lebensfreude, Gelassenheit und innere Stärke gewinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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nur einbildete, aber er machte auf mich den Eindruck, als hätte er schon lange nach etwas gesucht und es endlich gefunden.
    Dann stellte er mir eine Frage, die mir noch nie einer gestellt hatte.
    »Ich frage mich … wer Sie all das gelehrt hat … die Tools und das alles. In meiner Ausbildung kam nichts von alledem auch nur im Entferntesten vor.«
    »Niemand hat es mich gelehrt.«
    »Wollen Sie damit sagen, dass Sie selbst darauf gekommen sind?«
    Ich zögerte. »Tja … nicht ganz.«
    Ich wusste nicht, ob ich ihm erzählen sollte, wie ich wirklich an dieses Wissen gelangt war. Das war eine ziemlich ungewöhnliche Geschichte. Aber er schien aufgeschlossen zu sein, und so ließ ich es auf einen Versuch ankommen. Es fing mit den allerersten Klienten an, die ich behandelte, vor allem mit einem.
    Das war Tony, ein junger Assistenzarzt, der im selben Krankenhaus, in dem ich in der Psychiatrie assistierte, seine chirurgische Facharztausbildung absolvierte. Im Gegensatz zu den anderen Chirurgen war er nicht arrogant; eher wirkte er, als er in sich zusammengesunken vor meinem Sprechzimmer saß, wie eine Ratte in der Falle. Als ich ihn fragte, was los sei, sagte er: »Ich habe schreckliche Angst vor meiner nächsten Prüfung.« Er zitterte so, als sei der Prüfungstermin in zehn Minuten, dabei war er erst in sechs Monaten. Alle Prüfungen machten ihm Angst, und die bevorstehende war eine besonders wichtige. Sie entschied über seine Zulassung als Chirurg.
    Ich interpretierte seine Geschichte so, wie ich es gelernt hatte. Sein Vater hatte mit einer chemischen Reinigungsfirma ein Vermögen verdient, besaß jedoch keinen Collegeabschluss und hatte deshalb starke Minderwertigkeitsgefühle. Nach außen hin wünschte er, dass sein Sohn ein berühmter Chirurg wurde, um das Gefühl zu haben, durch ihn doch noch zu akademischem Erfolg zu gelangen. Aber innerlich war er so unsicher, dass er die Vorstellung, sein Sohn könnte ihn überflügeln, als bedrohlich empfand. Aus diesem Grund musste der Gedanke an Erfolg Tony unbewusst entsetzliche Angst einflößen: Sein Vater würde ihn als Rivalen betrachten und Vergeltung üben. Bei Prüfungen durchzufallen war Tonys Versuch, sich in Sicherheit zu bringen. So musste es zumindest sein nach allem, was ich gelernt hatte.
    Als ich ihm diese Interpretation unterbreitete, war er skeptisch. »Das klingt nach reiner Theorie«, sagte er. »Mein Vater hat mich nie dazu gedrängt, etwas um seinetwillen zu tun. Ihm kann ich meine Probleme nicht anlasten.« Doch immerhin schien es erstmal zu helfen; er sah besser aus, und es ging ihm besser. Aber als der Prüfungstag näher rückte, kehrten all seine Symptome zurück. Er wollte die Prüfung aufschieben. Ich versicherte ihm, schuld sei nur die unbewusste Angst vor seinem Vater. Er müsse bloß weiter darüber reden, dann lege sie sich wieder. Das war der traditionelle, im Lauf der Zeit erprobte Lösungsansatz für sein Problem. Ich war so zuversichtlich, dass ich Tony garantierte, er würde die Prüfung bestehen.
    Ich irrte mich. Er fiel mit Pauken und Trompeten durch.
    Danach hatten wir noch eine letzte Sitzung. Er sah nach wie vor aus wie eine Ratte in der Falle, diesmal jedoch wie eine wütende Ratte in der Falle. Seine Worte habe ich nie vergessen. »Sie haben mir keinen wirksamen Weg gezeigt, wie ich meine Angst überwinden kann. Über meinen Vater zu reden war jedes Mal so, als kämpfte ich mit einer Wasserpistole gegen einen Gorilla. Sie haben mich im Stich gelassen.«
    Diese Erfahrung mit Tony öffnete mir die Augen. Mir wurde klar, wie hilflos sich ein Klient mitunter fühlt, wenn er sich mit seinem Problem auseinandersetzt. Was Klienten brauchen, sind Lösungen, die ihnen die Kraft verleihen, sich mutig zur Wehr zu setzen. Theorien und Erklärungen können diese Art von Kraft nicht vermitteln; nötig sind Kräfte , die gefühlt werden können.
    Ich hatte noch einige andere, weniger spektakuläre Misserfolge. In jedem Fall litten die Klienten sehr – unter Depressionen, Panikattacken oder Jähzorn. Sie flehten mich an, dafür zu sorgen, dass dieser Schmerz verging. Doch ich hatte keine Ahnung, wie ich ihnen helfen sollte.
    Eigentlich konnte ich gut mit Misserfolg umgehen. In meiner Jugend war ich leidenschaftlicher Basketballer und hatte immer mit anderen Jungs gespielt, die besser und größer waren als ich (größer war fast jeder). Ich versagte oft, aber ich kannte ein Heilmittel: Wenn ich schlecht gespielt hatte, trainierte ich einfach

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