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habe aufgehört, ihn um Hilfe zu bitten. Er würde es nie zugeben, aber ich habe das Gefühl, dass er es sehr ungern tut. Es ist einfacher, wenn ich es selbst mache.«
Diese Einstellung sorgte dafür, dass ihr Mann, der ohnehin schon wegen ihrer übertriebenen Ängste frustriert war, sich noch mehr zurückzog. Niemand fühlt sich gern überflüssig. Auch Freunde und Freundinnen blieben nach und nach aus – Elizabeth hatte keine Zeit für sie.
Dann kam der Wendepunkt. Kurz nachdem Elizabeth die Therapie begonnen hatte, geriet sie mit ihrer Tochter aneinander. Sie hatte die Bewerbungsunterlagen ihrer Tochter fürs College durchgesehen, sie stets an Stichtage erinnert und ihr sogar dabei geholfen, die Umschläge zu frankieren. Deshalb war sie entsetzt, als die Tochter ihr plötzlich vorwarf, eine »egoistische Nörglerin« zu sein. Sobald sich beide wieder beruhigt hatten, erklärte ihr die Tochter: »Es tut mir leid, dass ich dich so genannt habe. Aber du musst das verstehen. Die meiste Zeit über habe ich das Gefühl, dass du mir nicht um meinetwillen hilfst, sondern nur um mit deiner eigenen Sorge fertigzuwerden, dass ich bloß aufs College aufgenommen werde.«
Elizabeth konnte nicht länger leugnen, dass die Schwarze Wolke ihre mütterlichen Regungen so verändert hatte, dass sie für ihre Tochter eine Last waren. Wenn sie das vermochte, konnte sie alles verderben. Elizabeth fasste den Entschluss, sich von der Schwarzen Wolke zu befreien.
Aber das war leichter gesagt als getan.
Warum hat negatives Denken solche Macht?
Es ist verlockend, sich einzureden, dass Denkmuster leicht zu verändern sind. Können wir nicht einfach einen negativen Gedanken durch einen positiven ersetzen? Diese Vorstellung ist tief in der amerikanischen Kultur verwurzelt und zeigt sich in Longsellern wie Die Kraft positiven Denkens von Norman Vincent Peale. Leider handelt es sich um eine der Ideen, die den Anschein erwecken, sie könnten wirken, und es dann doch nicht tun. Denn im wirklichen Leben haben positive Gedanken nicht annähernd solche Kraft wie negative .
Das erfuhr Elizabeth am eigenen Leibe, als eine Freundin ihr ein Buch zu diesem Thema lieh. »Drei Tage lang versuchte ich, positiv zu denken.« Sie runzelte die Stirn. »Aber bei jedem neuerlichen Versuch kam ich mir blöd vor, weil ich vorgab, alles sei in Ordnung, während doch überall Gefahren lauerten. Ich weiß nicht, warum man von der Kraft des positiven Denkens spricht – letztlich haben die negativen Gedanken die Übermacht.«
Was hat es mit dieser Macht auf sich? Um das herauszufinden, bat ich Elizabeth, die Augen zu schließen und sich eine Reihe von Sorgen zu vergegenwärtigen. Sie nickte. »Entspannen Sie sich jetzt innerlich, als hätten Sie die Fähigkeit verloren, sich Sorgen zu machen. Wie fühlt sich das an?«
Elizabeth zuckte zusammen. »Eine Sekunde lang war ich ganz entspannt, dann … fühlte es sich so an, als hätte ich über nichts mehr die Kontrolle.«
»Gut. Denken Sie jetzt mitten in diesem Gefühl des totalen Kontrollverlusts wieder an Ihre Sorgen. Wie fühlt sich das an?«
»Eigentlich … ein bisschen besser.« Sie öffnete die Augen. »Wenn ich mir Sorgen mache, habe ich irgendwie das Gefühl, als könnte ich dadurch verhindern, dass etwas Schlimmes passiert. Das erinnert mich an meine Kindheit; als kleines Mädchen blieb ich oft die ganze Nacht wach und malte mir aus, wie schrecklich es sein würde, wenn sich meine Eltern trennten. Es wurde eine Art Ritual. Ich glaubte tatsächlich, dass nichts dergleichen passieren würde, solange ich mir Sorgen darum machte.«
»Aber Ihre Eltern haben sich schließlich doch getrennt. Ihre Besorgnis hat nichts genützt, und trotzdem haben Sie daran festgehalten.«
»Ich befürchtete vermutlich, dass das Unheil mit Sicherheit eintreten würde, wenn ich damit aufhörte.«
Die Besorgnis war zu einem starken Aberglauben geworden, der ebenso wenig nützte wie eine Hasenpfote. Abergläubische Vorstellungen üben jedoch einen starken Reiz aus, denn sie geben uns das Gefühl, auf magische Weise Einfluss auf die Zukunft nehmen zu können. Das ist natürlich reine Illusion – das meiste im Leben lässt sich nicht vorhersagen, geschweige denn kontrollieren. Alles kann jederzeit geschehen, sei es, dass ein Picknick ins Wasser fällt oder dass jemand plötzlich einen Herzanfall erleidet. Dennoch bleiben wir fest dabei, dass wir das Unkontrollierbare kontrollieren können.
Warum?
Weil wir in Bezug auf das
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